Ausstellung zum Kreisauer Kreis in Heisterbacherrott Von Menschen und Landschaften in Schlesien

Heisterbacherrott · Die Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" ist Thema einer Ausstellung im Haus Schlesien. Eine Vorstellung vom Alltag der Menschen in der damaligen Zeit vermittelt die von Jannick Tapken zusammengetragenen Exponate unter dem Motto "Leben unterm Hakenkreuz".

 Ausstellung Kreisau: (von rechts) Bernadett Fischer, Dominik Kretschmann, Nicola Remig und Michael Pietsch.

Ausstellung Kreisau: (von rechts) Bernadett Fischer, Dominik Kretschmann, Nicola Remig und Michael Pietsch.

Foto: Frank Homann

Im Eichendorff-Saal liebliche Landschaftsaquarelle aus dem schlesischen Kreisau, im Ausstellungstrakt von Haus Schlesien Informationstafeln über jene Personen, die unter dem Begriff "Kreisauer Kreis" Geschichte im Widerstand während der nationalsozialistischen Zeit schrieben, und in einem Nebenzimmer beklemmende Propagandaplakate mit Aufschriften wie "Arbeitsmann, dich ruft die Waffen-SS", aber auch ein Foto von Volksschullehrer Joseph Roth aus Friesdorf, der als Hitler-Gegner ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert wurde, sowie Hunderte andere zeitgenössische Exponate.

In diese drei Bereiche ist die neue Sonderausstellung im Haus Schlesien gegliedert, die jetzt unter dem Titel "Der Kreisauer Kreis - Neuordnung im Widerstand gegen den Nationalsozialismus" eröffnet wurde.

Professor Michael Pietsch, der Vizepräsident von Haus Schlesien, und Nicola Remig, die Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde, konnten zur Vernissage auch Dominik Kretschmann begrüßen, der die Gedenkstätte Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung leitet und über seine Arbeit sprach.

Anlass, den Kreisauer Kreis zu thematisieren, waren der 70. Jahrestag des misslungenen Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 und die Erinnerung an die sogenannte Versöhnungsmesse in Kreisau vor 25 Jahren. "Der Messe", betonte Nicola Remig, "in der 1989 Bundeskanzler Helmut Kohl und der polnische Staatspräsident Tadeusz Mazowiecki sich zum Friedensgruß umarmten und damit ein sichtbares und emotional stark nach außen wirkendes Zeichen einer neuen Epoche der deutsch-polnischen Beziehungen setzten."

Das geschah am 12. November 1989, wenige Tage nach dem Mauerfall. Diese Messe war auch der Ursprung der Entwicklung von Kreisau zu einer internationalen Begegnungsstätte.

Die im Eichendorffsaal gezeigten Bilder hätte es eigentlich gar nicht geben dürfen. Denn ihr Schöpfer Karl Schmidt-Rottluff hatte Malverbot. Aber Helmuth James von Moltke, der Kopf des Kreisauer Kreises, lud den Maler 1942 auf sein Anwesen ein, um ihn Erinnerungsbilder malen zu lassen. Freya von Moltke meinte später, ihr Mann habe wohl vorausgesehen, dass Deutschland den Krieg verlieren würde und Schlesien dann an Polen oder die Tschechei gehen dürfte.

"Ich glaube, wir haben uns sehr gut verständigt, und ich werde ihn wohl öfter sehen." So schrieb Helmuth James von Moltke am 16. Januar 1940 nach einem Mittagessen mit Peter York von Wartenburg an der Berliner Hortensienstraße an seine Frau Freya, informiert eine Tafel im Hauptteil der Ausstellung.

In den Monaten danach reifte die Idee, eine kleine Gruppe aufzubauen, um gemeinsam ein Konzept zur Überwindung des Nationalsozialismus zu entwickeln. Es bildete sich der Kreisauer Kreis, der sich eine "Insel des freien Denkens" schuf und auf dem Gut Moltkes in Kreisau drei seiner Hauptzusammenkünfte hatte. Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler wurden zahlreiche Kreisauer verhaftet und acht von ihnen in Plötzensee hingerichtet.

Eine Vorstellung vom Alltag der Menschen in der damaligen Zeit vermittelt die von Jannick Tapken zusammengetragenen Exponate unter dem Motto "Leben unterm Hakenkreuz" - ein Projekt aus der Schulzeit des 19-jährigen Bonners. Nicola Remig hofft, mit dieser umfassenden Präsentation insbesondere auch Schulen zu erreichen. Jugendliche sind aber ebenso willkommen in Kreisau, polnisch Krzyzowa, wo auch internationale Begegnungen stattfinden.

Die Ausstellung im Haus Schlesien ist bis zum 8. März 2015 zu sehen. Es gibt dazu zahlreiche Begleitveranstaltungen. Tel. 02244-886 231; www.hausschlesien.de

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