Breitbandversorgung im Siebengebirge Schnelles Internet gibt es nicht für alle

KÖNIGSWINTER · Hui im Tal, pfui auf dem Berg. Wer in Königswinter die Vorwahl 0 22 23 hat, bewegt sich im Internet auf der Datenautobahn. Wer das Pech hat, über eine Telefonnummer mit der Vorwahl 0 22 44 zu verfügen, muss hingegen damit rechnen, auf der Kriechspur unterwegs zu sein.

 Schneller durchs World Wide Web surfen: Telekom-Projektleiter Wilfried Haas (rechts) erläuterte Bürgermeister Peter Wirtz zu Beginn des Ausbaus die anstehenden Arbeiten.

Schneller durchs World Wide Web surfen: Telekom-Projektleiter Wilfried Haas (rechts) erläuterte Bürgermeister Peter Wirtz zu Beginn des Ausbaus die anstehenden Arbeiten.

Foto: Frank Homann

Auf einen Antrag der Koalition (CDU, Grüne, FDP) hin, hat die Verwaltung das Thema erneut auf die Agenda genommen. Die Darstellung des Ist-Zustands und der Möglichkeiten für schnellere Internetanschlüsse zeigt, wie unterschiedlich die Versorgungssituation in Königswinter derzeit ist. Im Rahmen des Ausbaus der Breitbandversorgung hat die Telekom zuletzt im Vorwahlbereich 0 22 23, zu dem der gesamte Talbereich der Stadt sowie Vinxel und Teile von Ittenbach und Stieldorf gehören, insgesamt 60 neue Multifunktionsgehäuse mit Glasfaseranschluss aufgebaut.

Auf einer Länge von 78 Kilometern wurde ein Glasfaserkabel nach Bonn gezogen. Internetsurfern steht seither eine Datenübertragungsrate von bis zu 50 Megabit pro Sekunde zur Verfügung, je nach Entfernung der Wohnung vom Schaltkasten. Geplant ist künftig sogar eine Leistung von 100 Mbit.

Davon können die Menschen anderswo in Königswinter nur träumen. Nach einer Versorgungstabelle der Telekom gibt es 19 Ortslagen, in denen die Versorgung im Wesentlichen niedriger als zwei Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ist. Dazu zählen viele kleinere Orte im Pleiser Hügelland, aber auch große Orte wie Thomasberg oder Eudenbach.

Obwohl es auch dort zum Teil Verbesserungen gibt. So wurde die Versorgung in Pleiserhohn und Eisbach 2013 optimiert, so dass 97 Prozent der Anschlüsse eine Übertragungsrate von zwei bis sechs Mbit erreichen. Bei 75 Prozent liegt diese sogar zwischen sechs und 16 Mbit/s. Hierfür konnten Fördermittel des Landes aus dem Topf der GAK-Förderung (Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes") abgerufen werden. In diesem Fall übernimmt das Land NRW 75 Prozent der Kosten, 25 Prozent trägt die Stadt.

Auf diesem Wege hätte Königswinter gerne auch den Bürgern in den Ortslagen mit besonders schlechter Versorgung geholfen. Da jedoch der private Anbieter disquom Funktechnik GmbH der Stadt mitteilte, dass er über seine Technik zehn der 19 Ortslagen, darunter auch Thomasberg und Eudenbach, versorgt, kommt dort eine Förderung nicht in Frage, so dass der Stadt hier die Hände gebunden sind. Auch für Ittenbach gibt es wegen der Ausbaustrategie der Telekom und durch den Kabelnetzbetreiber Unitymedia keine Fördermittel.

Für die verbleibenden acht Ortslagen wurde eine Ausschreibung durchgeführt. Das wirtschaftlichste Angebot kam von der Firma disquom. Die Förderanträge für die Landesmittel wurden im Dezember bereits von der Bezirksregierung bewilligt, so dass die Maßnahme in diesem Jahr umgesetzt werden kann. Die kleineren Ortslagen Niederscheuren, Oberscheuren, Freckwinkel, Pützstück, Rübhausen, Waschpohl, Sand und Willmeroth dürfen sich dann auf schnelleres Internet durch die Hybridtechnik freuen. Dabei wird ein Funksignal vom Oelberg an die grauen Schaltkästen der Telekom gesendet und von dort über vorhandene Telefonkabel verteilt.

Der Leidensdruck über die mäßige Versorgung scheint aber auch in Thomasberg nicht allzu groß zu sein. Bei einer Veranstaltung des Bürgervereins vor gut zwei Jahren, als die Firma disquom ihr Funktechnik-Angebot mit einer Leistung von bis zu 16 Mbit/s vorstellte, war die Resonanz eher gering. Die gleiche Erfahrung machte die Stadt bei einer Fragebogenaktion. Keine Sorgen haben im Übrigen die Thomasberger, die ins Neubaugebiet Limperichsberg ziehen. Sie werden von der Telekom mit einem Glasfaserkabel versorgt. Allerdings stehen hier bisher nur wenige Häuser.

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