Die Tafel in Königswinter Nachfrage hat sich fast verdoppelt

KÖNIGSWINTER · Die Königswinterer Tafel hat vor fünf Jahren mit ihrer Arbeit begonnen. Die steigende Altersarmut bereitet Sorgen.

 Einsatz für Bedürftige: Ehrenamtliche Helfer laden Lebensmittelspenden aus. FOTOS: FRANK HOMANN

Einsatz für Bedürftige: Ehrenamtliche Helfer laden Lebensmittelspenden aus. FOTOS: FRANK HOMANN

Foto: Frank Homann

Fünf Jahre Königswinterer Tafel ist ganz sicher ein Anlass zur Freude, wenn auch eine Freude, die einem etwas im Halse stecken bleibt. So sagte es am Mittwoch Franz-Josef Windisch, Geschäftsführer des Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Und so dürften es auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Lebensmittelausgabe am Küferweg empfunden haben, die anlässlich des Geburtstages zwar mit Stolz auf die geleistete Arbeit, aber auch mit Sorge in die Zukunft blicken.

Am Mittwoch griffen die Ehrenamtlichen tief in das Lager der Tafel, um ihren Kunden an diesem Tag eine besondere Freude zu machen. Ein Überraschungspaket mit allerlei Leckereien, verstaut in rot leuchtenden Awo-Beuteln, erwartete jeden, der am Nachmittag eine Ration Lebensmittel abholte. "An normalen Ausgabetagen stehen die Kunden schon mal um neun Uhr morgens vor der Tür. Dabei beginnt die Ausgabe erst gegen 14 Uhr", sagte Mechthild Blömer, Leiterin der Königswinterer Tafel. Längst ist aus der reinen Lebensmittelausgabe ein Treffpunkt geworden, an dem sich ganz unterschiedliche Menschen offen begegnen und austauschen.

Am 12. August 2009 startete die Arbeiterwohlfahrt (Awo) in einem kleinen Fachwerkhaus an der Bungertstraße mit der Lebensmittelausgabe an Bedürftige. "Mit 115 Kunden aus 56 Haushalten fingen wir damals an", erinnerte sich Blömer. Fünf Jahre und 250 Ausgabetage später hat sich die Zahl der Haushalte, die von der Tafel versorgt werden, fast verdoppelt.

250 Personen sind im Besitz eines Ausweises, der ihnen erlaubt, Lebensmittel bei der Tafel abzuholen. Rund 500 Personen werden in den bedürftigen Haushalten mit Kartoffeln, Salat, Brot, Obst und Gemüse versorgt. Die Lebensmittel stammen aus Königswinterer Supermärkten und Discountern. Die ehrenamtlichen Helfer holen sie dort ab und bewahren sie so vor der meist unnötigen Entsorgung. Aber auch Bäcker und Bauern aus der Region beteiligen sich mit Brot- oder Kartoffelspenden.

"Glücksbringer" steht auf dem weißen Transporter, mit dem die Mitarbeiter wertvolle Fracht zur Tafel bringen. Die Lage bei den Lieferanten sei heute nicht mehr so gut wie noch vor einigen Jahren, sagte Blömer. Viele Supermärkte hätten ihr Angebot eingeschränkt, um weniger Lebensmittel wegwerfen zu müssen. Das sei einerseits zu begrüßen, andererseits ungünstig für die Menschen, die auf die Tafel angewiesen sind.

35 Mitarbeiter engagieren sich in ihrer Freizeit bei der gemeinnützigen Einrichtung in Königswinter. Davon sind allerdings nur etwa jeweils fünf Helfer vor Ort, wenn einmal pro Woche Lebensmittel ausgegeben werden. "Es ist schwierig, Menschen zu finden, die regelmäßig ein Ehrenamt übernehmen wollen", so die Leiterin.

Seit rund eineinhalb Jahren gehört Silvia Meschke aus Oberpleis zum Team der Tafel. "Mich hat vor allem die ungeheure Lebensmittelverschwendung in der Gesellschaft gestört." Sie schätzt die Atmosphäre in der Einrichtung. Die Menschen begegneten sich auf Augenhöhe. "Man bekommt auch viel Dankbarkeit zurück", so Meschke.

"Die Aufgaben der Tafel werden nicht einfacher werden", meinte Heinz-Willi Schäfer, Kreisvorsitzender der Awo, mit Blick auf die demografische Entwicklung. "Es kommt eine Welle an Altersarmut auf uns zu." Das spüren die Mitarbeiter der Tafel schon jetzt. "Wir sehen, dass unter unseren Kunden zunehmend größere Familien und ältere Menschen sind", sagte Blömer.

Sorgen macht ihr aber nicht nur die steigende Altersarmut, sondern auch die Unterbringung der Tafel in Königswinter. Noch bis zum nächsten Jahr steht das "Abrissgebäude" am Küferweg zur Verfügung. Das ebenerdige Haus sei "optimal", so Blömer. Wohin die Tafel dann umzieht, stehe noch nicht fest.

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