Lesung im CJD Königswinter Verrat der Freunde, Verlust der Familie

KÖNIGSWINTER · Es wirkt erschreckend, was Manfred Haferburg über seine Erfahrungen in der ehemaligen DDR zu berichten hat. Wenn er erzählt, wie sein Freund im Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen einen Schock erlitt und er, um Hilfe rufend, von den Wärtern ausgelacht wurde, herrscht im Publikum Fassungslosigkeit.

 Auch die Gitarre hatte er dabei: Manfred Haferburg gab mit "Als ich fortging" der Gruppe Karussell einen Eindruck von der DDR-Zeit.

Auch die Gitarre hatte er dabei: Manfred Haferburg gab mit "Als ich fortging" der Gruppe Karussell einen Eindruck von der DDR-Zeit.

Foto: Frank Homann

Seine Erlebnisse in der DDR hat Manfred Haferburg in seinem Roman "Wohn-Haft" niedergeschrieben. Aus diesem Buch las der 67-Jährige am Montag in der Aula der Jugenddorf-Christophorusschule (CJD). Und es wurde deutlich, wie die Stasi systematisch vorging, um einen vermeintlichen Staatsfeind privat und beruflich zu demontieren. Der Autor erzählt vom Verrat der Freunde, vom Verlust der Familie und Misshandlungen im Gefängnis.

Als Oberschichtleiter im Kraftwerk Greifswald erlebte Haferburg zwei Unfälle von Mitarbeitern, einer endete tödlich. Als die Stasi die Vorfälle vertuschen wollte, änderte sich seine Einstellung zum Staat. Er weigerte sich, Spitzel zu werden. Daraufhin wurde er zum Staatsfeind erklärt.

Ein Originaldokument der Stasi zeigt: Haferburg wurde zwischenzeitlich von insgesamt 30 Spitzeln überwacht. Als er versuchte, in die Tschechoslowakei zu fliehen, wurde er verhaftet und landete schließlich in Hohenschönhausen. Dort wurde er misshandelt und kurz vor dem Mauerfall frei gelassen.

Haferburg wechselte in seinem Vortrag zwischen Erzählung und Lesung. Dabei ließ er den Zuhörer an seinen Gefühlen teilhaben. "Seine Geschichte und die Art, wie er sie erzählte, war sehr mitreißend", sagte Oberstufenschülerin Donata von Freymann. "Ich war richtig erschüttert. Jetzt möchte ich mehr über die DDR-Zeit wissen", sagte auch ihr Mitschüler Niklas Hinzpeter.

Am Ende fragte eine Schülerin ungläubig, warum sich viele Menschen die DDR zurückwünschten. Haferburg zitierte Konrad Adenauer: "Allen Dingen hat der liebe Gott Grenzen gesetzt, nur der menschlichen Dummheit nicht."

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