CJD Christophorusschule Königswinterer Schüler schicken einen Wetterballon in den Himmel

KÖNIGSWINTER · Ein wenig war es wie in der bekannten US-amerikanischen Fernsehserie "The Big Bang Theory": Fünf junge Männer, deren Gespräche nachzuvollziehen nur möglich erscheint, wenn man Physiker, Chemiker oder sonstwie Naturwissenschaftler ist.

 Die Jungen der der Luft- und Raumfahrt AG der CJD Christopherusschule Königswinter schicken ihren Wetterballon los.

Die Jungen der der Luft- und Raumfahrt AG der CJD Christopherusschule Königswinter schicken ihren Wetterballon los.

Foto: Frank Homann

Sie hatten sich auf der Peter-Breuer-Sportanlage in Königswinter versammelt, um einen doch recht ambitionierten Plan in die Tat umzusetzen: Bis zu 30.000 Meter hoch sollte ein Wetterballon steigen, den sie - Schüler der CJD Christophorusschule - , von Aufbau über Technik komplett selber hergestellt hatten.

Ein halbes Jahr hatte sich die Luft- und Raumfahrt Arbeitsgemeinschaft (AG) dem Projekt gewidmet. Der mit Helium gefüllte Ballon sollte eine Styroporbox in etwa 30 000 Meter Höhe transportieren, dann platzen und schließlich sollte die Box mit Hilfe eines Fallschirmes wieder sanft auf dem Boden landen. Der Clou: eine in der Box platzierte Kamera drehte ein Dauervideo der Fahrt. Zu Reinhard Meys "Über den Wolken" lieferten die Jungs ihre eigene Bebilderung.

So lautete der Plan. Vieles kam dann zwar doch anders, das Grundziel erreichten die Luftfahrtexperten trotzdem.

Punkt 10 Uhr ging es auf einem abgesperrten Gelände von 20 mal 20 Metern los. Das Expertenteam um AG-Leiter Jona Krahl, seines Zeichens ebenfalls Schüler - wenn auch schon Elftklässler, während seine Schützlinge die Klassen fünf bis acht besuchen - tummelte sich unter dem bereits aufgepumpten Ballon und ging die Checklisten durch.

Die Box wurde mit dem Fallschirm verknotet, dieser wiederum mit dem Heißluftballon. Hinzu kamen schier endlose Zwischenschritte, wie den GPS-Tracker einschalten, die Kameralinse säubern und die Elektronik in der Kapsel starten. Handschuhe tragend ging es daran, den Ballon mit Helium zu füllen - so viel, dass der Ballon hoch genug steigt. Indes nicht zu viel, dann würde er zu früh platzen. "Das ist ein Balanceakt", erklärte Krahl.

Ohne die eine oder andere Komplikation ging die Aktion dann nicht vonstatten. Mal wollte der Aufkleber mit den Informationen für den Finder nicht halten, mal riss ein Teil der Schnur. Als schließlich alles zu passen schien, kam der Moment der Wahrheit.

Die Jungs ließen den Ballon steigen und schließlich ganz los. Die Kapsel bewegte sich knapp über dem Boden des Sportplatzes in Richtung Petersberg und vor allem in Richtung Bäume. Schnell liefen die Jungs hinterher und fassten die Schnur. Diagnose: zu wenig Helium. Hinzu kam, dass der Wind böiger geworden war und auf den Platz drückte.

Zweiter Versuch mit mehr Helium: Der Ballon steigt und steigt - aber steigt wieder nicht hoch genug. Von Panik konnte man noch nicht sprechen, doch eine gewisse Nervosität machte sich bei den Jung-Forschern doch breit. Die Ruhe in Person: Jona Krahl.

Endlich dann der dritte Versuch und der erlösende Blick auf einen Ballon, der hoch und höher stieg, ohne in die gefährliche Nähe des sonst so erquicklichen Siebengebirges zu kommen. "Ich bin froh, dass die Deutsche Flugsicherung uns eine so breite Startzeit genehmigt hat", sagte Krahl sichtlich erleichtert.

"Nun müssen wir warten, bis der Ballon platzt, die Kapsel nach ihrer Reise landet und das GPS-Gerät uns den Landeort anzeigt - und natürlich hoffen, dass sie nicht auf einer Autobahn oder im Rhein gelandet ist." Das tat der Ballon nicht, stattdessen landete der Fallschirm bei Gießen (siehe unten).

Kurz gefragt

Sieben Stunden nach dem Start des CJD-Wetterballons hat sich Alev Dogan erneut mit Jona Krahl unterhalten.

Und, ist die Kapsel im Rhein gelandet?
Jona Krahl: Nein, Gott sei Dank nicht. Nach etwa zwei Stunden Flugzeit haben wir ein GPS-Signal mit dem Landeort bekommen. Es war ganz witzig, denn die Kapsel ist mitten auf eine Schafswiese gelandet, man könnte schon fast sagen, mitten in die Herde. Es war wirklich unglaublich einfach, an sie heranzukommen. Wir hatten echt Glück.

Ist der Ballon die Route geflogen, die ihr erwartet hattet?
Krahl: Ja. Wir hatten gestern schon mit den Wetterdaten für den heutigen Tag berechnet, dass die Kapsel irgendwo in der Nähe von Gießen landet. Und tatsächlich ist sie in einer Stadt namens Romrod gelandet - bei Gießen.

Könnt ihr schon sagen, ob irgendwelche erwarteten Probleme eingetreten sind?
Krahl: Nicht wirklich. Leider hat er nicht die erhofften 30 000 Meter Höhe erreicht, sondern nur 23 500 Meter. Da wir so viel Helium nachpumpen mussten, ist der Ballon auch früher geplatzt. Aber unsere Befürchtung, die Kapsel würde durch eine Wolke hindurch fliegen, ist nicht eingetreten. Dann hätte sich Feuchtigkeit an der Kameralinse abgesetzt, die wäre in höheren Ebenen gefroren und das Video hätte man von da an vergessen können. Wir haben auch die Wettersituation richtig gedeutet. Es war wichtig, dass der Ballon nicht in ausländischen Luftraum gerät - Frankreich etwa.

Habt ihr schon einen Blick in das Video riskiert?
Krahl: Ja und es ist ganz erstaunlich. Wir haben die Kamera im Auto schon mal an den Laptop angeschlossen und bisher sind es gestochen scharfe Bilder in HD!

Dann hat sich also eure Mühe gelohnt?
Krahl: Ja. Es war wirklich viel Heckmeck mit Flugverkehrskontrollvergabe, Luftfahrtbundesamt NRW, Deutsche Flugsicherung und und und. Schließlich bekamen wir unsere Betriebsgenehmigung für einen "unbemannten Freiballon der Klasse leicht" - natürlich mit festgeschriebener Zeit und Ort. Und das Ergebnis scheint so gut, dass wir das Video vielleicht auf Youtube hochladen werden.

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