Auf Teneriffa aufgegriffen Höhlenkinder sind aus Lohmar

LOHMAR/TENERIFFA · Die Mädchen, die die spanische Polizei in einer Höhle auf Teneriffa aufgegriffen hat, stammen aus Lohmar. Die sieben und zehn Jahre alten Mädchen sollen in der Höhle im Süden Teneriffas etwa zwei Monate lang von einem Mann betreut worden sein, in dessen Obhut die Mutter die Kinder gegeben hatte.

Nach GA-Informationen war die Frau erst Anfang des Jahres auf die kanarische Insel ausgewandert. Der ungewöhnliche Fall hat auch auf der Ferieninsel "für Gesprächsstoff gesorgt", berichtet Tilmann Scheckenbach. Der Deutsche, der mit seiner spanischen Frau in Santa Cruz de Tenerife lebt, verfolgte die Berichterstattung, weil er in Bonn studiert hat und auch den Rhein-Sieg-Kreis kennt.

Das Schicksal der Lohmarer Kinder hat ihn schockiert, gleichwohl sagt er: "Dass hier jemand in Höhlen lebt, ist nicht ungewöhnlich." Es gebe viele Aussteiger, die die unzähligen Höhlen in der zerklüfteten Bergwelt der größten Insel in der Gruppe der Kanaren als preiswerten Wohnraum nutzten. Auch Einheimische würden ihre Häuser an Höhlen anbauen, um diese dann zum Beispiel als Keller einzubeziehen.

Derweil lichtet sich in Deutschland der Nebel um die Person der Mutter. Die Stadtverwaltung Köln hat bestätigt, dass die 35-Jährige seit 2007 dort beschäftigt war, zuletzt im Jugendamt. Das städtische Presseamt erklärte gegenüber dem GA, sie sei "eine geschätzte Mitarbeiterin" gewesen.

"Unangekündigt hat sie im Januar 2014 ihre Tätigkeit bei der Stadt Köln eingestellt", teilte das Presseamt weiter mit. Zunächst habe ihre Mutter, dann sie selbst erklärt, dass sie mit den Kindern nach Teneriffa ziehen und nicht nach Deutschland zurückkehren wolle. Die Stadt Köln beendete daraufhin das Vertragsverhältnis mit einer Kündigung.

Ungeklärt bleibt, was die Mutter dazu bewogen hat, ihre Kinder in fremde Obhut zu geben. Nach Angaben des Internet-Portals "Forum Teneriffa" soll die Mutter gesagt haben, sie habe die Mädchen dem Bekannten übergeben, weil der sie regelmäßig zur Schule bringen könne. Boulevardmedien berichten, sie habe sich nicht mehr in der Lage gesehen, die Kinder zu versorgen. Derzeit kümmern sich die spanischen Behörden um die Mädchen.

Wie geht es jetzt mit ihnen weiter? Liegt eine Gefährdung des Kindswohles vor, wovon bei der Unterbringung einer Sieben- und einer Zehnjährigen in einer Höhle auf Teneriffa auszugehen ist, müsse das Jugendamt gemäß Paragraf 8a Sozialgesetzbuch tätig werden, erklärt ein Fachmann, der nicht genannt werden will. Bei einem Auslandsbezug, so der Experte weiter, werde meist der "Internationale Sozialdienst im Deutschen Verein" (ISD) auf Anfrage eines Jugendamtes tätig, der mit den Behörden vor Ort gemeinsam Maßnahmen überlegt.

"Aus Gründen des Schutzes der Sozialdaten" wollte Dirk Brügge, Dezernent in Lohmar, keine Stellung zu dem Fall beziehen. Die Stadt verfügt über ein eigenes Jugendamt. Zu dem konkreten Fall will auch Gabriele Scholz, Leiterin des ISD, nichts sagen. Wohl aber verweist sie grundsätzlich darauf, dass alles getan wird, "was im Interesse der Kindes ist".

Falls diese keine Wurzeln im Ausland geschlagen haben, wäre es naheliegend zu prüfen, so Scholz weiter, ob Verwandte in Deutschland für eine Betreuung geeignet sind. Laut "Bild"-Zeitung sollen die Mädchen zurück zu ihren Großeltern nach Deutschland gebracht werden.

Inzwischen hat das Schicksal der beiden weitere Kreise gezogen. "Der Fall ist dem Konsulat in Las Palma de Gran Canaria bekannt", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin auf Anfrage. Dort habe man Kontakt zu den spanischen Behörden aufgenommen.

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