Lemmerzbad in Königswinter Sanierung für 4,4 Millionen Euro

KÖNIGSWINTER · Eine Sanierung des Lemmerz-Hallenbades ist auch im Hinblick auf die nächsten 20 Jahre wirtschaftlich sinnvoll, obwohl es sich in einem sehr schlechten Zustand befindet.

Zu diesem Ergebnis kommt ein vom Förderverein "Rettet unsere Lemmerzbäder" in Auftrag gegebenes Gutachten des Büros Architekten und Bausachverständige Alfons Tamburro (Koblenz). Die von ihm errechneten Brutto-Gesamtkosten liegen mit knapp 4,4 Millionen Euro weit unter den Kosten für einen Neubau, die im Rahmen des laufenden Bäderverfahrens mit rund neun Millionen Euro angegeben worden waren.

Um die Unterlagen zum Hallenbad als Grundlage für das Gutachten hatte der Förderverein hart ringen müssen. "Wir haben eineinhalb Jahre mit der Stadt verhandelt, dass sie die Unterlagen herausgibt. Letztlich hat uns der Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit geholfen", sagte die Fördervereinsvorsitzende Inge Heuser-Losch.

Bei der Vorstellung des von den Vereinsmitgliedern und durch Spenden finanzierten Gutachtens in der Gaststätte "Margarethenkreuz" waren alle Ratsfraktionen vertreten. Der Verwaltungsspitze möchte der Verein die Expertise in dieser Woche präsentieren.

Das Büro Tamburro hat zuletzt das Hallenbad in Wachtberg-Berkum saniert und dabei nach eigener Aussage den Kostenrahmen exakt eingehalten. Weitere Projekte der Firma waren unter anderem die Sanierung des Sport- und Erlebnisbades in Rheinbach und die Sanierung der Wasserwelt und Saunalandschaft im Freizeitbad Obertshausen in Hessen. "Wir haben schon sehr oft Punktlandungen erreicht", sagte Alfons Tamburro.

Bei seiner Einschätzung, dass das Königswinterer Hallenbad wirtschaftlich zu sanieren ist, spielen die Kriterien Lage, Erreichbarkeit, Umfeld, Parkplatzsituation und Frequentierung eine wichtige Rolle. "Die Male, die ich im Bad war, war es immer sehr gut besucht", so Tamburro. Mit über 140.000 Badegästen im Jahr liegt das Bad im Vergleich mit den meisten Bädern in der Umgebung weit vorne.

Laut Gutachten weist das Bad erhebliche Baumängel auf, die Technik ist in vielen Teilen unbrauchbar geworden. Auch sicherheitsrelevante Komponenten wie zum Beispiel eine Brandmeldeanlage sind nicht vorhanden. "Dadurch kann - auch nach Rücksprache mit dem Betreiber - der Betrieb der Gesamtanlage nur schwerlich aufrechterhalten werden", heißt es in der Expertise.

Die Kostenberechnung wurde nach Gewerken vorgenommen, wobei bei jedem Gewerk zwischen drei und fünf Prozent für Unvorhergesehenes einkalkuliert wurden. Zu den Sanierungskosten von knapp 4,4 Millionen Euro könnten gegebenenfalls noch erweiterte Kosten hinzukommen. Rund 150.000 Euro würde es kosten, wenn der Statiker zu dem Ergebnis kommen sollte, dass die Trapezbleche auf dem Dach ausgetauscht werden müssen. Eine Schlammwasser-Recyclinganlage würde 89.000 Euro kosten.

Eine Erweiterung des Hallenbades um einen Wellnessbereich, die Tamburro empfiehlt, um das Bad noch attraktiver zu machen, würde rund 1,2 Millionen Euro zusätzlich kosten. Platz wäre dafür über dem Kabinentrakt vorhanden. Die Bauzeit gibt Tamburro mit zehn bis zwölf Monaten an, die sich bei Mehrschichtbetrieb noch verkürzen ließe. Die Stadtverwaltung war bisher stets von einer Schließung des Bades von bis zu 18 Monaten ausgegangen.

Trotz der vielen Mängel kommt der Gutachter zu dem Ergebnis, dass das Hallenbad "von der Grundsubstanz her noch einigermaßen gut ist". Daher sei auch nur "eine teilweise Kernsanierung" erforderlich. "Wie hoch schätzen Sie das Risiko ein, dass Schäden vorhanden sind, die erst bei der Sanierung auftauchen?", wollte Bernd Schlegel (FDP) von Tamburro wissen. "Wir haben keine Unsicherheiten drin", versicherte der Gutachter.

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