Lemmerzhalle Kultur auf dem Fabrikgelände

KÖNIGSWINTER · Die Künstlerinitiative Antiform geht mit einem überarbeiteten Konzept für eine "Kulturfabrik KW" auf dem Gelände der Lemmerzwerke an den Start.

Die Künstler fühlen sich durch den Erfolg der am Sonntag zu Ende gegangenen Ausstellung "Hallenkunst XXL" in der ehemaligen Halle 3 und durch die Entwicklung in der Nachnutzung der Industrieflächen ermutigt.

Der Planungs- und Umweltausschuss hatte beschlossen, mit zwei der fünf Interessenten zu verhandeln. Der eine möchte auf dem Gelände, das die Stadt vor fünf Jahren erworben hatte, einen Gewerbepark errichten und Hallen sowie Verwaltungsgebäude abreißen.

Antiform hofft nun, dass die Wahl auf den anderen Bewerber fällt, der in den Lemmerzhallen ein Zentrum für VW-Oldtimer einrichten möchte. Mit dieser Firma hatten die Künstler bereits selbst Kontakt. "Da besteht eine große Bereitschaft, mit uns gemeinsam etwas zu machen", sagte Helmut Reinelt (Antiform) gestern.

"Wir haben unser Konzept konkretisiert", berichtete der Bad Honnefer weiter. Beraten wird Antiform bei dem Projekt von der Bonner Montag-Stiftung. Im Januar 2014 hatte man erstmals Pläne für eine "Kulturfabrik KW" vorgestellt. Das aktuelle Nutzungskonzept sieht die Einrichtung eines selbstständigen Kulturzentrums vor, das sowohl gemeinnützige als auch kommerzielle Initiativen integriert. Es soll von einer gemeinnützigen Körperschaft getragen werden. Dabei kommt sowohl eine Stiftung als auch eine GmbH in Frage. Die Körperschaft übernimmt Teile des Gebäudekomplexes vom Eigentümer und vergibt Flächen in Eigenregie an kommerzielle Betreiber und kulturelle Projekte.

Kommerziell nutzbar wäre zum Beispiel eine Mehrzweck-Veranstaltungshalle unmittelbar an der Ladestraße für Konzerte, Tanz, Theater oder Kabarett für 500 bis 700 Personen. Außerdem ein Gastronomiebetrieb für etwa 100 bis 150 Gäste sowie fünf Studios mit jeweils 70 Quadratmetern für Künstler, Fotografen oder Bands. Für gemeinnützige Projekte stünden eine Galerie mit etwa 300 Quadratmetern für Ausstellungen, Versammlungen und nichtkommerzielle Konzerte sowie verschiedene Projekträume mit jeweils 30 bis 50 Quadratmetern für Workshops und Kurse zur Verfügung.

Die dahinter stehende Idee ist, dass sich die einzelnen Projektteile gegenseitig finanzieren. Die Finanzierung des Um- und Ausbaus schätzt Reinelt auf "den unteren siebenstelligen Bereich". Eine genaue Kalkulation sei erst möglich, wenn es Gespräche mit den potenziellen Nutzern gegeben habe.

Anregungen holte sich die Künstlerinitiative am Dienstag bei einem Besuch in der Schwerter Rohrmeisterei. Die ehemalige Pumpstation zur Trinkwasserversorgung wird heute als Kultur- und Bürgerzentrum genutzt. Um das Gebäude dauerhaft zu sichern, hat sich die Bürgerstiftung Rohrmeisterei gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Gebäude ohne öffentliche Subventionen als Kulturzentrum zu betreiben. "Wir können das Schwerter Modell sicher nicht eins zu eins übernehmen.

Was uns aber gefallen hat, ist die Wechselwirkung aus Kommerziellem und Ehrenamtlichem", so Reinelt. Die Rohrmeisterei sei ein Erfolgsmodell und erwirtschafte mittlerweile sogar Gewinne. Reinelt möchte auch den Schwung, den der gemeinsame Antrag der Königswinterer Künstler beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege, den Denkmalwert der Lemmerzhallen zu prüfen, von Anfang Juli ausgelöst hatte, mitnehmen. Bisher hat das Amt noch nichts von sich hören lassen.

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