Kritik an Ordnungsamt Meckenheim Freilaufender Hund ist ein Ärgernis

MECKENHEIM · Wenn Rudolf Wysk mit seinem neuen Pflegehund "Heidi", einem Jack Russel, spazieren geht, hat er stets ein ungutes Gefühl: Schließlich war der Meckenheimer, der Im Siebenswinkel wohnt, in den vergangenen Jahren immer wieder beim Gassigang auf einem nahegelegenen Wirtschaftsweg attackiert worden, so berichtet er.

 Nach den Beißvorällen auf dem Wirtschaftsweg nahe seines Hauses Im Siebenswinkel ist Rudolf Wysk mit seinen Pflegehund Heidi immer nur noch sehr vorsichtig unterwegs.

Nach den Beißvorällen auf dem Wirtschaftsweg nahe seines Hauses Im Siebenswinkel ist Rudolf Wysk mit seinen Pflegehund Heidi immer nur noch sehr vorsichtig unterwegs.

Foto: Axel Vogel

Und zwar war sein damaliger Hund Luna, den er vor kurzem einschläfern lassen musste, immer wieder von ein und demselben Hund, einem Scharpey-Mix, böse angegangen worden. Dabei sei Luna zum Teil erheblich verletzt worden, sagt Wysk. Die Bissattacken waren möglich, weil die Halterin des Scharpey-Mixes und deren Lebensgefährte den Hund immer wieder hatten frei laufen lassen.

So schildert es der Beschwerdeführer. Was Wysk nun empört: Obwohl die Halterin bekannt sei, er seit 2013 bereits zwei Beißfälle dem Meckenheimer Ordnungsamt gemeldet habe und dieses Leinenzwang angeordnet hatte, so berichte er, "sind offensichtlich bislang keine Konsequenzen gefolgt".

Von insgesamt vier Attacken zwischen 2013 und 2014 weiß der Meckenheimer zu berichten. Aktenkundig gemacht hatte Rudolf Wysk eine Beißerei am 14. Februar 2013 beim Ordnungsamt, wie auch eine am 4. Juli 2014. Bei diesen Angriffen, die seiner Aussage nach stets von dem Scharpey-Mix ausgegangen seien, "wurde mein Hund zum Teil schwer verletzt.

Luna musste sogar genäht werden", so schildert er das Geschehen. Alle Gespräche mit der Halterin, die ebenfalls aus Meckenheim kommt, hätten nichts gebracht: "Die Frau war absolut unbelehrbar", betont Rudolf Wsyk. Dabei verweist er auch auf ganz ähnliche Erfahrungen anderer Hundehalter.

Das Ordnungsamt habe den Scharpey-Mix zwar dem Kreisveterinäramt vorgestellt. Trotzdem sei man dort nur zu dem Ergebnis gekommen, "dass der Hund nicht gefährlich ist, weil er nur gelegentlich zubeiße", sagt Rudolf Wysk. Rita Lorenz, Sprecherin des Kreises, betont aber, "dass wir nichts über die Gefährlichkeit des Hundes gesagt haben". Die Kreisveterinäre hätten allerdings empfohlen, den Hund im Freien stets anzuleinen. Die Umsetzung dieser Anleinpflicht sei dann Aufgabe der Stadt Meckenheim, so Lorenz weiter.

Und genau das sei nicht geschehen, kritisiert Wysk. Auch in letzter Zeit sei ihm wieder unangenehm aufgefallen, dass der Scharpey-Mix weiterhin unangeleint unterwegs gewesen sei, und zwar mit dem Lebensgefährten der Halterin. Daher sagt er: "Das Meckenheimer Ordnungsamt kann die Anleinpflicht offensichtlich nicht durchsetzen." Da er sich nun auch um seine Gesundheit seines neuen Pflegehundes sorgt, ebenso um die eigene körperliche Unversehrtheit, hat er einen Anwalt eingeschaltet.

Untätigkeit will sich die Meckenheimer Stadtverwaltung allerdings nicht vorwerfen lassen: "Uns sind die Vorfälle bekannt und wir haben auch alle zur Verfügung stehende Mittel ausgeschöpft", betont Stadtsprecherin Marion Lübbehüsen. Zeitweise habe sich die Lage dann auch entspannt, bis jetzt wieder Vorfälle gemeldet worden seien. Denen werde man auch wieder nachgehen.

Kurz gefragt

Losgelöst von den schlechten Erfahrungen des Meckenheimers Rudolf Wysk stellt sich die Frage: Wie verhält sich ein Halter richtig, wenn er beim Spaziergang mit seinem Hund von einem Vierbeiner attackiert wird? Das wollte Axel Vogel von Manuela van Schewick (58) aus Lüftelberg wissen, die seit fast 20 Jahren als Hundetrainerin arbeitet, zudem Züchterin und Buchautorin ist.

Frau van Schewick, Klagen über Angriffe von freilaufenden Hunden, die plötzlich das eigene Tier an der Leine angehen, sind ja keine Seltenheit.
Van Schewick: Das stimmt im Prinzip. Nur rate ich zu differenzieren, ob das immer auch ein Angriff ist. Viele Hunde wollen nur spielen, oder Eindringlinge verjagen, weil diese vermeintlich in ihr Revier eingedrungen sind.

Wie soll man erkennen können, ob Ernst im Spiel ist?
Van Schewick: Es gibt ein großes Repertoire an Drohgebärden, daher sollte jeder Halter das Verhalten eines Hundes als eine Art Prävention "lesen" können. So kann ein starres Auftreten eines Tieres gefährlich sein, wohingegen viel Aktion in den Bewegungen oft auf ein spielerisches Verhalten hindeutet.

Und was, wenn ich den Eindruck bekomme, mein Hund wird attackiert?
Van Schewick: Auf jeden Fall muss ich meinem Hund die Chance geben, sein Sozialverhalten auszuleben, etwa auszuweichen oder mit dem anderen Hund zu spielen. Das kann er aber nicht, wenn er angeleint ist. Deshalb rate ich dazu, sich mit dem anderen Hundehalter darüber zu verständigen, dass man entweder beide Hunde angeleint lässt, oder beide los macht. Oft kommt es an der Leine zu eben jenen Bissverletzungen, weil die Hunde dort nicht kommunizieren können. Daher muss man eine Situation schaffen, wo die Tiere genau das können.

Was kann der Halter noch machen?
Van Schewick: Er muss Sicherheit und Souveränität ausstrahlen. Dabei ist der Halter umso mehr gefordert, je unsicherer der eigene Hund ist. Es gilt auch mit Blick auf fremde Hunde zu signalisieren: Ich bin der Chef. Oft hilft auch Blickkontakt mit dem eigenen Hund zu halten, um brenzlige Situationen zu überstehen.

Was tun, wenn alles nichts nutzt, und die Hunde gehen aufeinander los?
Van Schewick: Auf jeden Fall sollte man bis auf weiteres nicht eingreifen. Zu den meisten Unfällen kommt es, weil Menschen dazwischen gehen, und sich mancher Hund dann in seinem aggressiven Verhalten bestärkt fühlt. Viele Rangeleien erledigen sich nach kurzer Zeit von selbst, weil etwa ein Kontrahent dem anderen signalisiert hat, ich unterwerfe mich.

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