Campingplatz Peisel 750 Tonnen Müll entfernt - Renaturierung beginnt

LOHMAR · Wenn man heute den geschlossenen Campingplatz Peisel in Lohmar betritt, erinnern nur wenige Hinterlassenschaften daran, wie es hier noch bis zum Frühjahr ausgesehen hat. Die Entsorgung-Service Rhein-Sieg (ERS), eine Tochterfirma der RSAG, hat zwischen Dezember 2013 und April dieses Jahres rund 750 Tonnen Müll abtransportiert

 Nach dem Brand im Jahr 2009 lag der Campingplatz in Schutt und Asche.

Nach dem Brand im Jahr 2009 lag der Campingplatz in Schutt und Asche.

Foto: Axel Vogel

Allein 100 Tonnen stammten aus ausgeschlachteten Wohnwagen. Nur Betonfundamente und Reste von Einzäunungen, ein verrotteter Stromzählerkasten sowie einige Bretter sind noch übrig.

Sattes Grün überwuchert langsam auch die letzten Hinterlassenschaften, Mohn und Löwenzahn sind weitere Boten dafür, dass die Natur das Areal langsam zurückerobert. Und das ist auch gewollt. Allerdings soll das Gelände nicht sich selbst überlassen werden, sondern der Aggerverband hat als neuer Eigentümer ein Ingenieurbüro mit der Planung zur Renaturierung beauftragt.

Konkrete Vorstellungen gibt es noch nicht. "In jedem Fall werden der Uferverbau und die noch vorhandenen Bauwerksreste im Ufer- und Auenbereich der Agger entnommen", erklärt Silke Leuchtenberg, Diplom-Biologin und Projektleiterin beim Aggerverband. Außerdem "wird der Stolzenbach entfesselt, da er zurzeit verrohrt und stark verbaut ist", so Leuchtenberg weiter. Agger und Stolzenbach soll hier vor Ort mehr Raum gegeben werden, "so dass diese ihre gewässertypische Dynamik lokal entfalten können und sich gewässertypische Strukturen, wie zum Beispiel Kiesbänke, bilden können", schildert sie die Ziele, die in der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verankert sind und deren Verwirklichung mit Landesmitteln gefördert wird.

Letztendlich steht der gemeinsame Wunsch vom Aggerverband und der Stadt Lohmar dahinter, die Aufwertung der Agger als Natur- und Erlebnisraum von der Naturschule Aggerbogen in Höhe Wahlscheid aus in südlicher Richtung voranzutreiben. Mit der Umsetzung rechnet Silke Leuchtenberg aber frühestens im Herbst 2015, "eher jedoch im Herbst 2016".

Das rund 23 000 Quadratmeter große Gelände konnte der Aggerverband 2013 nach Insolvenz des Betreibers erwerben. Entstanden ist der Campingplatz Peisel in den 1950er Jahren als "wilder", in den 1980er Jahren erhielt er Bestandschutz. Das war kein Problem, denn noch bis in die 1990er Jahre zog es ausschließlich Sommercamper an das Ufer der Agger, die nach der Saison im wahrsten Sinn des Wortes ihre Zelte wieder abbrachen. Sorgen kamen bei der Stadt auf, als Dauerbewohner den Platz für sich entdeckten, Wohnwagen aufbockten, umbauten und das ganze Jahr über blieben. "Auf 128 Stellplätzen hatten hier etwa die Hälfte der Camper ihren Erstwohnsitz angemeldet", berichtet Michael Hildebrand, Zweiter Beigeordneter der Stadt Lohmar.

Das größere Problem sieht er im Nachhinein aber darin, dass viele der Bewohner ihren ersten Wohnsitz bei Bekannten in Lohmar angegeben hatten und dennoch ständig in Peisel wohnten. Dort lebten sie in bau- und brandschutzrechtlicher Hinsicht unter katastrophalen Bedingungen. 2009 starb ein Paar in seinem brennenden Wohnwagen - vermutlich war eine Gasflasche explodiert. "Der damalige Betreiber kümmerte sich wenig um die Sicherheit", meint Hildebrand. Hinzu kam, dass die fest installierten Wohnwagen bei Hochwasser einer weiteren Gefahr ausgesetzt waren und immer wieder von der Feuerwehr evakuiert werden mussten.

Hildebrand ist froh über die geplante Renaturierung: "In ökologischer Hinsicht und weil dadurch natürlich ein riesiges Problem in Bezug auf die öffentliche Sicherheit und Ordnung wegfällt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort