Evangelische Gemeinde Stieldorf Pfarrer Max Koranyi geht nach 23 Jahren in den Ruhestand

STIELDORF · Reisen, lesen, musizieren, aber vor allem "sehen, was das Leben sonst noch alles für mich bereit hält" - für all dies hat Pfarrer Max Koranyi jetzt viel Zeit und Muße. Heute wird er mit einem festlichen Gottesdienst von Superintendent Reinhard Bartha offiziell in den Ruhestand verabschiedet.

 Legendär sind die gereimten Karnevalsgottesdienste, die Pfarrer Koranyi im Kostüm zelebrierte. Auch als Autor betätigte er sich.

Legendär sind die gereimten Karnevalsgottesdienste, die Pfarrer Koranyi im Kostüm zelebrierte. Auch als Autor betätigte er sich.

Foto: Frank Homann

In Stieldorf geht damit eine kleine Ära zu Ende: 23 Jahre lang hat Koranyi die evangelische Gemeinde geleitet und ihr mit seiner unkonventionellen Art einen eigenen, besonderen Stempel aufgedrückt. Vor allem die selbst geschriebenen Weihnachtsstücke und Karnevalsgottesdienste werden vielen unvergessen bleiben. Selbst aus anderen Gemeinden kamen die Gläubigen aus diesem Anlass nach Stieldorf "gepilgert".

Nun möchte sich Koranyi erst einmal völlig aus dem Arbeitsleben und auch aus dem Licht der Öffentlichkeit zurückziehen - vielleicht für ein halbes Jahr, vielleicht auch länger. Auch Radioandachten wird es in dieser Zeit nicht von ihm zu hören geben: "Für mich ist es jetzt wichtig, erst einmal eine Pause einzulegen, um in Ruhe zu überlegen und auszutesten, was ich gerne machen würde." Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen.

Dem Abschiedsgottesdienst blickt der Vater dreier erwachsener Kinder mit gemischten Gefühlen entgegen: "Zum einen ist es ja eine lange Dienstzeit, die da zu Ende geht, zum anderen ist das für mich aber auch ein Schritt nach vorne." Mit 63 Jahren ist er nun gespannt auf die "Überraschungen des Alters" und freut sich vor allem auch auf gemeinsame Zeit mit seinem Enkelkind.

1992 hat Koranyi die Stieldorfer Gemeinde übernommen und sich dort von Anfang an wohl gefühlt: "Ich habe hier sehr schnell sehr interessante und interessierte Leute kennengelernt." Die Zusammenarbeit mit den vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern sei geprägt gewesen von absoluter Zuverlässigkeit und großem Vertrauen untereinander. Die Fülle von Menschen, die ihre ganz eigenen Gaben und Interessen haben, hätte ihn sehr berührt, sagt er. Auch die Offenheit seiner Gemeindemitglieder für Neues und das große Interesse an theologischen Fragen sind Koranyi in besonders guter Erinnerung: "Ich habe mich hier im guten Sinne stets herausgefordert gefühlt."

Besonders am Herzen lag Koranyi die Suche nach neuen Gottesdienstformen, um Jung und Alt für die Kirche zu begeistern. Dabei scheute er sich nicht, den Menschen Gottes Botschaft auch auf unkonventionelle Weise nahe zu bringen: So gab es im Weihnachtsgottesdienst anstelle einer Predigt ein selbst geschriebenes Theaterstück, und auch seine Konfirmanden überraschte er immer wieder mit neuen Gottesdienstideen. Geradezu legendär waren die gereimten Karnevalsgottesdienste, die er natürlich im Kostüm zelebrierte. Eine ganz andere, ruhige Form der Andacht bot die Einführung von Salbungsgottesdiensten. Mitte der 90er Jahre initiierte Pfarrer Koranyi auch die erste ökumenische Fastenwoche in der Region.

Die Öffentlichkeitsarbeit war ein zweiter Tätigkeitsschwerpunkt für ihn. Er hielt nicht nur WDR-Radioandachten sondern veröffentlichte auch ein Andachtsbuch sowie zwei Bücher mit Themen rund um die Konfirmation und mit seinen Weihnachtsstücken. Mehr als 20 Jahre leitete Pfarrer Koranyi als Vorsitzender den Öffentlichkeitsausschuss des Evangelischen Kirchenkreises An Sieg und Rhein. Die Fortbildung der Prädikanten koordinierte er 15 Jahre für den Kirchenkreis.

Rückblickend ist sich Koranyi sicher, seinen persönlichen Traumberuf gefunden zu haben: "Ich habe das wirklich gerne gemacht." Dennoch ist auch er hin und wieder an seine Grenzen gestoßen: "Der Beruf ist manchmal sehr herausfordernd. Ich weiß nicht, ob ich wirklich allen immer gerecht geworden bin."

Die Nachfolgerin von Pfarrer Koranyi - im Besetzungsverfahren sind eine Pastorin aus Sankt Augustin und eine Pfarrerin aus Siegburg - wird zum 1. Juli ihre neue Stelle antreten. Bis dahin wird sich die Gemeinde quasi selbst vertreten. "Wir haben einen guten Stamm von Leuten, die Prädikanten sind oder Pfarrer im Ruhestand, die die Aufgaben übernehmen."

Der Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Koranyi mit anschließendem Empfang findet am Samstag, 21. März, um 18 Uhr in der evangelischen Kirche Stieldorf, Oelinghovener Straße, statt.

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