Sonnenfinsternis am CJD Kurz lugt die Sonne im Nebel hervor

KÖNIGSWINTER · Die Verführung des Menschen durch den Himmel hat es immer schon gegeben, an der Jugenddorf-Christophorusschule (CJD) Königswinter hat sie zur Anschaffung von 200 Sonnenfinsternis-Brillen geführt.

 Blick durchs Teleskop: Durch den Nebel konnte man die Sonnensichel nur kurz sehen.

Blick durchs Teleskop: Durch den Nebel konnte man die Sonnensichel nur kurz sehen.

Foto: Frank Homann

Zu selten ist das für Freitagvormittag angekündigte Ereignis, als dass man es den Schülern vorenthalten wollte. Wer mochte, der konnte also die Schutzbrillen gegen Pfand leihen (fünf Exemplare pro Kurs waren vorgesehen) oder durch das bereitgestellte schuleigene Teleskop einen Blick auf die partielle Sonnenfinsternis riskieren.

Bloß verbarg eine Hochnebelwand das fast zweistündige Schauspiel die überwiegende Zeit. Für kurze Augenblicke gab sie den Blick auf das selten zu beobachtende Zusammenspiel zwischen Sonne und Mond zumindest ein wenig frei. Julian Klein, 16-jähriger Schüler des Physik-Exzellenzkurses, war nur bedingt enttäuscht und äußerte die allerdings nicht ganz ernst gemeinte Hoffnung, "dass wir irgendwann das Wetter so beeinflussen können, dass jede Sonnenfinsternis von jedem Ort aus perfekt zu sehen sein wird".

Planeten und Monde haben es seinem gleichaltrigen Mitschüler Frederik Schmidt - ebenfalls aus dem Physik-Exzellenzkurs - auch in der Freizeit angetan. Er war zumindest froh, ein bisschen des Spektakels da oben am Himmel über das Spezialteleskop mitverfolgen zu können.

Und er freut sich jetzt schon darauf, planmäßig mit seinem Vater in zwei Jahren nach Amerika zu reisen, wo dann ebenfalls eine Sonnenfinsternis zu sehen sein wird. Vater und Sohn verkürzen damit das Warten erheblich. Erst 2026 wird die nächste partielle, 2081 die nächste totale Sonnenfinsternis über Europa zu sehen sein. Immerhin: Physiklehrer Winfried Schmitz, der das Event federführend organisierte, war das diesige Wetter lieber als ein komplett offener Himmel, bei dem die Schüler nur unter Aufsicht Gruppe für Gruppe auf den Schulhof gedurft hätten.

"Optimal wäre ein leichter Nebel gewesen, durch den man mit bloßem Auge alles hätte betrachten können." Im Schul-Café hatten die Christophorusschüler außerdem einen Beamer aufgebaut, der Bilder aus einem Livestream auf die Leinwand warf. Sie zeigten Aufnahmen von der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen. Dort ereignete sich der "totale Schatten": Für einen Moment verdeckte also der Mond die Sonne komplett, und es wurde duster. Das übertragene Bild wirkte allerdings eher schematisch, so dass eine Schülerin die naheliegende Frage stellte: "Ist das Sichelförmige nun der Mond oder die Sonne?" Letztlich fand sie es "trotzdem irgendwie schön".

Die meisten Schüler waren bei der Sonnenfinsternis im Jahr 1999 noch nicht einmal geboren. Physiker Winfried Schmitz stellte allerdings vor 16 Jahren schon die Beobachtungsgeräte auf. "Es ist letztlich eine tolle Möglichkeit, Physik anschaulich zu gestalten." Als Junge, erinnerte er sich, habe er schon Begeisterung für die Gestirne aufgebracht. Mit acht Jahren radelte er zum Onkel, der eine Schweißerbrille besaß. Der Junge versuchte, den Senior von der Sache zu überzeugen, aber der Onkel fragte nur ungläubig: "Dafür bist du jetzt zehn Kilometer mit dem Rad gefahren?".

Bei der Sonnenfinsternis 2081 wäre Schmitz 120 Jahre alt. Im Unterricht bedauerten ihn seine Schüler dafür, dass er sie nicht mehr mitbekommen werde. "Nehmt mir doch nicht meinen Lebensmut", erwiderte er. Sie selbst werden dann auf die 80 zugehen. Erinnern werden sie sich an den 20. März 2015 als einen Tag mit mäßiger Wetterlage und eingeschränkter Sicht.

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