Atelier des Vereins "antiform" Künstlerin Ilse Wegmann zeigt ihre Fotosequenzen

KÖNIGSWINTER · Es ist ein leerer Kiosk, der es Ilse Wegmann in den vergangenen Jahren angetan hat. Bereits vor zwei Jahren hat die Künstlerin aus Bad Honnef das stillgelegte Häuschen am Bahnübergang in Königswinter, Ecke Wilhelmstraße/Drachenfelsstraße, genutzt und eine ihrer Installationen darin ausgestellt.

 Ilse Wegmann machte ein verwaistes Kiosk in Königswinter zum Objekt ihrer Kunst. Ihre Bilder zeigen das Gebäude zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten.

Ilse Wegmann machte ein verwaistes Kiosk in Königswinter zum Objekt ihrer Kunst. Ihre Bilder zeigen das Gebäude zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten.

Foto: Werner Melsbach

Mit Zeitungen aus aller Welt tapezierte sie die Wände, so entstand der "Weltkiosk". Nun hat sie ihn zum Objekt ihrer Kunst gemacht - um genauer zu sein, ihrer Fotokunst.

Zwei Jahre, von 2012 bis 2014, hat sie den Kiosk zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten fotografiert. Zu sehen sind diese nun in Königswinter im Atelier "Artist in Residence" des Vereins "antiform" an der Hauptstraße. Einzelne Fotografien hängen an den Wänden, in Leporellos - ziehharmonikaartig zusammengelegte Heftchen - liegen sie aus.

Aus dem vermeintlich immer gleichen Motiv entstehe "jedes Mal ein neues Bild", so Wegmann. Denn irgendetwas ist immer anders: die Landschaft im Hintergrund, die Waggons der vorbeiziehenden Güterzüge, die Lichtverhältnisse, Sonne, Nebel, Schnee. Lediglich der Standort des Kiosks bleibt gleich, der Rest steht in einem Zyklus immerwährender Veränderung.

Einige der Fotos hat Wegmann mit verschiedenen Effekten digital so bearbeitet, dass weder das Motiv noch die Tatsache, dass es sich um eine Fotografie handelt, zu erkennen ist. Wie abstrakte Kunst kommen die Bilder daher. "Das ist auch mein Ziel", sagt Wegmann, "die Motive letztendlich in Malerei zu übertragen."

Die Fotos waren eigentlich nur die Vorarbeit, um der Malerei zu dienen. Auch wenn die Fotografien "nur" Mittel zum Zweck waren, ist Wegmann überrascht von ihrer Ausdruckskraft. Sie stellen vor allem Gegensätze dar. Der statische Kiosk mit den vorbeirasenden Zügen im Hintergrund: Stillstand und Bewegung.

Der ursprünglich als Kommunikationszentrum genutzte Kiosk und sein nunmehr verwaister Zustand jetzt: Vergangenheit und Gegenwart. Vergrößerte Bildausschnitte, die eine Lücke zwischen zwei Waggons zeigen und das Motiv als solches: Bruchteil und Ganzes. Hintergrund und Vordergrund. "Fotosequenzen, die einer Reportage gleichen", beschreibt Wegmann ihre Werke. Man könnte auch von dem Tagebuch eines Kiosks sprechen.

Die Fotos sind bis Sonntag, 13. April, im Atelier "Artist in Residence", Hauptstraße 395, zu sehen. Danach werden sie in der "galerie.1", Hauptstraße 362, ausgestellt.

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