Zughundesport "Dogscooting" Mit Hund und Roller durchs Gelände

BOCKEROTH · Einfach nur Gassigehen oder neben dem Fahrrad her traben, während Herrchen in die Pedale tritt, ist für echte Sportler unter den Hunden viel zu langweilig. Für alle, die eine tierische Herausforderung brauchen, lautet das Zauberwort "Dogscooting" - eine Art Hundeschlittenfahren, nur ohne Schnee und Kufen.

 Nur mit Sturzhelm und Knieschoner ausgerüstet gehen Iris Ellsiepen (rechts) und Sylvie Gredig auf ihren Rollern ins Gelände.

Nur mit Sturzhelm und Knieschoner ausgerüstet gehen Iris Ellsiepen (rechts) und Sylvie Gredig auf ihren Rollern ins Gelände.

Foto: Frank Homann

Vielmehr wird bei dieser "off-snow"-Zughundesportart der Vierbeiner vor einen geländegängigen Tretroller gespannt. "Ich könnte mir vorstellen, dass das in Zukunft eine neue Trendsportart wird", sagt Iris Ellsiepen. Die Hundehalterin und ihre Freundin Sylvie Gredig aus Bockeroth sind im wahrsten Sinne des Wortes voll auf das Dogscooting abgefahren.

Früh am Morgen, wenn auf den Spazierwegen die Bahn frei ist, kann man die beiden mit ihren Hunden Paco und Anima durch den Wald rollern - oder besser gesagt flitzen - sehen, denn auf geraden Strecken können austrainierte Gespanne gut und gerne bis zu 30 Stundenkilometer schnell werden. Kein Wunder, dass Frauchen nicht ohne dicke Knieschoner und Sturzhelm auf den Roller steigt. Auch eine gute Bremsanlage ist wichtig - "Wenn der Hund nämlich mal muss, dann muss er mal", was heißt, dass immer mit einem tierischen Notbremsmanöver zu rechnen ist.

Überhaupt sind Hundescooter alles andere als simple Tretroller. Mit Off-Road-Ausstattung, Federgabeln mit Höhenverstellung und hydraulischen Bremsen kostet das Gefährt, das wie ein Mountainbike aufgebaut ist, schnell einen drei- bis vierstelligen Betrag. "Auch das Geschirr für den Hund muss gut passen, damit sich das Tier nicht wund scheuert", erklärt Gredig. Die etwa zwei Meter lange Zugleine, mit der Hund und Roller verbunden sind, wird von einer langen Stahlfeder, die am Lenker anmontiert ist, vom Vorderrad weg gehalten.

Von Spaziergängern unterwegs werden Gredig und Ellsiepen schon mal schräg angeschaut, "vor allem, wenn wir so richtig Speed drauf haben", sagt Gredig. Um niemanden erschrocken in die Büsche springen zu lassen, wird bei Gegenverkehr aber natürlich das Tempo gedrosselt. "Dafür ist es wichtig, dass der Hund gut auf Kommandos hört." Hundescooting erfordert vom Tier viel Disziplin, schließlich ist es der Vierbeiner, der das Gefährt auf Zuruf lenkt. Mal spontan an einem Baum schnüffeln oder einem Kaninchen nachsetzen kommt für Paco und Anima daher nicht in Frage; sie haben das Laufen vor dem Hundescooter "als Job erkannt", den sie mit Herz und Pfoten erfüllen. "Anima jault und bellt schon voller Freude, wenn sie sieht, dass ich den Roller heraushole", berichtet Gredig schmunzelnd.

Die beiden Frauen haben bereits viel mit ihren Hunden ausprobiert: von Hunde-Agility bis zum Laufen neben dem Pferd. Selbst bei Vorführungen haben sie ihr Können schon unter Beweis gestellt. Anima ist sogar für die Menschensuche ausgebildet. Nur etwas, um vor allem Kraftprotze wie den eineinhalbjährigen Schäferhund-Boxer-Mischling Paco so richtig auszulasten, fehlte noch.

"Im vergangenen Jahr kam Iris dann und meinte, sie hat was Neues", erinnert sich Gredig. Anfangs habe sie sich gar nicht vorstellen können, "dass das geht". Ihre erste Probefahrt absolvierte sie dann mit Paco vor dem Roller, "und ich fand das sofort klasse". Für ihre Anima sei das Laufen als Zugtier anfangs aber nicht so einfach gewesen: "Wir haben zuvor zwar ganz viel zusammen gemacht, aber nie etwas, wobei sie ganz bewusst an der Leine ziehen sollte." Mittlerweile hat die achtjährige Hündin aber den Dreh raus und richtig Spaß daran gefunden, "mal zwei oder drei Kilometer mit voller Geschwindigkeit rennen zu dürfen". Und auch die Zweibeiner freuen sich, beim Dogscooting die eine oder andere Kalorie abzuarbeiten, denn schließlich wird zumindest zeitweise und vor allem bergauf mitgetreten.

Für jeden Hund ist das Rollerziehen allerdings nicht geeignet: "Man braucht schon Hunde, die ganz viel Laufwillen haben", so Ellsiepen. Auch zu klein oder zu leicht darf der Vierbeiner nicht sein: "20 Kilogramm Körpergewicht sind die untere Gewichtsbeschränkung." Auch sollten Hund und Herrchen in Sachen Führen und Folgen ein eingespieltes Team sein. Für die, die das Dogscooting nicht auf eigene Faust ausprobieren möchten, werden mittlerweile Kurse angeboten.

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