Literarisch-musikalischer Bistro-Abend in Oberpleis Hinein in die Geisteswelt des Kurt Tucholsky

OBERPLEIS · Für einen Abend verwandelte sich das evangelische Gemeindehaus in Oberpleis zu einem Lesecafé mit allem, was dazugehört - Feuilletons, Gedichte, Chansons und Wein. Im Zentrum des Abends: Kurt Tucholsky.

 Martin und Antje Schneider hauchen zu Tucholskys 125. Geburtstag dessen Werken Leben ein.

Martin und Antje Schneider hauchen zu Tucholskys 125. Geburtstag dessen Werken Leben ein.

Foto: Homann

Antje und Martin Schneider lasen - oder vielmehr sprachen - aus zahlreichen Tucholsky-Werken, Gabriele Müller am Klavier perfektionierte den Bistro-Abend, indem sie die glanzvolle Musik der 1920er Jahre auferstehen ließ. Sie spielte Kompostionen bekannter Unterhaltungsmusiker der Zeit und von Tucholsky selbst.

Das Ehepaar Schneider aus Berlin, ein literarisch-musisches Paar par excellence, brachte mit, was es zum Gelingen eines solchen Abends braucht: Erfahrung und einen beruflichen Hintergrund aus der Welt der Oper, Literatur und Rundfunk. Sie sprachen, sie flüsterten, sie brüllten und sie sangen. "Eigentlich braucht man ja keinen besonderen Anlass, um Tucholsky zu hören", erzählte Pfarrer Heiko Schmitz. "Aber da dieses Jahr sein 125. Geburtstag stattgefunden hätte und ich eine Affinität zu ihm habe, habe ich zu einer kleinen Jubiläumsfeier in unsere Gemeinde eingeladen."

Zahlreich waren die Mitglieder der Gemeinde erschienen, um an dieser intimen Jubiläumslesung teilzunehmen. Das Gemeindehaus zeigte ein Bild, wie man es sonst nur aus Kaffeehäusern und Bistros kennt. Gedämmtes Licht, auf den Tischen Salzgebäck und Nüsse, changierende Farbakzente durch die mit Rot- und Weißwein gefüllten Gläser. Hie und da lag eine Lesebrille auf dem Tisch, nebst Tucholsky-Büchern verschiedenster Auflagen und Jahrgänge. So lasen Antje und Martin Schneider beispielsweise "Der Krieg ohne Namen" und "Das leere Schloss". Am Klavier spielte Müller "Der Graben", nach dem Text Tucholskys und der Musik Hans Eislers - Martin Schneider sang und brachte einen Hauch Opernglanz nach Oberpleis.

Es steht außer Frage, dass die Schneiders ihr Handwerk beherrschen: Seine satte, kraftvolle Diktion im Zusammenspiel mit ihrer geradezu heiser anmutenden Stimme. Die Zuhörer schwelgten zwischen den Schneider'schen Lippen und den Müller'schen Fingern hin und her. Das Klavier: ein musikalisches Pendant zum Bühnenvorhang. Müller schloss die eine Szene ab und eröffnete die nächste. Das entschleunigende und zugleich anregende Moment rückte den Alltag in die Ferne und die Zuhörer hinein in die Geisteswelt des Kurt Tucholsky.

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