Kommentar Gesellschaft ist gefragt
Die Verwaltung tut gut daran, die Sorgen und Ängste der Anwohner rund um die Paul-Moor-Schule, aber auch anderen Flüchtlingsunterkünften, ernst zu nehmen.
Und es ist richtig, sich den Fragen der Bürger zu stellen, denn viele Sorgen und Ängste entstehen durch Nichtoder Halbwissen. Nicht zuletzt tragen (falsche) Gerüchte dazu bei, die Unsicherheit zu schüren. Und viele Anregungen, die die Bürger am Montagabend gaben, könnten sich als ausgesprochen sinnvoll erweisen.
Die Anwohner, die die Unterbringung der Flüchtlinge in ihrer unmittelbaren Nähe ablehnen, sollten sich aber auch fragen, warum sie das tun. Geht es ihnen wirklich darum, dass die Menschen dort nicht ausreichend Platz haben? Denn im Vergleich mit vielen Unterkünften nehmen sich die Pläne für die Paul-Moor-Schule geradezu großzügig aus. Das ist die bittere Wahrheit. Und natürlich wäre es besser, die Asylbewerber dezentral unterzubringen - doch dafür fehlt der Raum. Auch das sind Tatsachen.
Die Unterbringung und Integration von Menschen, die vor Krieg, Elend und Hunger geflohen sind, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen. Die meisten dieser Menschen haben alles verloren und Traumatisches erlebt. Da nehmen sich Fragen danach, ob die Müllversorgung gesichert oder die Fenster der Unterkunft sauber gehalten werden, schon ein wenig zynisch aus.
Und wer bei spielenden Kindern von Emissionen spricht, begibt sich auf reichlich fragwürdigen Boden. Ja, die Anwohner der Paul-Moor-Schule haben wie alle anderen ein Recht auf Ruhe. Wie alle anderen aber müssen sie einen gewissen Lärm auch hinnehmen.
Und wenn alle Seiten aufeinander zugehen, dann muss es auch nicht zu den Horrorszenarien kommen, die mancher am Montag an die Wand malte. Daher ist der Vorschlag eines Runden Tisches ein sehr guter. Alle Seiten können für ihre Bedürfnisse sensibilisieren, Probleme angesprochen und vielleicht gelöst werden, bevor sie eskalieren. Dann wäre viel gewonnen.
