Thema Salafismus Dialog auf Augenhöhe als Prävention

MECKENHEIM · Der Begriff "Salafismus" ist erst wenige Jahre alt. Doch seine Angst machende Wirkung wurde auch beim Vortrag des Beauftragten für den interreligösen Dialog im Erzbistum Köln, Thomas Lemmen, deutlich. Er beleuchtete am Dienstagabend auf Einladung des Katholischen Familienbildungswerkes vor etwa 30 Zuhörern das Thema "Salafismus als Herausforderung für interreligiösen Dialog und Jugendarbeit".

Thomas Lemmen.

Thomas Lemmen.

Während vor der Tür des Pfarrsaals St. Johannes zwei Personenschützer für die Sicherheit sorgten, befürchtete in der Diskussion eine Teilnehmerin, dass auch in Europa noch viel Blut fließen werde. Lemmen machte in seinen Ausführungen deutlich, dass der Islam genauso vielfältig wie das Christentum sei, und dass der gewaltbereite Salafismus nur eine extreme Strömung innerhalb des politisch ausgerichteten Islamismus sei. Gewaltbereitschaft gebe es auch im Christentum. "Wir müssen Abschied nehmen von der Vorstellung eines Homo islamicus, eines Mustermoslems", sagte er.

Islamismus sei geprägt von einem dualistischen Weltbild und Schwarz-Weiß-Denken, lehne Menschenrechte ab, gebe dem Kollektiv Vorrang vor dem Einzelnen, missbillige Demokratie, gesellschaftlichen Pluralismus und Marktwirtschaft und strebe als politisches Modell ein Kalifat an, erklärte Lemmen und verwies auf den "Kalifen von Köln".

Salafismus orientiere sich am Beispiel der "lauteren Vorfahren" bis etwa 885 n. Chr. und fordere, dass jede Handlung Gottesdienst sein müsse. Nicht alle Salafisten seien gewaltbereit. Opfer seien Muslime und Nicht-Muslime gleichermaßen. Es seien etwa 20 salafistische Wanderprediger in Deutschland unterwegs. Eigentliches Medium sei das Internet. Auch würden Jugendliche nach dem Konzept aufsuchender Jugendarbeit kontaktiert, ihre Ausgrenzungserfahrungen aufgegriffen und ihnen eine neue Identität durch den "wahren Islam" versprochen.

Ein Schwerpunkt salafistischer Aktivitäten im Erzbistum sei Bonn. In Meckenheim habe es im Jahr 2012 einen Stand mit salafistischen Publikationen gegeben, berichtete der Experte. Damit Salafisten keinen Einfluss auf Jugendliche nehmen können, gelte es, der Diskriminierung von Muslimen vorzubeugen. Ein Problem sei die Sprachlosigkeit vieler in Glaubensfragen. Daher sei die Vermittlung religiösen Wissens in beiden Glaubensgemeinschaften wichtig.

Gegen Schwarz-Weiß-Denken helfe eine Kultur der Anerkennung und des Respekts. So sei der Dialog auf Augenhöhe zwischen den Religionen Prävention gegen Salafismus. "Die Überwindung von salafistischen Bestrebungen kann nur gemeinsam gelingen", erklärte Lemmen.

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