Diamanthochzeit in Thomasberg Zum Fest reist der Sohn aus Australien an

THOMASBERG · Vater Schori war Melkermeister auf dem Heiderhof bei Vinxel und hatte einen tüchtigen Lehrling aus Wagenfeld im Kreis Diepholz. Ob nicht einer seiner Brüder auch hier arbeiten wolle, fragte der Verwalter den jungen Mann. So kam Willi Klingenberg im März 1952 ins Rheinland.

 Seit 60 Jahren sind sie glücklich verheiratet: Willi und Elfriede Klingenberg gaben sich am 16. Juli 1955 das Jawort.

Seit 60 Jahren sind sie glücklich verheiratet: Willi und Elfriede Klingenberg gaben sich am 16. Juli 1955 das Jawort.

Foto: Oschmann

Er blieb. Denn auf dem Heiderhof fand der junge Landarbeiter nicht nur eine neue Anstellung, sondern auch sein Glück. Willi Klingenberg, geboren am 19. September 1932 in Wagenfeld, verlor sein Herz an Elfriede, die Tochter des Melkermeisters, die am 24. Juli 1934 auf dem Heiderhof das Licht der Welt erblickt hatte. Am Tag vor dem 21. Geburtstag der Braut traten die beiden vor den Traualtar der evangelischen Kirche Stieldorf. Heute haben sie Diamanthochzeit.

"Wir sind uns auf dem Heiderhof ständig über den Weg gelaufen. Abends saßen die Leute gern auf der Bank unter der Kastanie", erinnern sich Willi und Elfriede Klingenberg an ihre ersten Begegnungen. Weihnachten 1954 feierten sie Verlobung. Am 16. Juli 1955 heirateten sie auf dem Standesamt in Oberpleis, bevor das kirchliche Eheversprechen am

23. Juli erfolgte. "Wohnen Sie unter einem Dach?", hatte der Pfarrer die Brautleute vorher gefragt. "Ja", hatte Elfriede geantwortet, "aber jeder hat einen anderen Eingang." Willi Klingenberg berichtet lachend: "Wir schliefen Wand an Wand - von jeweils der anderen Hausseite her."

Denn die Familie des Melkermeisters lebte ebenso wie der junge Mann auf dem Hof. Das blieb auch nach der Hochzeit so. Als 1960 ihr Sohn zur Welt kam und im Jahr 1968 die Tochter, erhielten die jungen Eltern jeweils eine größere Wohnung auf diesem Anwesen. Elfriede fand nach ihrer Schulzeit in Stieldorf in Haushalten eine Beschäftigung. Ihren Traum, eine Schneiderlehre zu absolvieren, konnte sie nicht verwirklichen. Aber das Nähen und Stricken wurde zumindest ein Hobby. Die Jubilarin fertigte nicht nur ihr Hochzeitskleid - ein dunkelblaues Kostüm - selbst an, sondern auch in den folgenden Jahren alles für die Familie. Und sie arbeitete in Nähereien und auch, oft abends, in der Gastronomie. Willi Klingenberg war bis zur Umstellung auf Pferdehaltung im Jahre 1980 auf dem Heiderhof tätig. Danach wirkte er noch 15 Jahre bis zum Renteneinstieg im Gartenbau der Stadt Königswinter.

Vom Heiderhof mussten die Diamanthochzeiter schweren Herzens im Jahr 1994 Abschied nehmen, als ein Investor dort einen Golfplatz plante. Sie fanden in Thomasberg ein neues Refugium. "Mittlerweile fühlen wir uns richtig wohl hier", sagt Elfriede Klingenberg. Von hier aus brechen sie gern zu Spaziergängen auf.

Früher machten sie Wanderurlaube in den Bergen, im Allgäu oder im Kaisergebirge. Ihre Hochzeitsreise holten sie als Goldjubilare nach - vor zehn Jahren ging es an den Bodensee. Diesmal erhalten sie Besuch von weit her: Der Sohn kommt eigens zur Diamanthochzeit aus Australien. Die Klingenbergs freuen sich auf das Fest mit der Familie, zu der ein Enkel gehört.

Ihr Rezept für 60 glückliche Ehejahre? "Wir sind nie böse zu Bett gegangen. Wir haben uns nach einem Streit ausgesprochen, abends war die Sache immer geregelt."

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