Schule in Oberpleis lehnt Kinder ab Kein Platz für Moritz

OBERPLEIS · Moritz Reuter gehört zu den 23 Kindern, die für das Schuljahr 2015/2016 nicht an der Gesamtschule Oberpleis aufgenommen werden können. Und das, obwohl er aus Königswinter kommt. Bisher hat er auch noch an keiner anderen Schule einen Platz.

Moritz leidet seit Geburt an Trisomie mit einem doppelten Y-Chromosom, die bei ihm mit einer Kuhmilcheiweiß-Unverträglichkeit einhergeht. Bei ihm führt das zu einer Verhaltensauffälligkeit, wegen der er sich auch seit Jahren in psychologischer Behandlung befindet. Moritz hat eine Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS).

Bereits die Grundschulzeit war für den Jungen eine große Belastung. Da er mit seinen Eltern in Pützstück wohnt, wurde er in die nahe gelegene Grundschule Sonnenhügel in Oberpleis eingeschult. Doch dort kam er nicht zurecht, so dass man seinen Eltern nach einem Jahr den Wechsel auf eine Sonderschule nahelegte. Das wollten die Reuters jedoch auf keinen Fall. Stattdessen wechselte Moritz nach Ittenbach und wiederholte dort das erste Schuljahr. Bis zur dortigen Grundschule sind es mehr als sechs Kilometer, die ihn seine Mutter Katrin seit fast vier Jahren täglich mit dem Auto fährt. Mit dem Bus wäre Moritz eine Stunde unterwegs. Immerhin wurde er in Ittenbach ein passabler Schüler. Auf seinem Halbjahreszeugnis der vierten Klasse stehen dreimal eine Zwei und nur eine Vier, der Rest sind Dreien.

Trotzdem erhielten seine Eltern am Freitag, dem 13. Februar, die Benachrichtigung der Gesamtschule, dass ihr Sohn dort keinen Platz erhält. Sie waren sich sicher gewesen, dass Moritz mit seiner Grundschulempfehlung für den Besuch einer Gesamt-, Real- oder Sekundarschule in Oberpleis unterkommen und dann nur noch einen kurzen Schulweg haben würde.

In dem Schreiben der Schule werden als entscheidende Gründe die Kriterien Leistungsheterogenität und Losverfahren genannt. Die Gesamtschule hat die Vorgabe, nach Möglichkeit jeweils ein Drittel Schüler mit Gymnasial-, Realschul- und Hauptschulempfehlung aufzunehmen. Nachdem in den vergangenen beiden Jahren die Gruppe der Schüler mit Gymnasialempfehlung deutlich unterrepräsentiert war, lagen in diesem Jahr deutlich mehr Anmeldungen besserer Schüler vor, was Moritz letztlich zum Nachteil gereichte. Da er auch kein Geschwisterkind ist, entschied letztlich das Los über seine Ablehnung.

Nach der schlechten Nachricht waren den Eltern an den Karnevalstagen zunächst die Hände gebunden. Seit Aschermittwoch versuchen sie nun alle Register zu ziehen, um doch noch etwas zu retten. "Bei der Bezirksregierung in Köln erhielten wir die Auskunft, dass sie nicht weisungsbefugt ist. Außerdem sei eine Anfahrt von zwei Stunden für ein elfjähriges Kind hinnehmbar", sagt Katrin Reuter. Auch die Stadt ist nicht zuständig. Die Aufnahmeentscheidung trifft alleine die Schulleitung. Dort haben die Reuters inzwischen Widerspruch eingelegt. Gleichzeitig bemühen sie sich um einen Platz an einer anderen Schule. Doch die CJD-Realschule und die Gesamtschule Beuel sind voll, die Realschule Oberpleis ist ebenso wie die in Hennef ein Auslaufmodell. An der Gesamtschule Hennef-West haben die Reuters kommende Woche immerhin ein Vorstellungsgespräch. "Das ist der einzige Rettungsanker, an dem wir uns festhalten", sagt Katrin Reuter.

Bis nach Hennef hätte Moritz nur eine halbe Stunde Fahrzeit mit dem Bus. Katrin Reuter ärgert sich besonders darüber, dass in diesem Jahr in Oberpleis so viele Kinder mit Gymnasialempfehlung aufgenommen werden: "Für mich sind diese Kriterien nicht nachvollziehbar. Ich habe die Gründung der Gesamtschule nicht so verstanden, dass sie eine Konkurrenz zum Gymnasium am Oelberg werden soll."

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