Kirche in Königwinter Manfred Rekowski: "Wo stehen wir mit unserem Glauben?"

KÖNIGSWINTER · Manfred Rekowski hatte an diesem Abend zwei Gründe zur Freude. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland konnte der Kirchengemeinde von Königswinter gratulieren, deren Christuskirche nun stolze 150 Jahre alt ist.

 Präses Manfred Rekowski spricht über den Glauben.

Präses Manfred Rekowski spricht über den Glauben.

Foto: Frank Homann

Und als sozusagen der Gottesdienst im Gemeindehaus bereits vorbei war, fuhr seine Elf endlich wieder einen Sieg ein. Borussia Dortmund schlug im Pokal Sankt Pauli mit 3:0. Der Präses ist seit 14 Jahren Mitglied der Borussia, die momentan in der Bundesliga keinen guten Lauf hat. Da könnte mancher Fan den Glauben an seine Mannschaft verlieren?

"Wo stehen wir mit unserem Glauben?": Dieser Frage ging der Oberhirte der Kirche im Rheinland vor voller "Stadiontribüne" nach. Sie bezog sich aber natürlich nicht auf seine Lieblings-Elf, sondern auf die Kirche. "Es geht nicht um Strukturen und Finanzen, nicht um Mitgliederbestand, sondern es geht um das, wovon die Kirche lebt, um das, worauf Christenmenschen bauen", startete Rekowski seinen Vortrag. Aber, bevor über den Glauben im Plural zu reden sei, müsse sich jeder fragen: "Wo stehe ich mit meinem Glauben?"

Als Manfred Rekowski fünf war, verließ er mit seiner deutschstämmigen Familie den Bauernhof in Masuren und zog nach Gladbeck. Die biblischen Geschichten hätten ihn fasziniert und ein Grundvertrauen zum Leben und auch zu Gott vermittelt. Im Kontext einer durchaus auch sehr gesetzlichen Frömmigkeit habe er später erlebt, dass der christliche Glaube in dieser Form nicht unbedingt lebensbejahend sei. "Trotz allem hat mich der Glaube nicht losgelassen." Beim christlichen Glauben gehe es immer um ein gelingendes Zusammenleben, um Gerechtigkeit und Frieden.

Es ehre die Gemeinde Königswinter, bewusst die Frage "nach unserem Glauben" gestellt zu haben. Aus einer aktuellen Mitgliedschaftsuntersuchung gehe hervor, dass "Abschmelzungsprozesse" festzustellen wären und kein Anlass zu kirchlicher Selbstberuhigung bestehe. Für die traditionellen Institutionen sei es immer schwieriger geworden, die Menschen zu erreichen. "Gelingt es uns als Kirche, uns verständlich zu machen?"

Es komme darauf an, weniger über Spiritualität zu reden, sondern sie zu leben, offen zu sein für Suchende und für Zweifelnde. Der Präses nannte mehrere Punkte, wie er sich die Kirche vorstelle. Zum Beispiel als hemmungsloser Lobbyist für die Abgeschriebenen, als Bewahrer der Schöpfung, als ökumenische Kirche. Rekowski: "Ich wage einen Blick in die Zukunft: Die Auftragslage für unsere Kirche ist sehr gut. Der Auftrag ist klar und er ist verheißungsvoll." oro

Der Festgottesdienst zum Jubiläum der Christuskirche findet am Reformationstag, 31. Oktober, 18 Uhr statt.

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