Tödliche Internet-Liebe 14-Jährige mit Messer erstochen - Angeklagter aus Lohmar gesteht

Cottbus/Eichwalde · Eine 14-Jährige wird von einem Bekannten auf dem Nachhauseweg mit vielen Messerstichen getötet. Der angeklagte 20-Jährige aus Lohmar hat jetzt vor einem Cottbuser Gericht die Tat gestanden.

Nach dem Mord an einer 14-Jährigen mit 78 Messerstichen hat der angeklagte Mann aus Lohmar vor dem Cottbuser Landgericht gestanden. "Ich kann mir nicht erklären, wie so etwas passieren konnte", hieß es in einer Erklärung des 20-Jährigen, die seine Verteidigung am Freitag an die Eltern gerichtet verlas. "Ich habe tiefes Leid über Ihre Familie gebracht."

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, im November 2013 seine Internetbekanntschaft auf der Straße in Eichwalde (Dahme-Spreewald) bei Berlin getötet zu haben. Der Mann soll wütend gewesen sein, weil sie ihm einen Korb gegeben hatte.

Warum er auf die Jugendliche losging, sagte er selbst nicht. Über die Erklärung hinaus äußerte er sich nicht. Der in einem dunklen Anzug gekleidete 20-Jährige war am zweiten Prozesstag angespannt und starrte mit gesenktem Blick auf einen Aktenordner, der vor ihm lag. Dabei schrieb er immerzu.

Die Mutter der Getöteten beschrieb den Mann, der den Spitznamen "Ryuu" trägt, als ruhig, schüchtern und "fast schon übertrieben freundlich". Zweimal habe der 20-Jährige ihre Tochter besucht und auch bei ihnen geschlafen, sagte die Zeugin. Sie habe nicht gewusst, dass die Jugendliche ihn über das Internet kennengelernt hatte.

Für eine Beziehung hielten die Eltern den Kontakt nicht - der Angeklagte habe aber eine gewollt. Die 49 Jahre alte Mutter bezeichnete es als "eine Form von Liebe, die krank ist." Er habe ihre Tochter mit Kurznachrichten auf das Handy bedrängt. Als sie den Kontakt abbrechen wollte, habe er damit gedroht, sich umzubringen.

Als die Mutter den Todestag ihrer Tochter vor mehr als neun Monaten beschrieb, brach sie in Tränen aus. Am Wochenende zuvor habe die Tochter den Kontakt zum Angeklagten abgebrochen und man sei davon ausgegangen, dass dieser wieder nach Nordrhein-Westfalen zurückgefahren sei. Die Mutter habe ihn noch zum Bus gebracht, aber nicht bis zur Abfahrt gewartet. Seitdem ihre Tochter tot ist, sei sie arbeitsunfähig und in Therapie, sagte die Heilpraktikerin.

Die Eltern sind Nebenkläger in dem Mordprozess, ebenso ein Schulfreund. Er wollte der 14-Jährigen während der Messerattacke noch helfen und wurde dabei von dem 20-Jährigen an der Hand verletzt. Die beiden seien von der Schule gekommen.

Der 15-Jährige sagte aus, dass "Ryuu" an einem Baum lehnte und die 14-Jährige in ein Gespräch verwickelte. Nach einer gefühlten Stunde Streit, bei der die 14-Jährige dem Angeklagten auch eine "schwache Ohrfeige" gegeben habe, habe der Mann angegriffen: "Er nahm eine Bierflasche und schlug ihr auf den Hinterkopf." Danach sei sie hin gefallen und er habe sie hinter sich hergeschleift. Dann habe der 20-Jährige das Messer gezogen. Sie habe noch "gezappelt und mit den Füßen gescharrt." Dann habe er Hilfe geholt, berichtet der 15-Jährige.

Für den nächsten Prozesstag am 12. September sind laut Gericht Schulkameraden der 14-Jährigen als Zeugen geladen. Der Prozess ist bislang bis November angesetzt.

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