Bei den Landesmeisterschaften und den Ligaturnieren in der CJD-Aula messen die Sportler ihr Können Wenn die Gardetänzer fliegen

KÖNIGSWINTER · Was gibt es Schöneres für den Vorsitzenden eines Sportvereins, als nach einem spannenden Wettkampf nicht nur Teilnehmern von auswärts Siegerpokale und Urkunden überreichen zu können, sondern auch Sportlern aus dem eigenen Verein.

 Gardetanz: Kristin Klein aus Dollendorf überzeugt mit ihrer Vorführung in der Jugenddorf Christophorus-Schule Königswinter.

Gardetanz: Kristin Klein aus Dollendorf überzeugt mit ihrer Vorführung in der Jugenddorf Christophorus-Schule Königswinter.

Foto: Homann

Hartmut Richter, erster Mann im Vorstand des TuS Dollendorf, hatte am Wochenende gleich mehrmals dieses Vergnügen: Sowohl bei den Landesmeisterschaften im Garde- und Schautanzsport sowie bei den Liga- und Ranglistenturnieren, die der Verein am Samstag und Sonntag in der Aula der CJD-Schule ausrichtete, standen Tänzer aus den eigenen Reihen ganz oben auf dem Treppchen.

Insgesamt gingen mehr als 60 Wettkämpfe mit weit über hundert Startern an beiden Tagen über die Bühne - ein organisatorischer Kraftakt für den kleinen Verein aus Dollendorf. Rund 50 freiwillige Helfer sorgten vor und hinter den Kulissen für einen reibungslosen Ablauf. "Das Ganze ist schon ein enormer Aufwand", so Richter, der sich nicht nur über die sportlichen Erfolge freute, sondern auch darüber, dass alles wie am Schnürchen klappte.

Erst 2011 war die Garde- und Schautanzabteilung des Vereins gegründet worden. Allen Grund zu strahlen hatten die Tänzerinnen der vereinseigenen Formation "Dance4Victory": Sie ertanzten sich in den Disziplinen Jugend Polka und Marsch nicht nur die Landesmeistertitel, sondern sicherten sich mit ihrem Sieg beim Ranglistenturnier auch die Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften, die im April in Ludwigshafen ausgetragen werden - und das, obwohl die Mannschaft erst seit dieser Saison in der ersten Bundesliga antritt. Auch für Ludwigshafen haben sich die Sportlerinnen hohe Ziele gesteckt, der vierte oder der dritte Platz soll es mindestens sein, "besser wäre natürlich noch schöner", so Maike Augsburg.

Die 17-Jährige tanzt bereits seit dem zarten Alter von vier Jahren. Gemeinsam mit ihren Freundinnen hatte sie damals im Kindergarten bei einer Gardetanzvorführung zugeschaut und kurzerhand beschlossen, "dass wir einen eigenen Tanzverein haben wollten", erinnert sie sich schmunzelnd. Auch ihren Bruder Tim hat sie im Laufe der Zeit für den Tanzsport begeistern können, er tritt gemeinsam mit Svea Drebenstedt erfolgreich im Paartanz an und hat sich ebenfalls für die nationale Endausscheidung qualifizieren können. Beiden macht das Tanzen einfach nur riesigen Spaß. Auch wenn Maike längst zu den alten Hasen im Turniergeschehen zählt - pro Saison startet das Team bei rund sechs Wettkämpfen - , so kribbelt es doch vor jedem Start ganz heftig in der Magengrube: "Trotz der Routine, die man mittlerweile hat, ist die Aufregung da." Jeder Tänzer habe so seine "Zitterelemente", bei denen er froh sei, wenn es vorbei ist.

Schließlich schaut die fachkundige Jury, die einige Meter entfernt auf einem Podium hoch über dem Geschehen sitzt, ganz genau hin: Sind alle Linien und Figuren korrekt getanzt, fliegen alle Beine gleich hoch in die Luft, wird der Charakter des Tanzes deutlich, oder sind womöglich ein oder mehrere Tänzer nicht richtig im Takt? Anzumerken war den Sportlern die Nervosität allerdings nicht.

Nicht nur das Auftreten, sondern auch das Styling war perfekt: Kunstvolles Augen-Make-Up mit einer Menge Glitzer, extravagante Hochsteckfrisuren, Pailletten im Haar und maßgefertigte Kostüme trugen dazu bei, die Tänzer ins rechte Licht zu rücken. Das alles mag nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich beim Garde- und Schautanz um echten Leistungssport handelt. Dazu kommt die besondere Herausforderung, trotz der enormen körperlichen Anstrengung während der gesamten vierminütigen Tanzzeit auch noch freundlich zu lächeln - dies findet man wohl sonst bei kaum einer anderen Sportart.

Meistertitel gab es zudem auch für die Solisten des Vereins: Der erst siebenjährige Aziz-Noel Gienau wurde - wenn auch außer Konkurrenz - Landesmeister bei den Minis in der Schülerklasse, Kristin Klein freute sich über den Vize-Landesmeistertitel in der Schülerklasse Maxis.

In der Jugendklasse stand Kerstin Reinarz ganz oben auf dem Treppchen ebenso wie das Tanzpaar Svea Drebenstedt und Tim Augsburg, in der Hauptklasse ließ Leonie Schmidt-Küster der Konkurrenz keine Chance. "Als wir vor drei Jahren hier im Verein angefangen haben, hätten wir uns das noch nicht vorstellen können", freut sich Abteilungsleiterin Ute Schmidt-Küster, die die Erfolgsserie ihrer Tänzer selbst noch gar nicht richtig fassen kann. "Momentan passt einfach alles."

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