Pfarrkirche in Eudenbach Zum 100. Geburtstag hat die kfd ein Theaterstück eingeübt

EUDENBACH · Die hatten Humor. Da fragten die Oberpleiser 1927 doch tatsächlich die Eudenbacher, ob sie für die Errichtung eines Kriegerdenkmals in Oberpleis spenden würden. Nun, jahrhundertelang waren die Oberhauer zwar dort zur Kirche gegangen. Aber im eigenen Gotteshaus, das 1912 eingeweiht worden war, fehlte schließlich auch noch eine Menge: von einer "Deck op de Kommelionsbank" bis hin zu neuen Glocken.

 Die Frauen der kfd bei der Probe für ihr Theaterstück.

Die Frauen der kfd bei der Probe für ihr Theaterstück.

Foto: Frank Homann

Und gefallene Soldaten im Ersten Weltkrieg hatten die Eudenbacher ebenfalls zu beklagen. Auf einer eilends einberufenen Pfarrversammlung war die Bitte der Nachbarn Thema. Pastor Konrad Becker hatte eingeladen und die Messdiener dazu in alle Dörfer von Faulenbitze bis Komp gesandt.

Aus diesem historischen Stoff hat die kfd Eudenbach ein herrliches Theaterstück gemacht. Autorin und Regisseurin Annelore Broscheid gab ihm den Titel: "Domols en de Öggemich".

Sie hat im Archiv der Pfarrei gestöbert. Pastor Becker gab es ja wirklich. Und auch Henderich Ströhßer ist keine erfundene Figur, sondern er war Mitglied des Kirchenvorstandes und der Großvater der Verfasserin des Drehbuchs. In seine Rolle schlüpft Angelika Limbach. Die Ackerer Bertes Paffrath und Tünn Bommerich (Beate Klein und Renate Walter) sind ebenso erdachte Personen wie die Steinbrucharbeiter Mattes Depensiefen und Schäng Schenkelmann (Hannelore Heinrich und Ilse Kurenbach), die alle ausgestattet sind mit original Gamaschen, Hosen und Hosenträgern und den typischen Schildmützen.

Auch die Vorsitzende der Jungfrauenkongregation Trina Döppenbecker und Mitglied Seevchen Kefferpötz, zwei schon nicht mehr ganz in der Blüte stehende Juffern, machen eine köstliche Beigabe dieser Pfarrversammlung aus. Ihre Darstellerinnen Angelika Schumacher und Marlies Meier schwanken noch zwischen Hut und Perücke. Wahrscheinlich wird Maskenbildnerin Erika Krautscheid für die Premiere noch eine feine Haartracht anfertigen. Nur Souffleuse Marita Pinnen wird arbeitslos sein - die Damen beherrschen ihre Texte aus dem Effeff.

Die Jungfrauenkongregation existierte natürlich wirklich seit 1910 in Eudenbach. Aber die Dialoge von Trina und Seevchen mit anderen Versammlungsteilnehmern aus der Feder von Annelore Broscheid geben dem Stoff noch zusätzliche Würze. Köstlich, wie Trina erbost eine Schnute zieht, als Schäng ihr vorhält: "Ha, ha, ha, ich woß nur net, dat do och äldere Jufferen zojehüren, die noch keene Mann metjekreet han."

Jedenfalls hat Trina hellseherische Fähigkeiten. Und die Männer lachen sich schlapp, als sie ihren Traum erzählt, in dem der "hellije Aloysius" ihr prophezeite: "In 70 oder 80 Johr hesch et net mie Jungfrauenkongregation, dann hesch et Katholische Frauenjemeinschaff Deutschland!".

Der Pastor, ebenfalls mit großer Ausdruckskraft von Maria Koll gemimt, die in einem echten Priestergewand steckt, das der frühere Pastor Josef Weyler den Theaterfrauen vermachte, mahnt Fräulein Trina zwar auch zur Mäßigung, aber er räumt ein: "Wer weiß, vielleicht gibt es wirklich 2012, wenn unsere Pfarrkirche 100 Jahre alt wird, einen Katholischen Frauenverein für Jungfrauen, Verheiratete, Mütter und Witwen."

Und das eigentliche Problem, die Spende an die Oberpleiser? Die Eudenbacher sammeln. Aber mehr wird nicht verraten. Wer allerdings die zum Jubiläum herausgebrachte Chronik gelesen hat, kann den Ausgang der Pfarrversammlung erahnen. Ob allerdings wie im Stück Pastor Becker einst tatsächlich jemanden aufforderte, einen Schnaps auszuschenken, ist nicht bekannt. Zur Feier des Tages gibt es jedenfalls auf der Bühne einen Selbstgebrannten. "Pross zesamme!"

Info: Das Theaterstück wird am Sonntag, 30. September, 17 Uhr im Gasthaus zum Siebengebirge in Eudenbach aufgeführt mit Bilderschau "100 Jahre - 100 Bilder!" Eintritt: 5 Euro. Karten: im Pfarrbüro, in der Bäckerei Blesgen und bei Floristin Katrin in Eudenbach.

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