Geplatztes Bäderverfahren "Wir wissen nicht, was kommt"

Königswinter · Der Schwimmtreff ist zurzeit vom Pech verfolgt. Erst lässt die Firma Berndorf den Vertrag über den Neubau eines Hallenbades mit dem Schwimmtreff als Betreiber platzen. Dann wird im Freibad auch noch eingebrochen. Mit Geschäftsführerin Elke Stoll sprach Hansjürgen Melzer.

 Nur wenige Badegäste konnte Elke Stoll gestern Morgen im Lemmerzbad begrüßen.

Nur wenige Badegäste konnte Elke Stoll gestern Morgen im Lemmerzbad begrüßen.

Foto: Frank Homann

Was ist am Freitag bei dem Einbruch genau passiert?
Elke Stoll: Es war bereits der dritte Einbruch in diesem Jahr. Dieses Mal wollten die Täter einen Tresor aufbrechen. Als sie es nicht schafften, haben sie mit einem Feuerlöscher alle Räume dekoriert. Irgendwann fängt man an, so etwas persönlich zu nehmen.

Sie gingen als Sieger aus dem Ausschreibungsverfahren hervor. Wie haben Sie dann erfahren, dass die Berndorf Deutschland GmbH die Vertragsunterzeichnung platzen ließ?
Stoll: Wir wussten, dass es Probleme gibt. Wir sind jedoch davon ausgegangen, dass sie gelöst werden können. Dass Berndorf den Vertrag hat platzen lassen, haben wir aus der Presse erfahren. Das hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen. Wir sind seitdem total leer im Kopf und wissen nicht, was jetzt kommt.

Hat es Sie denn total überrascht?
Stoll: Wir sind nach wie vor überzeugt, dass das Angebot Hand und Fuß hat. Wir sind da mit realistischen Zahlen reingegangen, die wir alle schon vorweisen konnten, während alle anderen Angebote spekulativ waren. Ein Neubau würde außerdem einen Badebetrieb ohne Unterbrechung ermöglichen. Bei einer Sanierung müsste man hingegen mit einer Pause von 15 bis 18 Monaten rechnen. Wir haben auch eine Verantwortung gegenüber unseren 45 bis 50 Mitarbeitern, unter ihnen

15 Festangestellte, auf die wir sehr stolz sind. Sie haben selbst mitgemacht, wenn wir früher im Oktober noch nicht wussten, ob es im Januar weitergehen wird.

Ist das Hallenbad sanierbar?
Stoll: Vor zehn Jahren wäre das in Ordnung gewesen. Dann hätte man die Sanierungsarbeiten zum Teil bei laufendem Betrieb durchführen können. Die anderen Arbeiten hätten während der Freibadsaison gemacht werden können. Seitdem ist aber viel zu viel Zeit vergangen. Jetzt wäre allenfalls noch eine Kernsanierung möglich. Darum verstehe ich nicht, warum so viele Menschen immer noch auf die Sanierung pochen. Das hat auch der Förderverein bei allem Engagement nicht verstanden.

Wie haben Sie die Diskussion über das Nachtragsangebot für Sprungvorrichtungen und eine größere Wassertiefe empfunden? Stoll: Das war für uns sehr überraschend, weil diese Voraussetzungen in der Ausschreibung nur in einem der beiden Bäder gefordert wurden und bald klar war, dass dies im Freibad der Fall sein würde. Das war auch in unseren Augen nicht die Optimallösung. Wir waren aber froh, überhaupt weitermachen zu können. Wir wollten auch nicht Gefahr laufen, dass es irgendwann in Königswinter gar keine Möglichkeit zum Schwimmen mehr gibt. Und schwimmen lernen können Kinder auch in einem Hallenbad mit geringerer Wassertiefe.

Möglicherweise kommt nun die Familie Rösgen mit ihrem Angebot, in Oberpleis ein Hallenbad zu bauen, zum Zuge. Was halten Sie davon?
Stoll: Ich sehe Rösgens eigentlich nicht als Konkurrenz. Die machen das mit ihrer Saunalandschaft toll. Wir machen eine ganz andere Geschichte. Unsere Philosophie und unser Konzept sind das Schwimmen und der Schwimmunterricht.

Zur Person

Elke Stoll (47) teilt sich mit ihrer Schwester Claudia Mäschig und ihrem Schwager Ingolf Pott die Geschäftsführung der Schwimmtreff GmbH. Der Schwimmtreff ist seit 1997 Betreiber des Lemmerz-Hallenbads und seit 2009 auch Betreiber des Lemmerzfreibads. Stoll ist verheiratet und wohnt - wie auch Ingolf Pott und ihre Schwester - in Thomasberg.

Statistik

Bis Montag zählte das LemmerzFreibad in diesem Jahr 15.600 Badegäste. Davon kamen 6600 allein im bisherigen Monat Juli, wobei der vergangene Samstag neben dem Pfingstmontag der besucherstärkste Tag war. Im Lemmerz-Hallenbad gingen statt der kalkulierten 69.000 Badegäste in diesem Jahr bereits 76.725 Personen ins Becken.

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