Sanierung in Oberpleis Neuer Glanz für den "Alten Zoll"

OBERPLEIS · Entkernt ist der denkmalgeschützte "Alte Zoll" in Oberpleis, die Fassade ist schon hübsch anzusehen: Im kommenden halben Jahr soll bis April Schritt für Schritt Leben einkehren in das alte Fachwerkhaus am Kirchplatz.

 Blick durch das Gebälk in den zukünftigen Schankraum des Alten Zolls: Die neue Pächterin Doris Ledwig (links), Architekt Markus Würker, Andreas Pätz, Geschäftsführer der WWG, und Bürgermeister Peter Wirtz.

Blick durch das Gebälk in den zukünftigen Schankraum des Alten Zolls: Die neue Pächterin Doris Ledwig (links), Architekt Markus Würker, Andreas Pätz, Geschäftsführer der WWG, und Bürgermeister Peter Wirtz.

Foto: Frank Homann

In enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde baut Architekt Markus Würker aus Troisdorf die Gaststätte im Erdgeschoss zu einem Weinlokal mit Restaurant und einer darüber liegenden Maisonettewohnung im Ober- und Dachgeschoss um. In die 121 Quadratmeter große Wohnung führt nach der Sanierung ein separater Eingang hinter dem Haus.

"Das ist der erste Schritt zu einer Wiederbelebung des Ortszentrums", sagte Andreas Pätz, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft mbH (WWG) der Stadt Königswinter bei einem Ortstermin. Die WWG hatte, wie der General-Anzeiger berichtete, im Jahr 2013 Interesse an der Immobilie bekundet, sie letztlich für 80 000 Euro gekauft, per Ausschreibung einen Pächter gesucht und die Sanierung angekündigt. Der Kostenrahmen liegt bei 420.000 Euro. Dafür müssen Elektronik, Heizung und Sanitäranlage komplett ausgetauscht, die Fenster teilweise denkmalgerecht aufgearbeitet, teilweise durch neue ersetzt werden. Für die Obergeschossdecke gilt das gleiche.

Architekt Würker sagte, Stand heute müssten bloß vier bis fünf tragende Balken ganz erneuert werden. Die alte Treppe im Innenraum muss aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten bleiben, wenn sie auch keine Funktion mehr erfüllt. "Insgesamt befindet sich der Altbau, auch aus statischer Sicht, in einem guten Zustand", erklärte Würker. Er meint, mit der Summe von 420.000 Euro hinzukommen.

Am Kirchplatz kehrten früher die Oberpleiser Bürger gerne ein. "Oft schauten die Ratsmitglieder nach den Sitzungen noch auf ein Glas vorbei", erinnerte sich Bürgermeister Peter Wirtz, der dem WWG-Aufsichtsrat vorsteht. Eine Tradition, die er gerne wieder aufleben ließe. Vor allem aber freue ihn, "dass wir mit dem Projekt und seiner Umsetzung zeigen, dass die WWG nicht nur redet, sondern auch handelt."

Die künftige Pächterin, Doris Ledwig, ist in Oberpleis großgeworden und dem Ort immer noch eng verbunden. Sie plant, Weinlokal und Restaurant mit Außengastronomie (auch der Kirchplatz unter der alten Kastanie soll deshalb saniert werden) unter der Woche ab 17 Uhr zu öffnen und am Wochenende Frühstück und Kuchen anzubieten. Derzeit arbeitet Doris Ledwig, die eine gastronomische Ausbildung hat, noch auf dem Petersberg. "Ich möchte dieses Haus gerne mit meiner ganz eigenen Note von Leben füllen", sagte sie.

Im Erdgeschoss stehen der Pächterin rund 160 Quadratmeter Grundfläche zur Verfügung. Im Gegensatz zu früheren Zeiten aber ist die Fläche nicht mehr so verschachtelt, sondern verfügt über einen großen Schankraum.

Historie des "Alten Zolls"

In welchem Jahr das Fachwerkhaus "Alter Zoll" tatsächlich im Ortskern Oberpleis errichtet wurde, ist nicht genau bekannt. Im vom Werbekreis Oberpleis betriebenen virtuellen Heimatmuseum sind Angaben zu finden, wonach das frühe bis mittlere 19. Jahrhundert als Bauzeit am wahrscheinlichsten ist. In späteren Zeiten mauerte man eher mit Ziegeln.

Über die meiste Zeit diente der "Alte Zoll" als Wirtschaft. Gaststätte Broel hieß sie laut virtuellem Museum im Jahr 1910. Einen der ehemaligen Betreiber, Wilhelm Lichtenberg, nannten die Bürger von Oberpleis nur "Zolls", um ihn von seinen Geschwistern im Gespräch zu unterscheiden.

Hermann Buchholz hatte ebenfalls die Leitung am Kirchplatz inne, ein Bild der Kneipe aus dem Jahr 1954 zeugt davon. Seit rund zehn Jahren gibt es keinen Betreiber mehr.

Weitere Informationen: www.oberpleis.com

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