Porzellan-Sammlung in Haus Schlesien Mit einer kleinen Schale fing alles an

HEISTERBACHERROTT · Die Kaffeetafel ist gedeckt: Auf dem Tisch stehen acht Teller, Tassen und Untertassen aus feinstem Porzellan mit einem ausgefallenem, bunten Dekor, das durch die schlichte, weiße Tischdecke darunter ganz besonders gut zur Geltung kommt.

 Sammler und Experten: Margret und Gerhard Schmidt-Stein zeigen schlesisches Porzellan.

Sammler und Experten: Margret und Gerhard Schmidt-Stein zeigen schlesisches Porzellan.

Foto: Frank Homann

Die Gäste können also kommen - ins Haus Schlesien nach Heisterbacherrott.

Das kostbare Service aus der Striegauer Porzellanfabrik steht allerdings nicht auf den Tischen im Restaurant, sondern kann im Museum des Dokumentations- und Informationszentrums für schlesische Landeskunde bewundert werden. Am Sonntag wurde hier die Sonderausstellung "Als das Moderne modern wurde" eröffnet.

Zu sehen ist eine Fülle bislang noch nicht gezeigter Schätze aus der umfangreichen Porzellan-Sammlung von Margret und Gerhard Schmidt-Stein: schlesische Porzellane im Art-Déco-Stil - Gedecke, Schalen, Döschen, Vasen, Mokkatassen und vieles mehr, mal gebogt, mal gestuft oder gezackt, mal mit abstrakten, geometrischen Mustern versehen, mal verspielt mit floralen Motiven oder auch in der Verbindung von beidem, von Traditionellem mit Modernem. Es ist Porzellan, von dem einst nicht nur Leckereien genossen wurden, sondern dessen Anblick schon selbst ein Genuss ist.

Mit der Ausstellung wird eine neue Ausstellungsreihe im Haus Schlesien fortgesetzt, die im vergangenen Jahr begonnen hat und neben wertvollen, kuriosen, seltenen und interessanten Exponaten zu ganz unterschiedlichen Themen auch die Sammler und die Geschichte ihrer Sammlung darstellen möchte. Solch leidenschaftliche Sammler sind die Eheleute Schmidt-Stein aus Wuppertal, die nur durch Zufall zu ihrer Passion gefunden haben:

Die Rheinländerin und der gebürtige Schlesier hatten sich nie mit schlesischem Porzellan beschäftigt, bis Margret Schmidt-Stein 1980 eine Durchbruchschale aus dem Nachlass ihrer verstorbenen "Nenntante" erhielt. Das Schälchen stand zunächst eine ganze Weile auf dem Tisch, bis das Ehepaar neugierig wurde, woher das gute Stück wohl stammt. "Die etwas verwischten Buchstaben der Fabrikmarke ließen sich für uns damalige Laien erst mit Hilfe eines Porzellanmarken-Buches der Porzellanfabrik C. Tielsch & Co. in Altwasser zuordnen", erzählt Gerhardt Schmidt-Stein.

Das Interesse war geweckt und das Ehepaar begann, sich intensiver mit der Geschichte der schlesischen Porzellanindustrie zu beschäftigen. Das Ergebnis ist nicht nur eine umfangreiche Sammlung, sondern auch ein Fachbuch über schlesisches Porzellan vor 1945, das bis heute als Standardwerk der Thematik gilt. "Unser Anliegen ist es, Interesse und Freude an schlesischem Porzellan zu wecken sowie den Beitrag Schlesiens zur Geschichte der deutschen Porzellanindustrie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen", betont Schmidt-Stein. Die weiße Schale mit den goldenen Verzierungen, mit der vor rund 30 Jahren alles angefangen hat, ist bis heute eines der Lieblingsstücke der beiden Sammler und natürlich auch bei der Ausstellung zu sehen.

Unter Art Déco versteht man die Zeitspanne zwischen den beiden Weltkriegen, die auch für ein bestimmtes Lebensgefühl bezeichnend ist: die Goldenen Zwanziger, die umwälzenden Einfluss auch auf das Wohnen hatten. Art Déco ist Inbegriff für den Siegeszug der modernen Gesellschaft mit all ihren technischen und sozialen Neuerungen. Und diese Gesellschaft verlangte moderne Porzellane. Der Stil ist gekennzeichnet durch die besondere Betonung von Form und Funktion. Charakteris-tisch sind neben geometrischen Dekoren auch stilisierte Pflanzenmuster und starke Farbkontraste.

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