Nach den Unfällen im Siebengebirge Wanderer verlassen zu oft die markierten Wege

KÖNIGSWINTER · Vier Mal mussten in jüngster Zeit Wanderer im Siebengebirge gerettet werden, weil sie sich verletzt hatten oder aus dem Steilhang unterhalb des Drachenfels nicht mehr alleine herauskamen. Sie alle hatten die markierten Wege verlassen - was im Naturschutzgebiet verboten ist.

Rettungseinsätze im Siebengebirge: Am 23. September mussten Schüler unterhalb des Drachenfelsplateaus gerettet werden.

Rettungseinsätze im Siebengebirge: Am 23. September mussten Schüler unterhalb des Drachenfelsplateaus gerettet werden.

Foto: Axel Vogel

Für die Königswinterer Wehr sind das schwierige und zeitintensive Einsätze. Förster Florian Haufler beobachtet mit Sorge, dass die Wanderer immer tiefer in den Wald vordringen. Und der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) kann nur an die Wanderer appellieren, auf den Wegen zu bleiben.

Die "Bergrettung" ist für die Königswinterer Feuerwehr nicht neu. "Durschnittlich haben wir zehn solcher Einsätze im Jahr", sagt Pressesprecher Lutz Schumacher. Aber die derzeitige Häufung sei ungewöhnlich. Er könne das nicht belegen, "aber gefühlt hat eine intensivere Nutzung des Siebengebirges zu einer steigenden Zahl von Einsätzen geführt." Denn es seien ja nicht nur Wanderer, die die Wege verließen. Auch Mountainbiker und Geocacher gerieten in entsprechende Situationen, im Winter seien oft Rodler betroffen.

"Für uns", so Schumacher, "sind diese Einsätze aufwendig und erfordern einen hohen Personalaufwand." Nicht nur sei die Bergung in unwegsamen Gelände schwierig, oft könnten die Betroffenen auch nicht genau beschreiben, wo sie sind. "Das ist, wenn jemand verletzt ist und man unter Zeitdruck arbeitet, besonders schlimm." Zudem seien die Stellen abseits der Wege oder im Steilhang auch besonders schwer zu erreichen.

"Ich kann nur an die Leute appellieren, auf den Wegen zu bleiben." Wenn sie dies nicht täten und etwas passiere, sei es wichtig, möglichst genau zu beschreiben, wo sie sich befinden. "Und wenn sie nicht alleine unterwegs sind, ist es gut, wenn ein Einweiser am Weg wartet und den Einsatzkräften zeigt, wo sie in den Wald abbiegen müssen." Bezahlen müssen die Geretteten den Einsatz übrigens nicht, es sei denn, sie hätten grob fahrlässig gehandelt. Schumacher: "Diese Einsätze zahlt die Allgemeinheit."

Auch Förster Florian Haufler entdeckt immer häufiger Fußabdrücke und Reifenspuren an Stellen, "wo man die so nicht erwartet. Mein Eindruck ist: Das Wegegebot wird zunehmend ignoriert." Er sieht das Problem sozusagen von der anderen Seite aus: Durch das Abweichen von den markierten Wanderwegen sind Flora und Fauna im Siebengebirge in Gefahr. "Es gibt hier viele schützenswerte und seltene Pflanzen. Und selbst wenn die Pflanze nicht geschützt ist, so ist sie für das Ökosystem, zum Beispiel als Futter für die Tiere, wichtig." Viele Rehe zögen sich notgedrungen tagsüber tief in die Wälder zurück. "Sie sind permanent beunruhigt und sind in ihrem Lebensrhythmus gestört."

"Wir können nur appellieren" - sagt auch Bernd Schwontzen, stellvertretender Vorsitzender des Verschönerungsvereins. Doch selbst, wenn nach dem neuen Wegeplan künftig alle Wege deutlich markiert sind, könne man nicht verhindern, dass diese verlassen werden. "Dazu haben wir nicht das Personal."

Zwei Förster und einige ehrenamtliche Landschaftswärter seien nicht genug, um den Abenteuerdrang der Besucher in geordneten Bahnen zu halten. "Und wenn die Ehrenamtlichen jemanden ansprechen, werden sie nicht ernstgenommen oder sogar beschimpft." Denn offenbar würden die Gefahren im Siebengebirge oft unterschätzt. Schwontzen: "Es fehlt den Menschen an Respekt vor der Natur."

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