Engagement als Leihgroßeltern "Wir sind für das seelische Verwöhnen da"

OBERDOLLENDORF · Seit einiger Zeit haben Manfred und Ursula Teubner wieder einen Kindersitz in ihrem Wagen. Dabei sind ihre Enkel schon im Teenageralter. Aber: Die beiden Oberdollendorfer haben noch einmal Nachwuchs bekommen. Sie sind Leihgroßeltern geworden.

 Die Chemie stimmt: Ursula und Manfred Teubner aus Oberdollendorf mit dem knapp dreijährigen Manuel.

Die Chemie stimmt: Ursula und Manfred Teubner aus Oberdollendorf mit dem knapp dreijährigen Manuel.

Foto: Frank Homann

Meist einmal pro Woche holen sie den kleinen Manuel mittags aus dem Kindergarten ab, um gemeinsam einen schönen Nachmittag zu verbringen. Manchmal schläft er auch bei ihnen; das Kinderbett der eigenen Söhnen leistet wieder gute Dienste.

"Ich war Kindergärtnerin, mein Mann ist ein Kindernarr. Wir haben einfach Spaß an Kindern", sagt Ursula Teubner (69). Deshalb hatte sie die Zeitungsannonce vor etwa zwei Jahren geradezu elektrisiert, in der eine alleinerziehende Mutter dringend Großelternersatz suchte. "Wir hatten uns damals gerade beim Forum Ehrenamt für eine Seniorenbegleitung gemeldet", sagte Leihoma Ursula und lacht.

Sie disponierten also um zwei Generationen um und trafen sich mit Mutter und Kind. "Der Kleine lag damals noch im Maxi-Cosi; als er wach wurde, war er ziemlich schnell auf dem Schoß meines Mannes. Er fühlte sich auf Anhieb wohl." Es folgten damals gegenseitige Besuche. "Es hat alles gestimmt." Und seither gehört Manuel quasi zur Familie Teubner. Alle mögen ihn, auch die eigenen Enkel sind vernarrt in den süßen Blondschopf, der mittlerweile zweidreiviertel Jahre alt ist. Eigentlich ist Manuel gut versorgt. Er geht in den Kindergarten und hat Babysitter.

Die echten Großeltern wohnen jedoch weit weg am Bodensee. Und diese liebevolle großelterliche Zuneigung erhält er nun von "Manni" und "Uschi", wie er die Teubners nennt. Sie gehen mit ihm auf den Spielplatz und ins Eiscafé, machen Picknick am Rhein, lesen ihm vor und hören Musik, die er sehr liebt. Das Museum Koenig oder der Neuwieder Zoo waren schon Ausflugsziele. Aber im Vordergrund stehen nicht die großen Aktivitäten. Die hat er ja im Kindergarten.

Bei Familie Teubner macht Manuel auch noch Mittagsschlaf. Dann kuschelt er sich auf den Schoß von "Opa Manni" und schläft beim Vorlesen ein. Ursula Teubner: "Er hat Ruhe bei uns. Wir empfinden, dass er glücklich ist. Er bringt uns Fröhlichkeit entgegen. Wir freuen uns jedes Mal darauf, ihn abzuholen. Sein Heranwachsen zu erleben, ist eine große Freude für uns."

Sind auch Leihgroßeltern zum Verwöhnen da? Manfred Teubner (75) meint: "Wir sind für das seelische Verwöhnen da. Wir haben Zeit für ihn." Und Gisela Klaebe, die ehrenamtliche Beraterin für das Forum Ehrenamt ist und auch Leihgroßeltern vermittelt, unterstreicht: "Es geht nicht um große Geschenke. Es kommt auf die Beziehung an. Schön, wenn sie lange Zeit besteht, ideal ist es, wenn sie ein Leben lang hält."

Bei Familie Teubner und Manuel handelt es sich um das Musterbeispiel einer solchen Kombination. Manfred Teubner: "Die Chemie stimmt einfach." Auch mit Manuels Mutter kommen diese "geschenkten" Großeltern sehr gut zurecht. Sie macht keinerlei Vorschriften und lässt ihnen freie Hand.

"Wir freuen uns, dass wir helfen können", meint Manfred Teubner, der früher Verkaufsleiter bei einem Großkonzern in Leverkusen war. Manuel klettert derweil auf seine Knie und klatscht strahlend im Takt zur Musik. Wenn Manfred und Ursula Teubner auf dem Spielplatz oder im Eiscafé sind und nach Manuel gefragt werden, finden die anderen ihren Einsatz als Leihgroßeltern toll. Ursula Teubner: "Nur unsere Freunde fragen, warum wir uns das noch antun. Die sehen das eher als Belastung." Dabei scheint das Zusammensein mit Manuel eher ein Jungbrunnen für die Teubners zu sein.

Forum Ehrenamt, Haus Heisterbach, offene Beratungszeiten: mittwochs 15 bis 17 Uhr; Telefon 02223/923636; E-Mail: info@forum-ehrenamt.de.

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