Nibelungenhalle in Königswinter Im Juni soll die Renovierung beendet sein

KÖNIGSWINTER · Der Kran vor der Nibelungenhalle am Drachenfels ist verschwunden. Gleiches gilt für den Bauzaun. Und auch die Kuppel ist vom Gerüstkorsett befreit. "Wenn alles läuft, sind die Arbeiten Mitte Juni abgeschlossen. Dann haben unsere Besucher wieder Zutritt zu allen Bereichen", sagt Marlies Blumenthal.

Die Inhaberin des Gebäudes, das 1913 zu Ehren Richard Wagners errichtet wurde, hält trotz der Renovierungsarbeiten einen interessanten Bereich geöffnet: Drachenhöhle und Reptilienzoo. Und hier bahnt sich gerade eine neue Liebesgeschichte an, ganz in der Nachbarschaft von Heinrich und Alice.

Der dicke Heinrich lümmelt genüsslich in seiner "Badewanne". Im nächsten Jahr feiert der Mississippi-Alligator seinen 60. Geburtstag. Partnerin Alice liegt ein Stückchen weiter weg im sandigen Ufer. Fünf Babys stammen von den beiden riesigen Krokodilen.

Heinrich und Alice haben ebenso ihre Fans wie die Götter Wotan und Loki, die Riesen Fasolt und Fafner oder die Helden Hagen und Siegfried, die Komponist Wagner zu seinem Opernstoff "Der Ring des Nibelungen" verwebte. Das neue Traumpaar residiert seit einigen Wochen am Drachenfels. Zwei Netzpythons, die zu den größten Schlangen der Erde zählen und in diesem Fall obendrein die seltene Farbe Karamell tragen, teilen sich hier nun ein Terrarium.

Die 75-Kilo-Dame ist fünfeinhalb Meter lang, der Herr zwanzig Kilo leichter und einen Meter kürzer. Noch ziert sich Madame und räkelt sich auf einem Ast, während Monsieur sich oft in der Ecke gegenüber zusammenrollt. "Die Paarungszeit ist Mitte November bis Mitte Januar", erzählt Marlies Blumenthal. Sie hofft, dass dann die beiden über die Phase ihrer ersten Annäherungsversuche hinaus sind, die Schlange Eier legt und für Nachkommen sorgt.

Auch der Bestand der Nibelungenhalle selbst ist quasi für weitere hundert Jahre gesichert. Die Kuppel erhielt bereits ein Bleihütchen. Auf die restliche Fläche wird ein Foliendach aufgetragen. Blumenthal: "Das soll hundert Jahre halten." Das Dach der Nibelungenhalle war in der Vergangenheit der wunde Punkt dieses walhalla-artigen Gebäudes. Eigentlich hatte dieser Tempel ursprünglich eine "Mütze" aus Kupfer bekommen sollen. Als im Jahr nach dem Bau der Erste Weltkrieg ausbrach, war daran nicht mehr zu denken. Folgeschäden durch Feuchtigkeit im Beton stellten sich ein.

Um dem Eindringen von Wasser durch undichte Fenster vorzubeugen, hat Projektleiter Aegidius Strack entschieden, die Oberlichter über den zwölf Gemälden zum Nibelungen-Zyklus wegzulassen. Die Bilder werden künftig durch LED-Leuchten angestrahlt. Die Außenfenster sind alle aufgeschraubt. Keine Hinweise gibt es bisher auf die Herkunft der Tierkreisfenster, die ursprünglich im Inneren der Nibelungenhalle zu finden waren und nach Möglichkeit dem Original nachempfunden werden sollen.

Im Rund der Halle stehen eine Menge Gerüste. Die Kuppeldecke muss noch verputzt und königsblau gestrichen werden. Ist alles fertig, erklingt im Nibelungentempel wieder Wagner-Musik. Und darauf freut sich auch jener chinesische Wagnerianer, der im vergangenen Jahr die 100-Jahr-Feier besuchte und nun Marlies Blumenthal aus dem Reich der Mitte in feinster Schrift und perfektem Deutsch "liebevolle Lenzgrüße" sandte.

Info: Reptilienzoo und Drachenhöhle der Nibelungenhalle, Drachenfelsstraße 107, sind täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. www.nibelungenhalle.de

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