Starkregen in Meckenheim-Merl Bürger beschweren sich bei Infoabend

MECKENHEIM · Insgesamt 120 Bürger haben am Mittwochabend an einem teilweise hitzigen Informationsabend zum Starkregen und seinen Auswirkungen in Merl teilgenommen. Dabei fielen auch klare Worte.

 Eine vollgelaufene Baugrube im Meckenheimer Neubaugebiet Merler Keil II.

Eine vollgelaufene Baugrube im Meckenheimer Neubaugebiet Merler Keil II.

Foto: Wilfried Strauchmann

Erst einen Tag zuvor, am vergangenen Dienstag, waren bei starkem Regen zum dritten Mal in wenigen Wochen wieder Keller in Merl überflutet worden. Ein noch nicht fertiggestellter Wall brach, die Wassermassen aus dem Neubaugebiet Merler Keil II schossen dann ungehindert auf ein Neubau-Einfamilienhaus zu. Die Feuerwehr hielt an anderer Stelle mit Sandsäcken das Nass zurück.

Dementsprechend erhitzt waren die Gemüter der betroffenen Bürger bei der Informationsveranstaltung am Mittwochabend, zu der die Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Betreiber des städtischen Kanalnetzes, dem Erftverband, ins Ratsgebäude Im Ruhrfeld eingeladen hatte. Den etwa 120 anwesenden Bürgern standen folgende Teilnehmer Rede und Antwort: Der Erste Beigeordnete Holger Jung, der Technische Beigeordnete Heinz-Peter Witt, Peter Daube vom Verkehr- und Grünflächenamt der Stadt, sowie Heinrich Schäfer (Bereichsleiter Abwassertechnik beim Erftverband), Planungsingenieur Marco Roth und Horst Baxpehler, der für den Betrieb des Kanalnetzes zuständig ist.

"Wie kommt es, dass die Extremente der Umgebung durch die Ritzen meines Hauses dringen", fragte ein Anwesender erregt. Er vermutete die Schuld bei der Stadtverwaltung, die seiner Ansicht nach nicht überprüft habe, ob die Abwasserleitungen richtig in das Trennsystem eingeleitet werden. Offenbar wird auch Regenwasser in den Schmutzwasserkanal geleitet, so dass es auch hier zum Rückstau kommt, glaubt er.

"Helfen Sie uns aus der Notlage heraus. Erweitern Sie das Kanalsystem, machen Sie es zukunftssicher", bat ein Anwohner der Nußstraße. Seit 35 Jahren wohne er bereits dort, hatte laut eigener Aussage schon öfter Wasser im Keller. "So gehäuft war es noch nie. Regenereignisse, die nur alle 58 Jahre passieren, hatten wir in diesem Jahr schon drei Mal", sagte er.

Bauherr: "Jeder muss seinen Beitrag leisten"

Die Funktionsweise des Kanalnetzes, Ursachen der Überflutungen und Möglichkeiten, sich vor Rückstau und Oberflächenwasser zu schützen, stellte Planungsingenieur Marco Roth vor und machte klar: "Schutz vor Rückstau ist Angelegenheit des Anschlussnehmers." Der Kanal sei bemessen für Regenereignisse, wie sie statistisch alle zwei Jahre auftreten.

Im Juli seien Regenfälle über Merl niedergegangen, die statistisch alle 58 beziehungsweise 134 Jahre vorkommen, erklärte Roth. Die überlastete Kanalisation führe zu Rückstaus in ungeschützten Häusern. Betroffen seien auch nicht gesicherte Kellereingänge und Lichtschächte.

Dass zudem auch Oberflächenwasser aus dem Neubaugebiet in Häuser gelaufen war, bestätigte der Technische Beigeordnete Witt. Die üblichen Baustraßen seien für Normalregen geeignet, verfügten noch nicht über eine für Starkregen ausgelegte Wasserführung. Die Stadt habe nun gemeinsam mit einer Baufirma begonnen, Maßnahmen zu ergreifen, erläuterte Peter Daube. Es sollen Gräben im Merler Keil II gezogen und mit Rollkies verfüllt sowie Wälle aufgeschüttet werden. Zudem werden Sinkkästen zur zusätzlichen Entwässerung gesetzt. Eine Überprüfung, ob Hauseigentümer Regenwasser fälschlicherweise in den Schmutzwasserkanal leiten, könne er aus rechtlichen Gründen nicht vornehmen, sagte Witt.

Sein Rohbau sei in den vergangenen sechs Wochen schon fünfmal vollgelaufen, berichtete ein Merler Bauherr und zeigte sich erfreut über die geplanten Gräben. "Jetzt sind wir alle gefragt. Jeder muss seinen Beitrag leisten", erklärte der Erste Beigeordnete Jung.

Für Einzelfragen steht Stadtmitarbeiter Peter Daube zur Verfügung, 02225/917166, E-Mail: peter.daube@meckenheim.de

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