Anmeldungen zur Gesamtschule in Oberpleis Godehard Mai: "Der Ärger ist nachvollziehbar"

OBERPLEIS · Seit Aschermittwoch steht in der Gesamtschule Oberpleis das Telefon nicht mehr still. Am Karnevalsfreitag hatten die 23 Absagen für das kommende Schuljahr per Post die betreffenden Eltern erreicht.

 185 Anmeldungen gingen bei der Gesamtschule ein. 23 Kinder mussten abgelehnt werden.

185 Anmeldungen gingen bei der Gesamtschule ein. 23 Kinder mussten abgelehnt werden.

Foto: Frank Homann

Nicht nur die Erziehungsberechtigten, auch die bisherigen Schulleiter und Lehrer der abgelehnten Kinder versuchten die Entscheidung nachträglich zu beeinflussen. Bisher liegen der Schule sechs Widersprüche vor. Sie werden nach Ablauf der vierwöchigen Frist an die Bezirksregierung weitergeleitet.

23 Kindern, davon zwölf aus Königswinter, bei 185 Anmeldungen hatte Godehard Mai eine Absage erteilen müssen. Unter den zwölf sei auch ein Inklusionskind gewesen. Dieses habe jedoch inzwischen einen Platz im Gymnasium am Oelberg gefunden. Jede Absage ist dem Leiter der Gesamtschule schwer gefallen, wie er versichert. "Die Zahl der Kinder, die aufgenommen werden, legt ja der Schulträger, also die Stadt, fest. Die Schulleitung hat aber die undankbare Aufgabe, die Kinder, die abgelehnt werden, auszuwählen", sagte Mai am Montag im Gespräch mit dem General-Anzeiger.

135 Kinder hätte die Schule nur aufnehmen können, wenn es bei der geplanten Fünfzügigkeit geblieben wäre. Dann hätte es sogar 50 Absagen gegeben. Nachdem die Bezirksregierung nachträglich den sechsten Zug genehmigte, mussten "nur" 23 Kinder und ihre Eltern die bittere Pille schlucken. 162 Kinder werden aufgenommen.

Von den sieben Kriterien, die die Bezirksregierung zur Auswahl vorgab, entschied sich die Schulleitung für die Leistungsheterogenität und das Losverfahren. "Egal, wen es trifft, es trifft immer den Falschen. Der Ärger der Eltern ist absolut nachvollziehbar", sagt Mai. Zwölf Inklusionskinder mit vom Schulamt des Rhein-Sieg-Kreises anerkanntem Förderbedarf seien gesetzt gewesen.

Danach habe die Schulleitung die Leistungsheterogenität als wichtigstes Kriterium festgelegt. Das bedeutet, dass eine Gesamtschule im idealen Fall je ein Drittel Schüler mit Gymnasial-, Realschul- und Hauptschulempfehlung aufnehmen sollte. "Ein ausgewogenes Verhältnis ist auch im Hinblick auf die spätere gymnasiale Oberstufe wichtig", so Mai. In den vergangenen beiden Jahren war das nicht möglich gewesen, weil zu wenige Schüler mit Gymnasialempfehlung angemeldet worden waren.

Gegen das Kriterium Schulweg entschied man sich, weil es für alle Schüler hätte angewendet werden müssen, was bedeutet hätte, dass Kinder aus dem nahe gelegenen Hennef-Söven oder Bad Honnef-Aegidienberg hätten aufgenommen werden müssen, Kinder aus Niederdollendorf jedoch leer ausgegangen wären. Auch Geschwisterkinder wollte man nicht bevorzugen, da in den vergangenen beiden Jahren viele Schüler aus Bad Honnef aufgenommen wurden und dadurch wiederum Kinder aus der Nachbarstadt bevorzugt worden wären.

"Es gibt kein wirklich gerechtes Verfahren. Deshalb haben wir uns für das Los entschieden", so Mai. Gesetzt waren neben den Inklusionskindern die Kinder der Leistungsgruppe 1, vor allem Schüler mit Gymnasialempfehlung. In die Trommel kamen die Kinder der Leistungsgruppe 2 - mit dem bekannten Ergebnis.

"Ablehnungen sind an der Oberpleiser Gesamtschule noch Neuland. In Tannenbusch mussten sogar 120 Kinder abgewiesen werden. Und auch das CJD musste 90 Kindern eine Absage erteilen", sagt Mai. Er verstehe, dass eine Ablehnung vor allem für Kinder, die in Oberpleis wohnen, besonders problematisch sei. Keine Schikane, sondern von der Bezirksregierung vorgegeben, sei auch die Benachrichtigung unmittelbar vor Karneval gewesen.

"Die Bezirksregierung hat jetzt auch bei den Widersprüchen das Heft des Handelns in der Hand", so Mai. Er rät der Politik, eine dauerhafte Sechszügigkeit zu beantragen. Dann bestehe künftig vielleicht auch mal die Chance, neu zugezogenen Kindern einen Platz anbieten zu können. "Wir bekommen fast täglich Anfragen, die wir aber alle ablehnen müssen."

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