Rhein-Sieg-Kreis-Bauern rechnen mit Minus Angst vorm Verschwinden des Ackerlandes

RHEIN-SIEG-KREIS · 1111 Landwirte gibt es im Rhein-Sieg-Kreis, dessen Gebiet mehr als 40 Prozent als landwirtschaftlich genutzte Fläche ausweist. Von insgesamt 46.000 Hektar Land sind 25.000 Hektar Ackerland, 21.000 Hektar Grünland, die - noch - eine Erzeugung qualitativ hochwertiger Produkte wie Obst, Gemüse und Fleischwaren ermöglichen.

 Experten für Landwirtschaft unter sich: Die Fachleute tauschen sich auf dem Krewelshof aus.

Experten für Landwirtschaft unter sich: Die Fachleute tauschen sich auf dem Krewelshof aus.

Foto: Paul Kieras

Denn täglich verschwinden bundesweit zwischen 90 und 100 Hektar Agrarfläche, was den Bauern die "Betriebsgrundlage entzieht", sagte der Leiter der Kreisstelle der Landwirtschaftskammer NRW, Franz-Josef Schockemöhle, am Dienstag bei einem Pressetermin auf dem Lohmarer Krewelshof zur Situation der Landwirtschaft.

Daran nahmen unter anderem Hanns von den Driesch, Leiter des Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramtes des Kreises, Johannes Frizen, Präsident der Landwirtschaftskammer NRW, und der Vorsitzende der Kreisbauernschaft, Theo Brauweiler, teil.

Seit 1992 sei das Ackerland im Kreis um acht Hektar geschrumpft, so Schockemöhle, und er ergänzte, dass sich außerdem alle 20 Jahre die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe halbiere. Andererseits müssten 70 Prozent der genutzten Flächen gepachtet werden, berichtete Frizen.

Immer schwieriger würde es, Land zu bekommen. Oft sei es für die Eigentümer lukrativer, ihren Grund zur Gewerbeansiedlung oder als Bauland zu verkaufen. Frizen freute sich für die rund 200 Milchviehbetriebe im Kreis, dass die Futtermittelpreise aufgrund einer hervorragenden Ernte gesunken seien. Man blicke auf ein gutes Jahr zurück, da auch die Milchpreise ein Rekordniveau erreicht hätten.

Dunkle Wolken sieht aber der Vorsitzende des Vereins für Rinderzucht, Bernhard Passmann, am Horizont aufziehen, da die vom russischen Importverbot betroffenen holländischen Erzeuger mit ihren Produkten auf den deutschen Markt strebten.

Die hiesigen Bauern müssten jetzt mit einem Preisrückgang bei Milch von zwei bis drei Cent pro Liter rechnen. Das Ende der Milchquotenregelung werde aber wahrscheinlich keine gravierenden Auswirkungen auf die betrieblichen Entwicklungen haben.

Preisverluste seien auch bei Obst und Gemüse festzustellen. Aufgrund der Ausfuhrbeschränkung nach Russland suchten die Nachbarländer in Deutschland neue Absatzmöglichkeiten. Theo Brauweiler berichtete, dass 2014 gute Erträge bei allen Getreidearten zu verzeichnen, die Preise aber aufgrund der Weltmarktsituation um circa 30 Prozent zurückgegangen seien.

Eine Einschätzung zur künftigen Lage wollte er aber nicht geben, denn die hinge auch von den weiteren Handelsbeziehungen mit Russland ab. Die größten Auswirkungen auf den Ackerbau hatten laut Brauweiler die Witterungsbedingungen mit einem Winter ohne Frost, einem trockenen Frühjahr und einem verregneten Sommer.

ositiv habe sich das Wetter auf die Ernte von Wintergerste und Winterraps sowie auf Mais und Zuckerrüben ausgewirkt, negativ auf Weizen und Kartoffeln. Die erzielten Preise seien durch feuchtigkeitsbedingten Pilzbefall "desaströs", und da Weizen nur als Futtergetreide statt Brotgetreide verkauft werden könne, müssten die Bauern auch dort deutliche Einbußen hinnehmen.

Landwirtschaftsschau auf dem Krewelshof

Die traditionelle Kreistier- und Landwirtschaftsschau findet am Sonntag, 14. September, auf dem Lohmarer Krewelshof statt. Unter dem Motto "Landwirtschaft und Tiervielfalt im Rhein-Sieg-Kreis" werden knapp 100 Aussteller verschiedene Tierarten präsentieren. Ergänzt wird die Veranstaltung durch Dressurvorführungen, eine Voltigiergruppe, Pferdequadrillen und eine Jagdgebrauchshundeschau. Neben einem Bauernmarkt erwarten die Besucher insgesamt 70 Informationsstände. Der Eintritt ist frei.

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