Skulpturen auf dem Drachenfels Nebelfrauen für mehr Sicherheit

SIEBENGEBIRGE · Wer im kommenden März von der Burgruine über das Drachenfelsplateau in Richtung Siebengebirge geht, wird sich an eine ungewohnte Aussicht gewöhnen müssen: Denn bevor der Blick über die Berge und den Rhein wandern kann, werden unausweichlich zwei orangefarbene Figuren ins Auge fallen.

Die sollen natürlich nicht von der malerischen Aussicht ablenken, sondern vielmehr für Sicherheit sorgen. Denn seit das Drachenfelsplateau im vergangenen Jahr eingeweiht wurde, musste schon mehrfach der Krankenwagen auf den Berg gerufen werden. Grund: Einige Besucher hatten die breit angelegte Sitzstufenanlage wohl angesichts des Ausblicks übersehen, für eine Treppe gehalten oder schlichtweg falsch eingeschätzt. Die Folge: Stürze aus 80 Zentimetern Höhe, Verletzungen und eben Krankenwagen.

Damit das nicht mehr passiert, hatte Andreas Pätz, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Königswinter (WWG) und damit offizieller Hausherr auf dem Drachenfels, die Idee, mit Kunst Abhilfe zu schaffen. "Wir wollten für mehr Sicherheit sorgen, aber nicht durch Absperrungen, sondern mit diesen Skulpturen", sagt Pätz. Das Bad Honnefer "kulturbuero nr. fuenf" von Franca Perschen und Helmut Reinelt wurde mit der Ausschreibung beauftragt.

Fünf Entwürfe kamen in die engere Auswahl, letztlich entschieden sich die neun Juroren, unter anderem Kunstwissenschaftler, Menschen aus der Kunstszene, aber auch Landschaftsarchitekten, für den Vorschlag der Düsseldorferin Bettina Meyer. "Wir haben sehr intensiv und angeregt diskutiert, aber letztlich hat der Entwurf ,Nebelfrauen' überzeugt", sagt Perschen. "Er hat eine besondere Formsprache, weil die Figuren abstrakt sind, aber dennoch Menschen erkennen lässt."

Bildhauerin Bettina Meyer hatte das Modell zunächst aus Ton geformt. "Ich war aber mit der Farbgebung unzufrieden, weil ich die Figuren von ihrer Umgebung absetzen wollte. Orange ist eine Gegenfarbe zum Umfeld und wirkt komplementär zum Verblauungseffekt der Natur." Die fertigen Figuren werden eine Höhe von rund 1,20 Meter haben und auf den Stufen des Plateaus sitzen. Sie sind "eine Idee größer als sitzende Menschen". "Die künstlerische Gestaltung ist ebenso wichtig wie der Sicherheitsaspekt", sagt Meyer, die mit einem Budget von 9.000 Euro auskommen muss. "Das ist zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Aber dieser besondere Ort hier war für mich die Motivation."

Der Skulpturen-Titel "Nebelfrauen" stammt übrigens aus einer Zeile des Heinrich-Heine-Gedichts "Die Nacht auf dem Drachenfels": "Viel Nebelfraun bei uns vorüberfliegen. Und aus den Trümmern steigt ein tiefes Ächzen". Zur Eröffnung der neuen Saison am 20. März 2015 sollen die Skulpturen an ihrem Platz sein - und der Krankenwagen von da an nicht mehr kommen müssen.

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