Sonderausstellung auf Burg Altendorf Deckname "I.M. Kanüle"

MECKENHEIM-ALTENDORF · Für Jörg Köpke, den Vorsitzenden des Vereins Meckenheimer Stadtmuseum und Kulturforum e.V., bedeuteten der Fall der Mauer 1989 und die Deutsche Einheit 1990 die Möglichkeit, seinen Geburtsort Eberswalde in Brandenburg zu besuchen.

Sonderausstellung auf Burg Altendorf: Deckname "I.M. Kanüle"
Foto: roland Kohls

Der Kreistagsabgeordnete und leidenschaftliche Sammler Raimund Schink, der den Bau der Mauer 1961 15-jährig in Berlin miterlebt hatte, erinnert sich, bei der Nachricht von Mauerfall und Grenzöffnung Tränen in den Augen gehabt zu haben.

Jeder verknüpft seine eigenen Erinnerungen, Gefühle und Erlebnisse mit den Ereignissen der Jahre 1989 und 1990. Daher ist die Sonderausstellung "2015 - 25 Jahre Deutsche Einheit", die der Museumsverein und Raimund Schink gemeinsam im Herrenhaus Altendorf präsentieren, als Impuls-Ausstellung konzipiert worden.

Ausgewählte Exponate - Dokumente, Zeitungsausschnitte, Fotos, Münzen, Orden und militärische Unterlagen - sollen den Besuchern als Impuls dienen, eigene Erinnerungen wachzurufen. Für jüngere Ausstellungsbesucher beleuchtet eine Filmreportage mit Fernsehbildern aus Ost und West ab 1988 die Chronologie der Ereignisse.

Vor allem auf der Sammlung von Raimund Schink basiert die Sonderausstellung. Seit seinem fünften Lebensjahr sammele er Briefmarken, berichtete Schink. Seit er den Mauerbau live miterlebt habe, seien auch die politischen Ereignisse ein Schwerpunkt seiner Sammeltätigkeit. "Es war nicht nur ein kalter Krieg, sondern auch ein Briefmarkenkrieg", weist Schink auf ein besonderes Ausstellungsstück.

Briefe aus West-Deutschland, die mit der Kriegsgefangenen-Marke der BRD von 1953 frankiert worden waren, waren in der DDR überklebt worden mit dem Wortlaut: "Gedenket unserer gefangenen Friedenskämpfer, die in Adenauers Kerkern schmachten!"

Einen Eindruck von der Tätigkeit eines Inoffiziellen Mitarbeiters der Stasi können Interessierte beim Blättern in einem ausliegenden Originalbericht erhalten, in dem unter dem Decknamen "I.M. Kanüle" ein Medizinstudent seine Kommilitonen bespitzelt und ausführlich darüber berichtet hat.

Wie genau man im Hauptquartier der Nationalen Volksarmee der DDR über die militärischen Einrichtungen in der BRD informiert war, kann man Karten entnehmen, die Museumsvereins-Mitstreiter Hans Frank zur Ausstellung beigesteuert hat.

Ein Originalstück des "Eisernen Vorhangs" nennt Jörg Köpke sein eigen. Das Stück Stacheldraht stamme von der ungarisch-österreichischen Grenze, die beim Paneuropäischen Picknick im August 1989 bereits für DDR-Bürger geöffnet worden war, berichtet er.

Zu sehen sind auch Faksimiles des Einigungsvertrages und des Zwei-plus-Vier-Vertrags sowie des Notizzettels von Günter Schabowski, der bei der Pressekonferenz zur neuen Reisefreiheit der DDR am 9. November erklärt hatte, diese Regelung trete nach seiner Kenntnis unverzüglich in Kraft. Dies hatte wegen des darauf folgenden Ansturms die Öffnung der innerdeutschen Grenze zur Folge.

Öffnungszeiten

Die Sonderausstellung "2015 - 25 Jahre Deutsche Einheit" im Herrenhaus der Burg Altendorf wird am Freitag, 8. Mai, um 19 Uhr im Beisein von Vizebürgermeisterin Heidi Wiens eröffnet. Sie kann an den Sonntagen 17. Mai, 24. Mai, 31. Mai und 7. Juni zwischen 11 und 17 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

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