Benefiz-Kabarettabend in Heisterbacherrott Willibert Pauels: "Entscheidend ist, wie wir die Dinge sehen"

HEISTERBACHERROTT · Willibert Pauels stellte sich in der Emmauskirche an den Ambo. "In der Bütt fühle ich mich nun einmal wohler", scherzte der Diakon und Kabarettist, der den meisten Besuchern in der voll besetzten evangelischen Kirche auch als "Ne bergische Jung" bekannt ist, der auf den großen Karnevalsbühnen im Rheinland gefeiert wurde.

 Er liebt knackige Witze und Pappnasen: Willibert Pauels trat für den guten Zweck in der Emmauskirche in Heisterbacherrott auf.

Er liebt knackige Witze und Pappnasen: Willibert Pauels trat für den guten Zweck in der Emmauskirche in Heisterbacherrott auf.

Foto: Frank Homann

Und auch bei dieser Benefizveranstaltung zugunsten der Stiftung "Unsere Gemeinde - kirchliches Leben am Siebengebirge" zog der Kirchenmann aus Wipperfürth unter dem Motto "Von der heilenden Kraft der anderen Perspektive" alle Register. Frech und fromm, heiter und besinnlich.

Als "typisch kölscher Jung aus dem bergischen Land" sei er zunächst schnurstracks auf die Kirche St. Judas Thaddäus zugegangen, berichtete er. "Der heilige Judas Thaddäus ist ja der Schutzpatron für aussichtslose Fälle, sozusagen der Hausheilige des 1. FC Köln." Pauels Erlebnis: Die Elf, die unbedingt ein Unentschieden benötigte, lag bis zur 85. Minute 0:1 zurück. "Ich dachte, heiliger Judas Thaddäus, jetzt musst du aber in die Pötte kommen. In dem Augenblick fiel das Ausgleichstor!"

Sein Vater habe immer gesagt: "Willibert, es kommt auf das Herz des Menschen an. Alle Menschen sind in ihrer Würde gleich, aber sie haben unterschiedliche Mentalitäten." Herrlich, wie Pauels seine Erfahrungen aus dem ersten Auftritt im tiefsten Westfalen darlegte. Keiner lachte. Aber nach der Rede sagte ihm der Präsident: "Wir Westfalen sind ein lustiges Völkchen, wir lachen auch gern, nur später." Immer wieder sei er gefragt worden, ob er wirklich Diakon sei.

Und Pauels berichtete auch von Briefen, die nach seinem ersten Fernsehauftritt wegen angeblicher Gotteslästerung bei seinem Vorgesetzten eingingen: "Kardinal Meisner, schreiten Sie ein!" Der TV-Witz damals ging so: Der Küster sollte nach dem Predigtsatz "Der Heilige Geist möge erscheinen" eine Taube fliegen lassen. Es tat sich nichts. Schließlich rief der Küster aus der Sakristei: "Er kann nicht kommen, die Katze hat ihn gefressen." Beschwerden seien jedoch im Sande verlaufen. Der "Kanalmeister" habe ihn nicht einmal ermahnt.

Der Diakon ging auch auf das Kapitel ein, weshalb er sich aus dem Karneval verabschiedet hatte - der Depression, über die meist schamhaft geschwiegen werde. Dabei sei es eine Krankheit wie jede andere, in den meisten Fällen eine Stoffwechselkrankheit. Sie habe auch etwas mit der Seele zu tun, mit der Lebenssicht. "Entscheidend ist, wie wir die Dinge sehen." Die beste Entscheidung nannte er, sich der Behandlung in einer Klinik unterzogen zu haben. Und dort erreichten ihn auch Genesungswünsche wie diese: "Besser e wärm Bier als en ärm Dier!" Der Kabarettist: "Der Rheinländer sieht die Dinge aus der Perspektive der Leichtigkeit, was sich auch in der Mundart ausdrückt."

Ein Witz sei nichts anderes als die plötzliche, befreiende Änderung der Perspektive. "Ich liebe knackige Witze." Wie diesen: Kommt ein Dalmatiner an die Kasse des Supermarktes. Fragt der Verkäufer: "Sammeln Sie Punkte?" Willibert Pauels wünschte seinem Publikum als Perspektive, über den Dingen zu stehen - mit Leichtigkeit und Heiterkeit, ohne dabei oberflächlich zu sein.

Nach dem Benefizkabarett konnte sich der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Jens Röttgen, über 1000 Euro freuen, die die Besucher in die Spendenboxen gesteckt hatten.

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