Ausstellung in Rauschendorf Malerei zwischen Kontrolle und Zufall

RAUSCHENDORF · "Wenn man, wie unser Verein pro Klassik, nur einmal im Jahr eine Ausstellung veranstaltet, ist man wählerisch, was den Künstler betrifft." Michael Agi, Vorsitzender des Kulturvereins, hat sich für die 20. Auflage der Kachelsteiner Kulturtage auf die Suche begeben und mit Carolin Nagel ein besonderes, junges Talent in sein Haus "Am Kachelstein" in Rauschendorf geholt.

 Hingucker: Einen tragbaren Raucheranzug hat die Künstlerin Carolin Nagel entworfen.

Hingucker: Einen tragbaren Raucheranzug hat die Künstlerin Carolin Nagel entworfen.

Foto: Frank Homann

70 Werke der 33-jährigen Künstlerin, die ihr Studium an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter absolviert hat, umfasst die Ausstellung. "Und noch nie war mein Haus so schön wie jetzt mit ihren Bildern", schwärmt Agi.

Carolin Nagel widmet sich vor allem der abstrakten expressiven Malerei: "Mir geht es darum, mich mit dem Wesen der Malerei auseinanderzusetzen und immer wieder neue Formen und Kombinationen auszuprobieren." Ein klares Motiv hat die Künstlerin bei ihrer Arbeit nicht vor Augen, vielmehr entstehen ihre Bilder im Dialog mit der Leinwand: "Man antwortet auf das, was man sieht."

Die Arbeit mit dem Pinsel rückt dabei weit in den Hintergrund, stattdessen malt sie mit Spachtel und Malstab, schießt mit Farbpfeilen und Bogen auf ihre Bilder, setzt Ventilatoren und Bohrmaschinen mit speziellen Aufsätzen ein oder lässt Spielzeugautos über die Leinwand rollen. "Meine Arbeitsweise pendelt zwischen Kontrolle und Zufall. Und das ermöglicht mir, neue Bildkompositionen zu schaffen", erläutert Nagel. Noch bis zum

28. Juni sind im Haus Agi vier Werkkomplexe der vergangenen fünf Jahre zu sehen, darunter auch Nagels Diplomwerk aus dem Jahr 2012 mit dem Titel "Wer rettet die kostbaren Farbwurzeln" sowie ein aus tausenden Warnhinweisen von Zigarettenschachteln geschneiderter, tragbarer Raucheranzug - ein Beitrag zur ewigen Diskussion zwischen Rauchern und Nichtrauchern, aber gleichzeitig auch eine Darstellung des Konflikts, der im Raucher selbst herrscht.

"Mit ihrem Vollkörperanzug zeigt sie, wie sehr die Diskussion es geschafft hat, aus Opfern gesichtslose Gestalten zu machen", sagt Künstlerkollege Dieter Ditscheid, der bei der Vernissage in die Arbeiten der Künstlerin einführte. "Gleichzeitig versucht sie, aus der Welt des Reglementierungswahns den Gutmenschen unserer Gesellschaft den Eulenspiegel vorzuhalten."

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