Haus Schlesien in Heisterbacherrott stellt sich neu auf Neuanfang mit einem verbesserten Angebot

Königswinter-HEISTERBACHERROTT · Vorstand will das Profil der Einrichtung schärfen. Erfolgreicher Betrieb von Gastronomie und Logis soll die Basis sein

 Stellen das neue Konzept vor: Ernst Kückels (v.l.), Karl-Heinz Nagel, Adrian Sobek, Albrecht Tyrell und Michael Pietsch.

Stellen das neue Konzept vor: Ernst Kückels (v.l.), Karl-Heinz Nagel, Adrian Sobek, Albrecht Tyrell und Michael Pietsch.

Foto: Frank Homann

"Wir wollen und müssen uns, um das Haus in die nächste Generation zu führen, neu aufstellen - in der Organisationsform und inhaltlich." Der neue Vorstand des Vereins Haus Schlesien präsentierte jetzt seine Pläne für die Zukunftssicherung der Einrichtung.

Seitdem sich Reinhard Blaschke Ende 2013 nach anderthalb Jahrzehnten als Präsident überraschend zurückgezogen hatte, ist die Position unbesetzt. Auch bei der turnusmäßigen Mitgliederversammlung fand sich kein Nachfolger. Aber: Der erste Vizepräsident Michael Pietsch und der zweite Vizepräsident Albrecht Tyrell werden gemeinsam mit Schatzmeister Ernst Kückels den Verein lenken. An ihrer Seite sind die Beisitzer Karl-Heinz Nagel und Adrian Sobek sowie Vorstandssekretär Kristian Bielow.

"Wir verteilen die Arbeit auf mehrere Schultern", so Michael Pietsch - wobei der Mediziner aus Mainz Haus Schlesien nach außen vertreten wird und der Bonner Albrecht Tyrell sich um das Tagesgeschäft kümmert. Der zweite Vize: "Die Mitgliederversammlung hat das so abgesegnet und unterstützt diese neue Organisationsform." Ob es irgendwann wieder einen Präsidenten geben wird oder sich auch dieses Modell der kooperativen Führung bewährt, werde sich zeigen. Pietsch: "Wir sind in einer Phase der Fortentwicklung."

Zunächst einmal die beruhigende Nachricht: "Haus Schlesien hat eine Zäsur erlebt, steht aber solide da", erklärte Pietsch. In diesem Zusammenhang würdigten die Vorstandsmitglieder besonders das uneigennützige Wirken Reinhard Blaschkes für den Erhalt des Hauses. Pietsch: "Wir sind ihm sehr dankbar."

"Haus Schlesien hat Sinn für die Zukunft"

Blaschke habe seinen Rückzug mit dem Satz begründet: "Haus Schlesien hat seine Daseinsberechtigung für die heimatvertriebenen Schlesier verloren." Albrecht Tyrell unterstrich: "Das sehen wir anders. Haus Schlesien hat Sinn für die Zukunft."

Und der Bestand des Hauses soll zum einen gesichert werden durch eine entsprechende inhaltliche Arbeit in einer Epoche, in der die sogenannte Erlebnisgeneration schwindet, und zum anderen durch einen erfolgreichen Geschäftsbetrieb von Gastronomie und Logis.

So möchte der Vorstand das Profil von Haus Schlesien, mit dem sich die Heimatvertriebenen einen emotionalen Zufluchtsort schufen, schärfen. Das Angebot soll auch attraktiv sein für Menschen ohne persönlichen Bezug zu Schlesien. "Haus Schlesien wurde vor mehr als 40 Jahren als Tagungs- und Begegnungsstätte eingerichtet für Vertriebene, für die in den 70er, 80er Jahren ihre Heimat nicht erreichbar war, aber die ihre Erinnerungen bewahrten.

Schlesien neu erklären

Hier wurden viele schöne Dinge gezeigt, um zu demonstrieren, dass Schlesien ein wichtiges Element der deutschen Geschichte war", so der promovierte Historiker und Politikwissenschaftler Tyrell. Aber: "Menschen, die das deutsche Schlesien gekannt haben, werden weniger und weniger mobil. Wir müssen den anderen nun Schlesien neu und anders erklären. Schlesien ist heute wieder zugänglich, die Beziehungen zwischen den Nachbarn haben sich verändert. Es gibt intensive Kontakte zwischen diesen Teilen des mitteleuropäischen Raumes."

Dazu zählen gemeinsame Aktivitäten im Museums- und Bildungsbereich. Seit zehn Jahren werden Bildungsreisen nach Schlesien angeboten. Seit 1996 waren bereits 3600 Studenten mehrerer polnischer Hochschulen zu Begegnungsseminaren in Heisterbacherrott, die als Teil ihres Studiums angerechnet werden. Der museale Bereich des Dokumentations- und Informationszentrums im Haus Schlesien soll weiterentwickelt werden.

Der Verein Haus Schlesien hat aktuell rund 1000 Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von 76 Jahren. "Wir waren schon mal 2500", so Pietsch. "Die meisten sind in Schlesien geboren oder haben dort ihre Wurzeln. Aber es gibt immer wieder neue Mitglieder und wir haben uns schon immer bemüht, durch Veränderungen stärker in die Bevölkerung hineinzustrahlen und Mitglieder zu rekrutieren."

WLAN und TV für jedes Zimmer

"Wir stellen alles auf den Prüfstand und starten den Neuanfang. Der Ist-Zustand soll verbessert werden", sagt Albrecht Tyrell zum Haus als Hort von Ausstellungen, Veranstaltungen, Übernachtungs- und Restaurantgästen. Das Ziel ist eine Verbesserung der Räume, der Ausstattung und der Abläufe der täglichen Arbeit. Beschlossen wurde bereits, jedes Gästezimmer mit einem Fernsehapparat und WLAN auszustatten.

Generell werden die rund 40 Gästezimmer einer Prüfung auf Renovierungsbedarf unterzogen. Die drei Veranstaltungsräume sollen mit kompletter Tagungstechnik ausgerüstet und auch Unternehmen für Seminare und Veranstaltungen angeboten werden.

Das Haus Schlesien ist mittlerweile Standesamts-Außenstelle. Trauungen finden im Eichendorff-Zimmer oder auch im Park neben der Eichendorff-Skulptur statt. Koch Joachim Brand war insgesamt acht Tage in einem Hotel in Oberschlesien. Diese Weiterbildung soll sich auf der Karte mit noch mehr schlesischen Spezialitäten niederschlagen.

Sommerfest am Sonntag

Das Sommer- und Stiftungsfest im Haus Schlesien findet am Sonntag, 17. August, von 10 bis 18 Uhr statt. Mehrere Trachtengruppen und das Oberschlesische Blasorchester Ratingen treten auf. Es findet ein offenes Singen statt. Und es kann an einem antiquarischen Bücherstand gestöbert werden. Der Eintritt zu den Ausstellungen ist frei. Auch kleinen Besuchern wird Abwechslung geboten; Hüpfburg und Kinderkarussell stehen bereit. Zur Stärkung sind Grillspezialitäten, Kuchen und Kaffee zu haben.

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