Graffiti in Thomasberg Rhenag-Tochter lässt vier Anlagen verschönern

THOMASBERG · Nach sechs Tagen Arbeit grasen die Kühe nun direkt in der Gasübernahmestation Herzeleid. Dieser Gedanke könnte einem zumindest auf den ersten Blick in Thomasberg kommen. Die Graffiti-Künstler Simon Horn, Stefan Vogt und Johannes Kremer haben dort auf rund 200 Quadratmetern Waschbeton des Zweckbaus ihre Spuren hinterlassen.

 Mann und Kühe: Der Graffiti-Künstler Simon Horn hat die Fassade der Gasübernahmestation in Thomasberg mitgestaltet.

Mann und Kühe: Der Graffiti-Künstler Simon Horn hat die Fassade der Gasübernahmestation in Thomasberg mitgestaltet.

Foto: Frank Homann

Auftraggeber war in diesem Fall die Rhenag-Netztochter Rhein-Sieg-Netz. Netzstandortleiter Bernd Lagermann ist "mit dem Ergebnis äußerst zufrieden". Die Fassadendesigner des Bonner Unternehmens Highlightz haben im Vorfeld sehr genau überlegt, welches Motiv zum Gebäude passt. "Es steht auf einer Wiese und sollte möglichst gut in die Umgebung passen", begründete Simon Horn ihre Wahl. Pferdekoppel und Kuhweide sind zunächst auf dem Zeichenblock und anschließend am Computer entstanden, bevor die von illegalen Sprayern verschandelten Mauern der Gasstation grundiert und anschließend mithilfe von etwa

30 Spraydosen in bunte Farbwände verwandelt wurden. Diese Art der Gestaltung läuft bei Highlightz zurzeit nach Angaben von Simon Horn so gut, dass die Aufträge kaum abgearbeitet werden können. Rhein-Sieg-Netz hat neben diesem größten Projekt in Königswinter in Gemeinschaftsaktion mit der Stadt weitere Anlagen gestalten lassen. Dazu gehört der Graffitidrachen im Nachtigallental auf einer Wasserdruckanlage, der in Absprache mit der Naturschutzbehörde entstand, der Gaseinspeiseschrank in Heisterbacherrott mit einem Käfermotiv und die Bennerscheider Gasübergabestation, auf der eine Remise mit Pferd zu sehen ist.

Für die Rhenag geht es nicht nur um Ästhetik und Verschönerung, sondern auch um die Beseitigung von Ärgernissen: Ihre Bauten und Anlagen werden regelmäßig Opfer illegaler Sprayer. Auch für die Bürger ein wenig schöner Anblick. "Für uns lohnt sich das Engagement gleich doppelt", sagte der Chef der Rhein-Sieg-Netz, Bernd Ganser. Neben der Ästhetik erhofft man sich eine Ersparnis bei der Pflege, denn unter Sprayern gebe es einen Ehrenkodex, die Werke anderer nicht zu übersprühen.

Der Königswinterer Dezernent Theo Krämer zeigte sich begeistert. "Ich kann mir eine solche Gestaltung auch von städtischen Bauten vorstellen und halte sie für gut angelegtes Geld", sagte er. Als Beispiel nannte er Bahnhofsunterführungen, Brückenbauten und Schulgebäude. Man wolle Angebote von Unternehmen einholen und sie dann in den politischen Gremien diskutieren. Die Stadt gibt pro Jahr zwischen 10 000 und 25 000 Euro für das Entfernen von illegaler Graffiti aus.

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