Kaplan Theodor Helten Ein Märtyrer aus Meckenheim

MECKENHEIM · Der Meckenheimer Kaplan Theodor Helten gehört zu den Männern und Frauen, die durch die Nationalsozialisten wegen ihres standhaften Glaubens ermordet wurden.

 Die Kirche in Heisterbacherrott: Hier sowie in der Meckenheimer Gemeinde Sankt Johannes der Täufer wirkte Theodor Helten.

Die Kirche in Heisterbacherrott: Hier sowie in der Meckenheimer Gemeinde Sankt Johannes der Täufer wirkte Theodor Helten.

Foto: GA-Archiv

Für Papst Johannes Paul II. war das 20. Jahrhundert das Jahrhundert der Märtyrer: "In unserem Jahrhundert sind die Märtyrer zurückgekehrt, häufig unbekannt, gleichsam 'unbekannten Soldaten' der großen Sache Gottes. Soweit als möglich dürfen ihre Zeugnisse in der Kirche nicht verloren gehen."

Auch wenn sich der Papst in seinem Apostolischen Schreiben von 1994 auf die weltweite Situation des Märtyrertums bezieht, trifft es auf die Zeit des deutschen Nazi-Regimes mit seinem ideologischen Absolutheitsanspruch und seinem menschenverachtenden Staatsapparat in besonderem Maße zu. "Aufgabe des Apostolischen Stuhls (...) wird es sein, die große Aufmerksamkeit auf die Heiligkeit derer zu richten, die auch in unserer Zeit die volle Wahrheit Christi gelebt haben."

Verzeichnis von Märtyrern

Für den Bereich der Deutschen Bischofskonferenz wurde der in Euskirchen geborene und von Papst Johannes Paul II. 1984 nach Rom in die Kongregation für die Glaubenslehre berufene Theologe Prälat Dr. Helmut Moll mit dem Verfassen eines Verzeichnisses von Märtyrern und deren Lebensumständen beauftragt. Zu diesen zählt auch Theodor Helten. Der Kölner Priester trat 1928 im Alter von 31 Jahren seine dritte Stelle als Kaplan an Sankt Johannes der Täufer in Meckenheim an.

Drei Jahre später wurde er zum Rektoratspfarrer in Heisterbacherrott ernannt, in der Pfarrei Niederdollendorf, die damals zum Dekanat Beuel gehörte. Zu dieser Zeit hatte Heisterbacherrott als Wallfahrtsort noch keine besondere Bedeutung. Es waren erst 20 Jahre vergangen, seit der damalige Rektor Rudolf Schmidt durch den Ankauf einer Reliquie von Judas Thaddäus, einem der zwölf Apostel, Heisterbacherrott zu einem Wallfahrtsort machte. Theodor Helten engagierte sich in hohem Maße für das Bekanntwerden des Wallfahrtsortes, dessen Heiliger von katholischen Gläubigen in ausweglosen Situationen um Beistand angerufen wird. Wahrscheinlich hat Helten seine eigene Situation noch nicht als "ausweglos" gesehen, als er mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus die Aufmerksamkeit der Gestapo auf sich zog. Hitler hatte das zur Vernichtung legitimierende Verdikt gegen Priester ausgegeben, die sich der NS-Ideologien widersetzten: "Ich werde bestimmt keine Märtyrer aus ihnen machen. Zu simplen Verbrechern werden wir sie stempeln. Ich werde ihnen die ehrbare Maske vom Gesicht reißen.

Und wenn das nicht genügt, werde ich sie lächerlich und verächtlich machen (...) wenn ich will, könnte ich die Kirche in wenigen Jahren vernichten." Goebbels propagierte daraufhin die "Pfaffenprozesse" gegen Ordensgeistliche wegen angeblicher Devisenschieberei und Sittlichkeitsvergehen und attackierte damit die Katholische Kirche von 1935 bis zum Ende des Jahres 1937. Mit anonymen Anschuldigungen der Veruntreuung von Wallfahrtsgeldern und unsittlichen Übergriffen kam es 1937 auch zur Verhaftung von Pfarrer Theodor Helten. Nach 18 Monaten wurde er unverurteilt wieder freigelassen, verbrachte jedoch nur noch eine Nacht in Heisterbacherrott. Er verließ den Ort am folgenden Morgen. In der Kirchenchronik seiner Pfarrei findet sich der Eintrag: "Die Gestapo verfolgte ihn und brachte ihn bald in das Konzentrationslager Oranienburg bei Berlin." Wie aus der Sterbeurkunde des Oranienburger Standesamtes hervorgeht, ist "Rektor Theodor Helten, katholisch (...) am 18. Mai 1942 um 5 Uhr 15 in Oranienburg im Lager Sachsenhausen verstorben". Die Kirchenchronik ergänzt: Helten "war im Konzentrationslager zu Tode gequält worden, dann verbrannt, damit man die Todesspuren nicht sehen konnte."

Verbleib der Urne

In einem 1996 verfassten Aufsatz von Prälat Moll über den "Märtyrerpriester aus Heisterbacherrott" wird ein Protokoll der Nichte Heltens über den Verbleib seiner Urne in den Heimatblättern des Rhein-Sieg-Kreises wiedergegeben: "Des Weiteren ist mir bekannt, dass meine Mutter im Auftrag meiner Großmutter nach dem Ableben meines Onkels im Jahre 1942 die Urne auf der Aachener Straße gegen Zahlung eines Entgeltes in Empfang genommen hat. Diese Urne wurde dann in einen Holzsarg eingebaut, damit ein christliches Begräbnis stattfinden konnte. Die Beisetzung erfolgte im elterlichen Grab auf dem Friedhof Köln-Bocklemünd (Westfriedhof)."

Helmut Moll schließt seine Ausführungen über Theodor Helten mit den denkwürdigen Worten: "In seinem Eintreten auch für die Würde des Menschen bewies er seinen Gegnern, dass der moralische Wert eines Menschen gerade dort beginnt, wo er bereit ist, für seine Überzeugungen sein Leben einzubüßen." Anlässlich Theodor Heltens 100. Geburtstag widmete ihm Heisterbacherrott 1996 eine Straße: Der "Rektor-Helten-Weg" soll die Erinnerung an den Märtyrerpriester auch für kommende Generationen bewahren.

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