Tara Tierhilfe in Lohmar Ein Refugium für notleidende Tiere

LOHMAR · Ponystute Rain ist schon über 40 Jahre alt und hat keine Zähne mehr. Die Seniorin bedarf einer speziellen Nahrung, die sehr kostenintensiv ist. Sie ist eines der knapp 50 Pferde, die von Ulla Fiebig und ihren rund 50 Helfern versorgt werden.

 Auf dem Hof an der Brückenstraße in Lohmar: Helferin Mayleen Wittwer mit einem Shetland-Pony.

Auf dem Hof an der Brückenstraße in Lohmar: Helferin Mayleen Wittwer mit einem Shetland-Pony.

Foto: Ingo Eisner

Die 46-Jährige ist Vorsitzende des von ihr gegründeten Vereins "Tara Tierhilfe" in Lohmar. Ohne ihre Hilfe wären Rain und zahlreiche andere Pferde vermutlich schon beim Schlachter gelandet. Neben Pferden bevölkern zwei Rinder, zwei Ziegen, ein Esel, ein Maultier, ein Hahn, zwei Puten, zehn Hunde und fünf Schweine Teile des landwirtschaftlichen Anwesens von Burg Lohmar. Hofeigner Hans Schultes gewährte Fiebig und ihren Tieren nach dem Großbrand auf dem Brückerhof bei Wahlscheid Ende April 2007 Asyl.

Zwischen Agger und Autobahn ist so ein großzügiges Reich für notleidende Tiere entstanden. Es gibt Ställe, Freiflächen und sogar eine Reithalle. Die fleißigen Helfer, die eine Patenschaft oder Reitbeteiligung übernommen haben oder den Verein mit ehrenamtlicher Arbeit unterstützen, verbringen ihre Freizeit auf dem Hof, um in Not geratene Tiere aufzuziehen und zu versorgen. "Dabei handelt es sich meistens um Tiere, die keiner mehr haben will, weil sie alt oder krank sind", berichtet Fiebig. Oft geraten die Besitzer auch in Notsituationen oder verfügen nicht mehr über die finanziellen Mittel, um die Tiere zu versorgen.

Ohne Unterstützung wäre es für Fiebig schwer, die mühevolle Arbeit auf dem Hof zu leisten.

Denn der Tierschutz ist nur ihr Hobby. Ihr Geld verdient sie als Betreuerin in einer Behindertenhilfe. Dort arbeitet sie im Schichtdienst, was ihr Zeit für die Tiere lässt. Die Bedürfnisse eines jeden Tieres stehen bei der Tara Tierhilfe im Vordergrund: Jungtiere werden geduldig aufgezogen, Senioren im Rahmen ihrer Möglichkeiten gefördert. Kranke Tiere erhalten professionelle ärztliche Hilfe und psychisch auffällige Tiere werden in ihr soziales Gefüge soweit wie möglich integriert.

Der eingetragene Verein finanziert sich durch Spenden und Interaktionen mit Kindern. Fiebig organisiert unter anderem Kindergeburtstage, bei denen sich die jungen Gäste mit Pferden beschäftigen und selbst einmal auf einem Pferd sitzen können. Ihre Liebe zu Tieren erkannte Fiebig schon früh. "Angefangen hat alles, als ich mir mit 15 Jahren heimlich zwei Pferde gekauft und in der Nachbarschaft untergestellt habe", verrät die gelernte Krankenschwester lachend.

Immer mehr Tiere kamen hinzu: "Grundsätzlich nehmen wir alles aus dem Kreis auf, was Sinn macht und artgerecht gehalten werden kann." So auch das ungarische Wollschwein Gabriel, das sich krachend auf dem Sockel der Gitterstäbe abstützt, als Fiebig seinen Namen ruft. Auch die drei Göttinger Zwergschweine Pumba, Desi und Melly hören auf ihr Kommando und kommen grunzend angelaufen, als die Tierschützerin Möhren für sie bereithält.

Dass die Tiere der Tara Tierhilfe mit Respekt und Liebe behandelt werden, merkt jeder, der einmal auf dem Hof zu Besuch war. Alle Tiere werden liebevoll gestreichelt und umsorgt. Mischlingsdackel Tyson folgt der Vereinsvorsitzenden auf Schritt und Tritt. Er wurde vor Kurzem auf dem Hof abgegeben, weil seine Besitzerin ins Heim musste. Doch die scheinbar erfüllende Arbeit mit den Tieren hat auch ihre Schattenseiten: "Es kommt öfter vor, dass ein Tier verstirbt, was sehr schlimm für uns ist, weil wir die Tiere sehr lieb gewonnen haben", erzählt Fiebig.

Außerdem müsse immer geschaut werden, dass die finanziellen Mittel gesichert seien. Gerne können Patenschaften für Hofbewohner übernommen und der Verein damit unterstützt werden. "Ein besonderes Anliegen ist es uns auch, Pferden, die nicht mehr geritten werden können, aber durchaus noch leben können, ein neues Zuhause zu geben", sagt Fiebig. Einzige Bedingung: In ihrem neuen Heim sollten sie sich mindestens so wohl fühlen wie bei der Tara Tierhilfe.

Weitere Informationen zur "Tara Tierhilfe" gibt es im Internet unter www.tara-tierhilfe.de.

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