Vortrag zum 1000-jährigen Bestehen Königswinters Winetre: Die Ersterwähnung

KÖNIGSWINTER · Die Protagonistin des Abends, die Originalurkunde der Stadtgründung, hatte am Mittwochabend nicht den Weg ins Siebengebirgsmuseum gefunden. Vom 25. Februar 1015 datiert der empfindliche Pergamentbogen, der das älteste Dokument im Bonner Stiftsarchiv ist.

Es zeugt von der Schenkung eines Hofes namens Winetre - und damit schlägt die Geburtsstunde Königswinters vor genau 1000 Jahren. Aber da kommt schon der erste Einwand von Josef van Elten, Kirchenarchivar des Kölner Erzbistums und dort zuständig für die Archive von 250 südlich gelegenen Pfarreien: Wann beginnt die Existenz eines Ortes? Wenn man ihr einen Namen gibt, muss sie schließlich schon da sein.

Häuser existierten damals schon und nicht zu knappes "Zubehör" mit Weingärten, Wiesen, Weiden, Bächen, Jagden, Personal und - in einer Formulierung wie sie auch vom Finanzamt stammen könnte - "Einkünften, gefundenen sowohl als auch noch zu findenden".

Van Elten spricht also an diesem Abend im pickepackevollen Museumsfoyer von einem Namenstag oder von der Ersterwähnung der Stadt. Sein Vortrag zu den Details, die aus jener Zeit noch nachvollziehbar sind, gehört zum bislang einzigen festen Programmpunkt im Jubiläumsjahr, an dem sich die Stadt beteiligt; Volkshochschule Siebengebirge, Bürger- und Verkehrsverein und Heimatverein Siebengebirge haben ihn gemeinsam organisiert.

Ob und inwieweit eine Stadt zu einem solchen Anlass ein aus öffentlichen Mitteln finanziertes Fest feiern sollte, war also nicht Thema der Veranstaltung. Wenn am Rande auch viele der interessierten Anwesenden auf Nachfrage ihren Unmut über den Entschluss der Stadt bekundeten, dass es keine große Feier geben wird.

Für Josef van Elten stand ein anderer Entschluss im Mittelpunkt seiner Ausführungen: Die Entscheidung des letzten Sachsenkaisers Heinrich II. nebst Gattin Kunigunde, dem Nonnenkloster des heiligen Petrus zu Bonn jene Besitzung namens "Winetre" zu schenken. Damals waren beide stets unterwegs im Herrschaftsgebiet, um sich mit wichtigen Entscheidern zu treffen, auszutauschen und Vertrauensleute in strategische Stellung zu bringen.

Erwiesen sei, dass der Kaiser am 25. Februar 1015 mit seinem Tross, einer Mischung aus Dienern, Soldaten, hohen Beamten seine Hofes und Notaren, in Bonn weilte. Die Notare hatten die Aufgabe, die Beschlüsse des Kaisers in juristisch eindeutige Sätze zu kleiden. 20 Prozent der in lateinischer Sprache abgefassten Gründungsurkunde enthalten solche rechtsverbindlichen Inhalte. In ihr steht auch, dass Graf Wilhelm und sein Bruder Beppo dem Kaiser zuvor den Hof als Geschenk überlassen hatten.

Ob aus Dankbarkeit oder weil Heinrich sie dazu zwang, kann Historiker van Elten nicht sagen. Er erläuterte aber die urkundlich genannten Beweggründe für die Weitergabe an die Nonnen "aus einem Gefühl der Liebe zu Gott heraus und auf Bitten unserer geliebtesten Angetrauten Cunigunda, der Kaiserin".

Was der Vorsitzende des Bürger- und Verkehrsvereins, Franz-Joachim Thür, abschließend kommentierte: "Ich habe den Eindruck, viel zu sagen hatte der Heinrich nicht."

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