Unterkünfte für Flüchtlinge Königswinterer Firma entwickelt Wohnungsbau im Legostil

KÖNIGSWINTER · Lutz Dönhoff ist von seinem Konzept überzeugt. "Das ist die Zukunft", sagt der Geschäftsführer der Zett-N GmbH. Und daher stellte er gestern seine modularen Raumlösungen als feste Unterbringung "Steckraum" im Technologiepark Siebengebirge als Prototyp der Öffentlichkeit vor.

 Aus den Steckmodulen, die Unternehmer Lutz Dönhoff vertreiben will, lassen sich rasch Wohnungen bauen.

Aus den Steckmodulen, die Unternehmer Lutz Dönhoff vertreiben will, lassen sich rasch Wohnungen bauen.

Foto: Frank Homann

Und weil das neue Produkt vor allem auch der Unterbringung von Flüchtlingen dienen soll, waren auch Vertreter von Bezirksregierung, Landtagsabgeordnete Andrea Milz, Stefan Raetz, Sprecher der Bürgermeister im Kreis, und Vertreter der Kommunen vor Ort.

Eigentlich hat sich die Firma, die seit eineinhalb Jahren im Technologiepark zwischen Ittenbach und Oberpleis ansässig ist, auf die Zwischennutzung von brachliegenden Flächen und Gebäuden spezialisiert. Vor zwei Jahren dann begann man über Steckraum nachzudenken, nutzbar beispielsweise als Gerade oder Messestand. Doch dann kam die Flüchtlingswelle, und "wir haben erkannt, dass wir ein Konzept haben, mit der das Unterbringungsproblem zu lösen ist", so Dönhoff gestern Vormittag. "Denn man kann durch unsere Bauteile ganz schnell und individuell Unterkünfte zusammenstellen." Denkbar seien sowohl kleine wie auch große Einheiten.

Das Prinzip erinnert an Lego. Je nach Bedarf werden die im Durchschnitt 2,80 mal 1,40 großen Platten bestellt. Mit oder ohne Fenster, Türen, Licht, Strom oder mit Wasseranschlüssen für Sanitärräume. Die Platten, die aus thermoplastischem Material bestehen und gerade einmal 20 Kilo wiegen, lassen sich individuell zusammenstecken. Die Verbindungsbolzen hat die Firma selbst entwickelt, mit ihnen lassen sich die Teile im 180- und im 90-Grad-Winkel verbinden.

Auch wenn die Platten leicht seien, so Dönhoff, seien sie extrem stabil und wetterbeständig. Wie stabil sie sind, demonstrierte Fabian Reich von WIHAG Composites mit Sitz in Königsee-Rottenbach in Thüringen, die die MonoPan genannten Paneele produziert. Mit einem Hammer ließ er einen der Gäste auf die Platte einschlagen - ohne sichtliche Wirkung. Die Platten, so versichert Dönhoff, seien auch gut isolierend und schalldämmend. Da sie zudem mit einer speziellen Glasfasertapete, entwickelt von einer englischen Firma, ausgestattet werden können, sei auch ein besonders wirkungsvoller passiver Brandschutz gegeben, so Dönhoff.

Auch das wurde demonstriert: Unter der mehr als 1000 Grad heißen Flamme eines Bunsenbrenners kokelte die oberste Schicht zwar ein wenig, erlosch aber von selbst. Die Stabilität der Platte blieb davon unberührt. Dass die Tapete, die sowohl im Inneren wie auch an der Außenseite angebracht werden kann, auch Graffitischutz bietet, sei ein weiterer Vorteil.

Für Dönhoff hat das Steckraumsystem viele weitere Vorteile. Wenn es nicht gebraucht werde, lasse es sich leicht zerlegen und verstauen, ohne viel Platz wegzunehmen. Es bedürfe keines Schwerlasters wie bei Containern, um die Unterkünfte aufzubauen. "Daher können auch kleine Einheiten errichtet werden, die die Integration erleichtern und gleichzeitig die Akzeptanz in der Bevölkerung verbessern."

Für die Kommunen sei es zudem günstiger, als immer wieder Miete für Container und Zelte zu zahlen. Die Kommunen könnten die Bauteile anschließend anderweitig verwenden oder beispielsweise an die Katastrophenhilfe weitergeben. Die Teile seien so leicht, dass sie sich auch für den Transport in Flugzeugen bestens eigneten.

"Die Kosten liegen quer verglichen etwa in der Höhe für einen Wohncontainer", sagte Dönhoff. Sprich: Etwa 15 Quadratmeter mit entsprechender Ausstattung kosten ungefähr 10 000 Euro. Wenn alles so läuft, wie Dönhoff sich das vorstellt, sollen die ersten Paneele im Herbst 2016 ausgeliefert werden. Die Vertreter der Kommunen reagierten gestern interessiert und zeigten sich von einigen der Vorteile angetan. Allerdings müsse man Schallschutz, Wärmedämmung und ähnliches natürlich noch genauer unter die Lupe nehmen, auch Fragen, welche Fenster beispielsweise eingebaut werden sollen, seien noch offen.

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