Friedhofskultur in Lohmar Der Baum als letzte Ruhestätte

LOHMAR · Mehr als 300 Besucher kamen zum Informationstag im Friedwald in Lohmar-Heide.

 Revierförster Axel Horn (Mitte) beantwortet alle Fragen rund um eine Bestattung im Friedwald.

Revierförster Axel Horn (Mitte) beantwortet alle Fragen rund um eine Bestattung im Friedwald.

Foto: Kieras

Seit vier Jahren bietet der Friedwald Lohmar-Heide eine alternative Bestattungsform an: Statt einer konventionellen Beisetzung auf einem Friedhof können die Menschen ihre letzte Ruhestätte an den Wurzeln eines Baumes mitten im Wald wählen. Dort ruht die Asche der Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne. Diese Bestattungsform ist in Lohmar unabhängig von Konfessionen und sozialen Zwängen. Das zuständige Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft arbeitet dabei zusammen mit der Stadt Lohmar als Friedhofsträger sowie der Friedwald GmbH als Dienstleister für Administration und Kundenservice.

Förster beantwortet Fragen

Bei einer Waldführung beantworteten Revierförster Axel Horn und zwei seiner Kollegen Interessenten Fragen wie: Was ist ein Friedwald? Wie wird er gepflegt und bewirtschaftet? Was ist ein Bestattungsbaum? Was sind die Aufgaben der Förster?

Unter den mehr als 300 Teilnehmern waren auch Henning Herbertz und seine Frau Heidi, die aus Altenrath gekommen waren. Sie hatten schon vor zwei Jahren vom Friedwald gehört und wollten nun Details erfahren. "Wir wohnen jetzt schon mitten in der Natur und können uns ein Begräbnis hier vorstellen", so die Eheleute. Außerdem hätten sie sich laut Heidi Herbertz gefragt: "Wer soll unser Grab versorgen?" Denn der einzige Sohn lebe in Köln.

Axel Horner erläuterte zunächst grundlegende Regeln im Friedwald. Der sei - wie jeder andere Friedhof auch - "ein Ort der Achtung und Zurückhaltung. Wir möchten hier nichts kirmesmäßiges", stellte er klar. Den Grabschmuck liefere die Natur, das könnten "Buschwindröschen oder die Fährte von Wildschweinen im Schnee" sein. Blumen, Gestecke und Kränze sind nach seiner Aussage nicht gestattet, Kerzen schon deshalb tabu, weil sie nicht in das natürliche Umfeld eines Waldes passten. Außerdem sei die Waldbrandgefahr zu hoch.

Die Größe der Hinweisschilder, die an den Bäumen an den Toten erinnern, ist ebenso festgelegt wie deren Farbe und Schrift. Bei der jeweiligen Zeremonie, zu der auch der mit Holzkreuz und Bänken ausgestattete Andachtsplatz genutzt werden kann, sind laut Horn dagegen fast keine Grenzen gesetzt. "Die Menschen trauen sich viel, die Beisetzungen sind sehr individuell gestaltet, sehr persönlich, aber nicht oberflächlich", berichtete er von rund 1800 Beerdigungen, die seit der Eröffnung stattgefunden haben.

Eine der häufigsten Fragen war, was etwa bei Windbruch passiere. Der Förster wies darauf hin, dass der Wald zwar naturbelassen bleibe, dennoch gepflegt werde und Forstarbeiten unverzichtbar seien. Bei Schäden durch Blitz oder Unwetter könne man sich einen neuen Baum aussuchen, falls an der Stelle noch niemand beigesetzt sei, im anderen Falle werde eine Ersatzpflanzung vorgenommen. Das Ehepaar Herbertz war nach dem Rundgang sicher: "Das kommt für uns auf jeden Fall infrage."

Seit Mitte 2000 gibt es das Friedwald-Konzept in Deutschland. Mit dem Friedwald Reinhardswald bei Kassel wurde im Jahr 2001 der erste Bestattungswald in der Bundesrepublik eröffnet. Seitdem hat es 58 000 Beisetzungen an den mittlerweile bundesweit 53 Friedwald-Standorten gegeben.

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