Bad Honnef Vater des 19-Jährigen: "Mein Sohn hatte große Ziele"

SIEBENGEBIRGE · Erst erhielt Torsten B. die Nachricht vom Tod seines Sohnes Jens Henrik. Wie einen zweiten Schicksalsschlag empfinden es nun die Eltern des 19-Jährigen, der am Sonntag am Kölner Rheinufer tot aufgefunden wurde, dass in der Kölner Rechtsmedizin toxikologisch untersucht wird, ob es sich um ein Unglück oder einen Suizid gehandelt habe.

"Ein Suizid ist absolut ausgeschlossen. Mein Sohn hatte große Ziele, und er war lebenslustig", sagt Torsten B.. Jens Henrik war seit dem 9. November vermisst worden. Damals, an einem Samstagmorgen, war der Bonner gegen 3 Uhr nachts im Bereich der Insel Grafenwerth in den Rhein gestürzt. Mehrere Suchaktionen verliefen erfolglos.

Jens Henrik habe in Köln im dritten Semester Deutsch-Französisches Recht studiert, sagt sein Vater und sei politisch sehr interessiert gewesen. Gerade erst habe er eine Stelle als studentische Hilfskraft am Rechtswissenschaftlichen Institut angenommen. "Er wollte Geld sparen für sein Praktikum". Er habe sich selbst einen Platz in einer Anwaltskanzlei im Ausland gesucht.

"Er ist kürzlich ganz stolz zu uns gekommen und hat uns das erzählt", sagt der Vater. Im Hinblick auf das Praktikum habe sein Sohn im laufenden Semester bereits viele Klausuren vorgeschrieben. So jemand nehme sich nicht das Leben. Dass sein Sohn Drogen genommen habe, halten Familie und Freunde für völlig ausgeschlossen.

"Das ist kein Junge, der Probleme hatte oder Drogen genommen hat." Um das zu beweisen, hätten mehrere seiner Freunde, mit denen er zusammen in der Disco "Rheinsubstanz" in einer großen Gruppe einen Geburtstag gefeiert habe, Blutproben abgegeben. Die Eltern waren tagelang in Bad Honnef unterwegs und sprachen mit Taxifahrern und Discobesuchern, mit denen ihr Sohn Kontakt hatte.

Das panikartige Verhalten seines Sohnes, der nach Angaben der Polizei sowohl in der Disco als auch bei einer anschließenden Unfallaufnahme gegen 2 Uhr auffällig gewesen sei, kann sich der Vater nur damit erklären, dass jemand seinem Sohn etwas ins Glas getan habe oder er tatsächlich verfolgt wurde.

Mehrere Taxifahrer, an die sich sein Sohn gewandt habe, hätten ihm bestätigt, dass der sie gebeten habe, ihn nach Hause zu fahren, da er verfolgt werde. Sie hätten ihm geraten, sich an die anwesenden Polizeibeamten zu wenden. Es sei davon auszugehen, dass er auch dort um Hilfe gebeten habe. Die Polizisten hätten ihn jedoch abgewiesen.

Der nachträgliche Wunsch der Eltern, mit den Beamten ein Gespräch zu führen, sei abgelehnt worden. Jens Henrik beschreibt der Vater als zurückhaltenden, aber stets offenen Menschen, der Gewalt verabscheute. Laut Robert Scholten, dem Pressesprecher der Bonner Polizei, hat der 19-Jährige die Beamten lediglich gebeten, ihn nach Hause zu bringen. Den Wunsch der Eltern, mit den beiden beteiligten Polizisten zu sprechen, könne er gut nachvollziehen. Allerdings gebe es bei seiner Behörde in einem solchen Fall, ebenso wie bei schweren Unfällen, klare Zuständigkeiten.

Scholten: "Ein Beamter unseres Kriminalkommissariats 12 für Vermisstensachen hat den Eltern die Todesnachricht überbracht. Zusammen mit dem Opferschutz sind das die Säulen, die aus polizeilicher Sicht auch für die Angehörigen die bestmögliche Lösung sind." Die toxikologische Untersuchung in Köln kann nach seinen Angaben bis zu einer Woche dauern.

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