Baumschule Ley in Meckenheim Bestimmen, Ballieren, Veredeln

MECKENHEIM · Wie das Anforderungsprofil des Berufes der Gärtner genau aussieht, war Ende Juni in der Baumschule Ley in Meckenheim zu erleben: Dort durchliefen an zwei Tagen insgesamt 19 Prüflinge aus der Region Köln/Bonn sowie Düsseldorf die unterschiedlichsten Prüfstationen in Theorie und Praxis.

 Prüfling Aline Engelke (M) bestimmt, welches Planzenschutzmittel gegen welche Krankheit eingesetzt wird. Prüfer Alexander Gerke (r.) und Thomas Schubert fragen ihr Wissen ab.

Prüfling Aline Engelke (M) bestimmt, welches Planzenschutzmittel gegen welche Krankheit eingesetzt wird. Prüfer Alexander Gerke (r.) und Thomas Schubert fragen ihr Wissen ab.

Foto: Axel Vogel

Dabei hatte sich die Baumschule Ley erneut als Prüfungsort zu Verfügung gestellt, um den angehenden Gärtnern die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen und Können "so praxisnah wie möglich in dem lebendigen Alltag eines Unternehmens unter Beweis zu stellen", erklärte Ley-Geschäftsführer Christoph Dirksen.

Dass an den beiden Tagen viel verlangt wurde, stand für Ingrid Peter, Ausbildungsberaterin der Landwirtschaftskammer NRW mit Sitz in Bonn, außer Frage: "Die Prüfungen sind schon sehr anspruchsvoll und wer sich nicht intensiv für die Materie interessiert, dürfte es schwer haben."

In der Theorie galt es beispielsweise für die Prüflinge um Aline Engelke und Sven Steinhäuser 50 Pflanzen im Außenbereich bestimmen zu können, von Rosengattungen über Buchen und Edeltannen bis hin zum Efeu. Inklusive deren botanischen, sprich lateinischen Bezeichnungen.

So sollte ein angehender Gärtner mit der Fachrichtung Baumschule wissen, dass eine Zaubernuss lateinisch Hamamelis heißt. Doch damit war längst noch nicht genug der Anforderungen: Wer die Prüfung bestehen wollte, sollte zwingend über jede Menge praktischer Fähigkeiten wie Ballieren, Sortieren und Veredeln verfügen.

Dass im Gärtnerberuf Biologie und Chemie eine große Rolle spielen, zeigte sich am Stand der Prüfer Alexander Gerke und Thomas Schubert. Dort drehte sich alles um den "Pflanzenschutz". Die Aufgabe von Prüfling Aline Engelke war es nun, einen Eimer mit erkranken Pflanzen wie Rosen unter die Lupe zu nehmen.

Was die Blumen nun genau quälte, wollten Gerke und Schubert von Engelke wissen. Die Rede kam bald auf Mehltau- wie auch Läusebefall. Doch nicht nur die Erkrankung interessierte die Prüfer, auch was man dagegen tun kann, wollten sie von der angehenden Gärtnerin wissen: "Es geht nicht nur um das Erkennen, sondern vor allem auch um das Handeln", erklärte dazu Ley-Geschäftsführer Dirksen.

Ein paar Meter weiter warteten bereits die nächsten Stationen auf die Prüfkandidaten: Sie mussten zeigen, wie man fachgerecht Gehölze vermehrt und Obstbäume veredelt. Unter den Augen der Prüfer Gerd Plückebaum und Thomas Braems demonstrierte Prüfling Sven Steinhäuser, dass er auch etwas vom Sortieren und Kennzeichnen der Gehölze versteht, sich mit Topfinhalten und Größenstaffelungen ebenso auskennt, wie mit dem ordnungsgemäßen Ausstellen von Lieferscheinen.

Last, but not least warteten noch zwei weitere Stationen auf Steinhäuser & Co: Das Durchführen von Arbeiten an den Pflanzen wie das Umtopfen und Stäben etwa von Efeu.

Ferner das Roden, Ballieren - worunter man das Ausgraben eines Baumes mit Wurzelballen versteht - und Einschlagen von Gehölzen im Feld. Unterm Strich erledigte das Gros der 19 Prüflinge die Aufgaben bestens, resümierte Ausbildungsberaterin Ingrid Peter: "Nur zwei schafften die Prüfung nicht."

Lohn der Mühe: Um ihre Zukunft brauchen sich die frischgebackenen Gesellen wohl keine Sorgen zu machen, so Ingrid Peter: "Die werden vom Markt direkt aufgesogen." Das hänge auch damit zusammen, dass umfassend ausgebildeter Nachwuchs händeringend gesucht wird, "weil sich Strukturen geändert haben", erklärte die Fachfrau der Kammer.

So bieten laut Peter viele Baumschulen inzwischen Dienstleistungen wie das Einpflanzen an sowie einen Endverkauf. Auch hätten sich Betriebe wie Ley auf Spezialkulturen und den Verkauf von Chargen ins Ausland, etwa nach Russland und in die Türkei, spezialisiert.

Dabei bliebe aber Deutschland für sein Unternehmen der größte Markt, betonte Ley-Geschäftsführer Dirksen: "Etwa 70 Prozent unserer Bäume werden im Inland verkauft." Erst in den vergangenen sieben Jahren habe sich ein neuer, größerer Kundenkreis auch aus dem Ausland direkt an die Baumschule Ley gewandt. Aber egal ob In- oder Ausland, Spezialität seiner Baumschule bleibe "der Alleebaum", führte er aus.

Und so wie man sich in Meckenheim auf Bäume spezialisiert habe, beobachtet Dirksen bei anderen großen Baumschulen eine Spezialisierung etwa auf Rosen, Stauden und Sträucher. Auch ob dieser Spezialisierung würden händeringend Arbeitskräfte in ganz Deutschland benötigt.

Dank der breitgefächerten Ausbildung könne ein Auszubildender der Alleebaumschule auch "problemlos in einen Betrieb wechseln, der Bodendecker produziert", betonte Christoph Dirksen.

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