Pflegekinder im Rhein-Sieg-Kreis Arbeitskreis bildet Pflegefamilien aus

RHEIN-SIEG-KREIS · Arbeitskreis Vollzeitpflege veranstaltet am Donnerstag einen Infoabend in Meckenheim. Etwa 20 Pflegefamilien bildet der Arbeitskreis im Jahr in speziellen Seminaren aus.

 Die Chemie zwischen Pflegeeltern und -kind muss stimmen: Der Arbeitskreis Vollzeitpflege sucht Familien, die ein Kind bei sich aufnehmen wollen.

Die Chemie zwischen Pflegeeltern und -kind muss stimmen: Der Arbeitskreis Vollzeitpflege sucht Familien, die ein Kind bei sich aufnehmen wollen.

Foto: dpa

Familie ist wichtig. Was aber, wenn ein Kind in seiner Familie nicht bleiben kann? Sei es, weil die Eltern psychisch oder körperlich krank sind und ihr Kind nicht ausreichend versorgen können. Sei es, weil Beziehungen zerbrechen oder die Kinder Gewalt erlitten haben. Schlägt jede Hilfe der Jugendämter fehl, kommen Pflegefamilien ins Spiel, die den Mädchen und Jungen ein neues Zuhause bieten. Deshalb sucht der Arbeitskreis Vollzeitpflege, in dem die Jugendämter aus Rheinbach, Meckenheim, Bornheim, des Kreises Ahrweiler sowie das Jugendhilfezentrum für Alfter, Swisttal und Wachtberg zusammengeschlossen sind, weitere Pflegeeltern.

Etwa 20 Pflegefamilien bildet der Arbeitskreis im Jahr in speziellen Seminaren aus. "Sie werden auch alle benötigt", sagt Katrin Sensenschmidt vom Pflegekinderdienst des Jugendamts des Rhein-Sieg-Kreises. "Wir suchen immer Familien, damit wir für jedes Kind die passenden Pflegeeltern finden können."

Denn: Die Chemie muss stimmen, das Kind muss vom Alter und Charakter in die Familienstruktur passen. Um das herauszufinden, führt das Jugendamt Gespräche und macht Hausbesuche bei den potenziellen Pflegefamilien. "Wir müssen einfach ein Gefühl dafür bekommen, ob und wo es passt", sagt Jan Fries vom Rheinbacher Jugendamt.

Dafür müssen die Familien bestimmte Kriterien erfüllen: So spielen ausreichend Platz und Geld eine Rolle. "Die Pflegekinder dürfen nicht vom Pflegegeld leben, mit dem sie unterstützt werden", sagt Fries. Voraussetzung ist außerdem, dass die Familien nicht straffällig geworden sind und ein Gesundheitszeugnis vorweisen können. Wichtig sind auch Vertrauen gegenüber dem Jugendamt und ausreichend Zeit. Fries: "Wenn beide voll berufstätig sind, würden wir dort kein Kleinkind hingeben." Und natürlich die Motivation.

"Ein Pflegekind ersetzt nie ein leibliches Kind." Auch, weil es bereits eigene Erfahrungen und eine Familie mitbringe. Konflikte lassen sich da kaum vermeiden. "Die Pflegeeltern müssen akzeptieren, dass das Kind eine Herkunftsfamilie hat", sagt Fries. Und für das Kind sei der Kontakt zu seinen leiblichen Eltern wichtig. Aber: "Wenn in Rheinbach ein Kind eine Pflegefamilie sucht, dann sollte diese nicht unbedingt aus Rheinbach kommen", sagt Fries. Damit sich die leiblichen Eltern und die Pflegeeltern nicht jeden Tag zufällig über den Weg laufen. Daher sei die Kooperation im Arbeitskreis über die Kommunengrenzen hinweg hilfreich.

Eine weitere Herausforderung für die Pflegeeltern: Viele Mädchen und Jungen seien bindungsgestört, weil sie abgelehnt wurden. "Sie lassen sich nicht immer direkt in den Arm nehmen", sagt Fries. Oder seien vollkommen distanzlos. Hinzu komme, dass nie ganz ausgeschlossen sei, dass die Kinder wieder zu ihren leiblichen Eltern zurück könnten. Sensenschmidt: "Meistens ist es aber schon so, dass das Kind immer dort bleibt. Denn wir wollen, dass es eine klare Lebensperspektive hat."

Info: Für Interessenten gibt es heute, 5. September , 19.30 Uhr, einen Infoabend im Jugendhilfezentrum für Alfter, Swisttal und Wachtberg in der Kalkofenstraße 2 in Meckenheim (1. Etage).

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