Altstadt in Königswinter Neuer Glanz für altes Fachwerkhaus an der Hauptstraße

KÖNIGSWINTER · Das Gebäude mit der Nummer 395 wird mit historischen Eichenbalken wieder aufgebaut. Gewölbekeller bleibt erhalten

 Mit einem 40-Meter-Kran werden die Gewerke an ihren künftigen Platz gehoben.

Mit einem 40-Meter-Kran werden die Gewerke an ihren künftigen Platz gehoben.

Foto: Frank Homann

Es tut sich was in der Königswinterer Altstadt. Und das konnte man am Dienstagnachmittag nicht nur sehen, sondern musste es auch "umgehen". Denn ein riesiger Kran versperrte mitten in der Fußgängerzone den Besuchern fast komplett den Weg. Der Grund: Für das Haus 395 wurden das Holztragwerk und der Giebel angeliefert. Nach dem Willen von Reinhard Schmiedel soll das bislang eher unscheinbare Haus wieder in altem Glanz erstrahlen. Und das bedeutet: Es entsteht ein neues altes Fachwerkhaus. Denn hinter der bislang verputzten Fassade befand sich einst ein Fachwerkhaus.

Das Haus 395 stand wie so viele in der Königswinterer Altstadt lange leer, bevor die Stadt es den Künstlern von Antiform zur Verfügung stellte, die es wiederum verschiedenen "Artists in Residence" überließen - also Künstlern, die auf Zeit in dem Haus lebten und auch arbeiteten. Zuletzt hatten sie sich das Haus mit dem Sanierungsbüro geteilt. Das wurde jedoch aufgelöst. "Mein Vater hat gleich beim ersten Besuch gesehen: Hinter all dem Putz verbirgt sich Fachwerk", erinnert sich Tochter Sonja Schmiedel.

Holz hatte massiven Schaden genommen

Sie wird im Erdgeschoss einen Laden für Geschenkartikel betreiben - bisher war "Rosalie's Schöne Dinge" in Hangelar beheimatet - und in den beiden Stockwerken darüber wohnen. Was dann aber auf ihn zukommen würde, das habe er damals "nicht wirklich" gesehen, sagt Schmiedel. "Daher haben wir daraus ein Projekt gemacht", sagt er und schmunzelt. Denn bei näherer Betrachtung und nach dem Entfernen des Putzes stellte sich heraus, dass das Holz darunter massiven Schaden genommen hatte. Nur eine Wand, die ans Nachbarhaus grenzt und so von den Vorbesitzern nicht verputzt werden konnte, war noch in Teilen zu erhalten.

Schmiedel wandte sich an die Rheinbacher Firma Holzbau Hommes, die sich unter anderem auf das Sanieren von Fachwerkhäusern spezialisiert hat. "Die haben jeden einzelnen Balken geprüft und an der einen Wand so viel wie möglich erhalten, ansonsten Stück für Stück ausgetauscht", so Schmiedel. Die Balken in den übrigen Fassaden waren jedoch nicht mehr zu retten. Daher wurden sie in der Halle der Firma neu gebaut - allerdings aus alten Eichenhölzern. Der endgültige Zusammenbau erfolgte dann vor Ort. Am morgigen Freitag soll Richtfest gefeiert werden. "Die Gefache werden anschließend mit Lehm gefüllt - wir haben da einen Fachmann, der macht das ganz traditionell", so Schmiedel. Erhalten bleibt der Gewölbekeller aus dem Jahr 1747. Da wäre auch nicht viel zu machen gewesen, berichten Schmiedel und seine Tochter. Denn die schweren Basaltbrocken lassen sich nicht bewegen. Auf eine Fußbodenheizung im Erdgeschosse musste man daher verzichten. Macht aber nichts, findet die künftige Bewohnerin. Genauso wenig wie eine Deckenhöhe von 2,20 Metern im Mittelgeschoss: "Dafür ist es um so gemütlicher."

Bleibt die Frage, was jemanden dazu bewegt, so viel Zeit und Geld in ein Haus in der Altstadt zu investieren statt beispielsweise auf einen "normalen" Neubau zu setzen. "Mit geht es um Nachhaltigkeit", sagt Schmiedel mit Überzeugung. "Das Haus wird uns um ein Vielfaches überleben." Und er und seiner Tochter wollen als Königswinterer auch etwas für die Altstadt zu tun. "Dafür", gibt er zu, "braucht es einen langen Atem."

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