Kath. Grundschule Meckenheim Ehrenamtler unterstützen Schüler mit Migrationshintergrund bei Hausaufgaben

MECKENHEIM · Sechs Kinder und vier Betreuer sitzen um den Tisch herum und erledigen gemeinsam Hausaufgaben. Das ist normalerweise nicht so, denn die Betreuer der Hausaufgabeninitiative gehen mit ihren Schützlingen jeweils in einen eigenen Raum, damit keiner den anderen stört.

 Wertvolle Hilfe: Christel Bey unterstützt Zilanz (l.) und Hafin bei den Hausaufgaben.

Wertvolle Hilfe: Christel Bey unterstützt Zilanz (l.) und Hafin bei den Hausaufgaben.

Foto: Wolfgang Henry

So vorbildlich wie heute arbeiten die Grundschüler auch nicht immer. Sie rechnen und schreiben - und wenn es ein Problem gibt, fragen sie den Betreuer oder die Betreuerin.

Dieses Angebot der Einzelbetreuung bei den nachmittäglichen Hausaufgaben gibt es in der Katholischen Grundschule Meckenheim (KGS) schon seit 1975. Das sei wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum die insgesamt zwölf ehrenamtlichen Helfer kaum noch Beachtung in der Öffentlichkeit fänden, glaubt Doris Leistner, die seit 2000 gemeinsam mit Giesela Kujath die Hausaufgabeninitiative organisiert. Zuvor war sie bereits 16 Jahre dort als Betreuerin aktiv.

Die Ziele, die die Gruppe sich gesetzt hat, sind beachtlich. Neben der Steigerung des Leistungsstandes sind dies das Erreichen des Klassenzieles, die Erziehung zu Ausdauer, Konzentration und sozialem Verhalten - und persönliche Zuwendung wollen sie ihren Schützlingen auch geben. Leistner unterstützt Zweitklässlerin Ela seit der ersten Klasse. Zunächst muss Ela heute lesen üben. Es beginnt vielversprechend, aber die Konzentration lässt mit jedem Satz ein wenig nach.

Am Kopfende des Tisches beginnt das Rätselraten, wie denn wohl die Rechenaufgaben der Zwillinge Selma und Ali, die die vierte Klasse besuchen, gelöst werden müssen. Helga Marx, die Verbindungslehrerin, kann helfen. Sie ist seit ungefähr drei Jahren auf Lehrerseite für Fragen der Hausaufgabeninitiative zuständig. "Die Einzelbetreuung ist schon sehr luxuriös.

Die Kinder, die derzeit alle Migrationshintergrund haben, kommen mit einem Strahlen im Gesicht hierhin", berichtet sie. Die Kinder wüssten, dass sich jemand um sie kümmere, und das mit einer Engelsgeduld, beschreibt Marx die Verdienste der Ehrenamtler in der Grundschule.

Leistner erinnert sich noch, als sie 1984 mit ihrer Familie nach Meckenheim zog und einen ihrer drei Söhne im ersten Schuljahr der KGS, die damals noch im Ruhrfeld angesiedelt war, unterbrachte. Schon damals habe sie in den Unterlagen entdeckt, dass eine Hausaufgabenbetreuung für die Kinder gesucht werde. Daraufhin meldete sie sich. Eines sei im Laufe der Zeit sehr deutlich geworden: "Die Kinder sind heute wesentlich unruhiger als früher." Vor allem die Sprachdefizite der Migranten haben sie dazu bewogen, sich bis heute zu engagieren.

Selma findet diese kostenlose Nachhilfe "super", wie sie selbst sagt. Ihr Vater komme immer erst spät nach Hause, so dass sie dort keine Hilfe habe. Heute erledigt sie neben den Hausaufgaben noch eine Zusatzaufgabe. Betreut wird Selma mit ihrem Zwillingsbruder von einem Neuling in der Runde. Friedrich Gerlitz befindet sich im Ruhestand, nachdem er bei der Agentur für Arbeit Führungskräfte vermittelt hat.

"Nur Geschirrwaschen und Staubsaugen ist mir einfach zu wenig", sagt er. Deshalb habe er nach einer sinnvollen Beschäftigung gesucht. Während Selma ihr Heft schon zuklappt, muss Ela noch eine Geburtstagsliste schreiben. Leistner fragt sie, ob sie denn auch eingeladen würde - Elma zögert mit der Antwort und lacht, bevor sie dann doch lieber ihre Freundinnen auflistet.

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