Affäre um Königswinterer Hausverwalter Hohe Sonderumlagen: Eigentümer müssen Geld zuschießen

BONN · Der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) in Königswinter, die aus 15 Eigentümern besteht, dürfte es wie vielen anderen in der Region gehen, die von dem ehemaligen Hausverwalter aus Königswinter (65) betreut wurden: Die Wohnungsinhaber können nicht mehr auf ihre angesparten Gelder zurückgreifen.

Wie mehrfach berichtet, hatte die Sparkasse Köln-Bonn wegen Ungereimtheiten alle Konten des 65-Jährigen gesperrt. Ob noch Geld auf den Treuhandkonten ist, und welches Geld welcher WEG zuzuordnen ist, das versucht die Bonner Staatsanwaltschaft zu klären. Wie berichtet, wird gegen den 65-Jährigen, der alle Vorwürfe bestreitet, wegen des Verdachts der Untreue und Urkundenfälschung ermittelt.

Aber die Aufklärung dürfte dauern. Insider sprechen von einem Transaktionsgeflecht des 65-Jährigen, das aus etlichen "manipulierten Sparbüchern" bestehen soll, so die Vorwürfe, und einem Wirrwarr aus Ab-, Rückbuchungen, Lastschriften und Barabhebungen.

Dass für die WEG aus Königswinter nicht mehr viel zu holen sein dürfte, hatten ihnen die Sparkasse bereits am 10. Dezember schriftlich mitgeteilt: Danach wiesen die Konten statt eines stattlichen Guthabens im hohen fünfstelligen Bereich einen vierstelligen Minusbetrag aus.

Nur mittels hoher Sonderumlagen konnten jetzt ausstehende Rechnungen und laufende Kosten beglichen werden. Daher summieren sich die Forderungen der WEG aus Königswinter gegen den 65-Jährigen auf insgesamt rund 126.000 Euro. Mancher Eigentümer sieht sich inzwischen überfordert.

Wohnen am Fuße des Siebengebirges mit einem unverbauten Blick auf den Rhein - das Gefühl dürften sich viele Bewohner des 15-Parteienhauses an der ruhigen Straße in Königswinter erträumt haben. Für ein älteres Ehepaar ist der Traum aber ausgeträumt: "Die Eigentümer haben ihre Wohnung verkauft", berichtet eine 74-jährige Bewohnerin, die Beiratsmitglied ist: "Das Ehepaar konnten sich die Sonderumlagen nicht mehr leisten."

Anfang des Jahres war nämlich eine erneute Sonderumlage fällig geworden, die auch einem weiteren Ehepaar Kopfzerbrechen bereitete. Ihnen sei es nur möglich gewesen zu zahlen, "da mir mein Vater das Geld geliehen hat", schrieb die Eigentümerin in einem anrührenden Brief an den neuen Hausverwalter: "Dies wollen und können wir aber kein zweites Mal machen."

Ausgangspunkt für die Misere war eine Investition, welche die WEG Anfang Juli beschlossen hatte, so erinnert sich ein 78 Jahre alter Beirat. Es ging um eine Sanierung der Frontfenster, Kostenpunkt 95.000 Euro. Da man die Rücklagen, damals rund 68.000 Euro, nicht antasten wollte, wurde eine Sonderumlage fällig: Allein für den 78-Jährigen Beirat fielen 6800 Euro an, für die 74-jährige Beirätin 5800 Euro. "Bis zum 31. Juli sollten wir das Geld im Voraus gezahlt haben", erinnert sich die 74-Jährige.

Der Hausverwalter habe damals "richtig Druck gemacht." Die Fenster wurden zwar im November eingebaut, aber was der Beirat erst im Dezember nach Rücksprache mit dem Fensterbauer erfuhr: "Es standen noch 47 000 Euro der Rechnung aus." Nach Prüfung der Kontounterlagen war klar, warum: Unmittelbar nachdem 80.000 Euro auf dem Rücklagenkonto der WEG verfügbar waren, habe der 65-Jährige genau diese Summe abgebucht, erklärte die Beirätin. Verwendungszweck: unbekannt. Eine Anfrage bei dem Anwalt des 65-Jährigen blieb unbeantwortet.

Der WEG blieb nicht anders übrig, als weitere 47.000 Euro umzulegen, plus rund 9000 Euro zur Begleichung laufenden Rechnungen. Umgerechnet auf die Parteien musste allein die 74-Jährige weitere 3600 Euro zuschießen, der 78-Jährige 4200 Euro. Der sagt klipp und klar: "Auch ich werde diese Sonderumlagen nicht mehr beliebig oft stemmen können. Schließlich habe ich keinen Dukatenesel unterm Bett."

Doch ein Ende der Sonderumlagen scheint nicht in Sicht. Womöglich um den Fensterbauer gewogen zu stimmen, vermutet der 78-Jährige Beirat, hatte der Hausverwalter diesem seinerzeit noch einen zweiten Auftrag erteilt: Für rund 70.000 Euro sollen die Fenster zum Hof erneuert werden. "Das hatten wir zwar auch so beschlossen", betont der 78-Jährige, "Aber zu dem Zeitpunkt war auch noch Geld auf den Konten." Daher setzt die WEG nun ihre Hoffnung auf ein Entgegenkommen des Fensterbauers.

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