"Hallenkunst XXL" Großformatig und vielversprechend

KÖNIGSWINTER · Größer, bunter, eindrucksvoller - der gemeinnützige Kunstverein "antiform" setzt mit seiner neuen Ausstellung "Hallenkunst XXL" ein Zeichen für die kreative Freiheit, und zwar völlig ohne Formatbeschränkungen.

 Auch dieses Profil ist in der Lemmerzhalle zu sehen.

Auch dieses Profil ist in der Lemmerzhalle zu sehen.

Foto: Homann

Es ist das - wortwörtlich - größte künstlerische Pilotprojekt Königswinters: In Halle 3 der Lemmerzwerke konnten insgesamt 16 Kunstschaffende aus ganz Deutschland auf mehr als 1600 Quadratmetern Fläche ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Einzige Voraussetzung: Möglichst großformatig muss es sein.

Es war ein langer Weg bis zur Vernissage am vergangenen Freitag: Von der ersten Anfrage ans Bauamt im Juni 2014 bis zur Eröffnung dauerten die Planungen rund anderthalb Jahre, so der Antiform-Vorsitzende Helmut Reinelt. Zwei Wochen lang wurde in der Halle aufgeräumt und aufgebaut; manche Kunstwerke entstanden sogar direkt vor Ort - darunter auch das mit Abstand größte Werk der Ausstellung: Drei Tage Arbeit stecken in dem acht mal fünf Meter großen XXL-Graffitti, für das Street-Art-Künstler Mark Gmehling rund fünfzig Spraydosen opferte.

Betitelt ist der Blickfang am Hallenende, der ein Gehirn in Form eines Boxhandschuhs zeigt, mit dem englischen Begriff "Spirit". Gemeint ist der intelligente, vernunftgeleitete Kampfgeist: "Es gibt so viel, auch ganz aktuell, über das man sich aufregen sollte", erklärt Gmehling sein politisch motiviertes Werk. "Aber man sollte diese Aufregung mit Hirn und Verstand durchsetzen, nicht mit stumpfer Gewalt."

Drei großformatige Bilder steuert unterdessen Antiform-Chef Reinelt selbst zur Ausstellung bei. Der passionierte Fotograf unterzieht seine Arbeiten einer digitalen Nachbearbeitung, bis sie eine surreale - und bisweilen amüsante - Wirkung entfalten: etwa ein Mufflonschaf oder ein Eber, am Computer in die Form eines Fisches verzerrt. Das kam gut an: "Das fliegende Wildschwein ist mein Highlight", scherzte bei der Eröffnung ein Besucher.

Reinelt selbst sieht in den drei ausgehängten Werken aus seiner Reihe "En passant" eine "melancholische Ironie", einen ironisch-traurigen Blick auf ein ernstes Thema: das kriegerische Verhältnis des Menschen zur Natur, das die eigentlichen Naturbewohner zu flüchtig vorbeihuschenden Phantomen reduziere.

Kunststudent Maximilian Siegenbruck stellt indes mit zehn Einzelwerken, exemplarisch ausgewählt aus seiner 21 Bilder starken Reihe "Red Carpet", in eindringlichen malerischen Momentaufnahmen das Wesen des Menschen in all seinen Facetten dar. Alle seine Modelle, teils Freunde, teils Fremde, sitzen auf einem scheinbar nicht enden wollenden roten Sofa: "Im Laufe meiner Karriere will ich irgendwann einmal 1000 Menschen auf diesem Sofa gemalt haben", erzählt Siegenbruck. Aber auch der riesige Oktopus aus der Hand von Wolfgang Krell, im Comic-Stil mit markanten Konturen und schrillen Farbflächen gehalten, zählt zu den Höhepunkten.

Ohne Zweifel: Die Hallenkunst im Großformat ist unkonventionell, gerade deshalb aber vielversprechend. Geht es nach Antiform-Chef Helmut Reinelt, wird die erste XXL-Ausstellung keinesfalls die letzte gewesen sein. gne

Die Ausstellung "Hallenkunst XXL" in Halle 3 der Lemmerzwerke, Am Kissel 10, ist bis Sonntag, 27. September, zu besichtigen. Der Eintritt kostet drei Euro; jeden Samstagabend gibt es zudem ab 19.30 Uhr Live-Musik, die Kosten betragen dann sechs Euro pro Person. Geöffnet hat die Galerie freitags von 17 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 22 Uhr sowie an Sonntagen von 14 bis 18 Uhr.

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